Im Jahr 2005 stellte DittyBot, ein kreativer Hack mit Applescript und Automator auf dem Mac OS X Tiger, eine faszinierende Möglichkeit vor, Musik via Textnachrichten auf das Handy zu streamen. Die Idee dahinter war so einfach wie einfallsreich: Man schickt vom Mobiltelefon eine SMS an eine eigens eingerichtete POP-Email-Adresse, die Songtitel und Künstlernamen als Suchbegriffe enthält. DittyBot liest diese E-Mail, erzeugt daraus eine Song-Playlist auf iTunes, initiiert über Skype einen Anruf auf das Mobiltelefon und spielt die ausgewählten Songs ab, während das Handy klingelt – ein beeindruckender Beweis für die Möglichkeiten von Automator und Applescript auf dem Mac damals.DittyBot funktioniert als eine Art automatisierter Vermittler zwischen verschiedenen Programmen. Er überprüft alle 45 Sekunden eingehende E-Mails, filtert jene von der festgelegten Mobiltelefon-Email-Adresse heraus und extrahiert den Songtitel, der in der E-Mail steht.
Anschließend werden passende Lieder in der iTunes-Bibliothek gesucht und in eine Playlist namens „DittyBot“ aufgenommen. Dank des Tools Soundflower wird der iTunes-Sound als Eingangssignal für Skype weitergeleitet. Skype erhält die Anweisung, den Nutzer zurückzurufen, und überträgt somit die Musik live ans Handy. Auch wenn das Setup zunächst komplex klingt, zeigt es auf spielerische Weise die Leistungsfähigkeit und Flexibilität von Apples Automatisierungstools.Der technische Aufbau erforderte einige wichtige Voraussetzungen.
So muss Mac OS X Tiger installiert sein, da Automator und Applescript der Kern des Systems für die Automatisierung sind. Außerdem wird eine POP-fähige E-Mail-Adresse gebraucht, da DittyBot sonst keinen Zugriff auf die Songanfragen bekommt. Die Autorisierung erfolgt über Mail.app, Apples (mittlerweile veralteter) Standard-Mailclient unter Tiger. Für die Anrufübertragung ist ein Skype-Konto mit aktivierter SkypeOut-Funktion notwendig, da Skype damit ausgehende Telefonate zu Festnetz- oder Mobiltelefonnummern ermöglicht.
Neben diesen Programmen kommt Soundflower zum Einsatz, ein kostenloses System-Plug-in, das Audio-Routing-Lösungen bietet und den Ton von iTunes so umleitet, dass Skype ihn wie ein Mikrofoneingang behandeln kann.Das Einrichten von DittyBot verlangte neben der Installation der Software-Komponenten auch manuelle Anpassungen in den Automator-Workflows und Applescript-Dateien. So musste etwa in den Automator-Aktionen die Mobiltelefon-Email-Adresse als Filter hinterlegt werden, damit nur relevante E-Mails verarbeitet werden. Ebenso war die eigene Handynummer in den Skype-Befehlsschritten in das Skript einzutragen, damit der Rückruf korrekt erfolgt. Der Workflow legt außerdem fest, welche Zeile in der E-Mail den Songtitel enthält – eine wichtige Einstellung, da verschiedene Handys Mails unterschiedlich formatieren.
Außerdem galt es, die Sound-Einstellungen auf dem Mac in den Systemeinstellungen an Soundflower anzupassen. Sowohl die Eingangs- als auch die Ausgangsquelle werden auf Soundflower gestellt, sodass iTunes klanglich über ein virtuelles Kabel direkt an Skype weitergegeben wird. Ohne diese Einstellung bleibt die Musik auf dem Mac stumm und erreicht das Handy nicht. Ein weiterer Schritt ist die Aktivierung der Bedienungshilfen für Applescript in den Systemeinstellungen, damit das Skript Skype automatisiert steuern kann.DittyBot ist in erster Linie eine Demonstration der Mächtigkeit von Apples Automatisierungswerkzeugen gewesen.
Es zeigt, wie verschiedene Programme per Applescript miteinander verbunden werden können, um komplexe Abläufe möglichst ohne manuelles Eingreifen abzuwickeln. Dies spricht insbesondere Nutzer an, die gerne mit Skripten experimentieren und individuelle Workflows erstellen möchten. Die Limitierungen der damaligen Technologie machten das Projekt natürlich auch zum Hobby-Experiment, das nicht immer reibungslos läuft, aber besonders für Apple-Fans interessant war.Hilfreiche Tipps zur Nutzung umfassen die Wahl der Suchbegriffe in der SMS. DittyBot verwendet die iTunes-Suchfunktion, die auch bei unpräzisen Angaben funktioniert, solange die Schlüsselwörter spezifisch genug sind, um nicht zu viele Treffer zu erhalten.
Denn eine zu große Anzahl passt DittyBot nicht gut in die eingeschränkte Verarbeitungszeit, was dazu führt, dass die Wiedergabe eventuell nicht gestartet wird. Außerdem werden die Songanfragen nach dem Abspielen automatisch gelöscht, sodass der Posteingang sauber bleibt. Dabei sollte man jedoch vorsichtig sein, wenn man generell viele SMS an die angegebene Mailadresse sendet, da diese sonst verloren gehen.Der große Vorteil an DittyBot bestand darin, Musik mobil und flexibel zu steuern, ohne zusätzliche Hardware außer dem Mac zu benötigen. Gerade in einer Zeit, in der Smartphones mit Streaming-Apps und leistungsfähigen Musikdiensten noch nicht selbstverständlich waren, eröffnete DittyBot eine faszinierende Alternative.
Nutzer konnten unterwegs per einfachen SMS-Befehl ihre Lieblingsmusik hören, ohne sich um Synchronisation oder komplizierte Cloud-Dienste kümmern zu müssen.Das Projekt wurde in der Community lebhaft diskutiert und führte zu zahlreichen Erweiterungsvorschlägen. Etwa wurde die Idee geäußert, SkypeIn anstelle von SkypeOut zur schnelleren und günstigeren Anrufannahme zu nutzen, oder die Sprachsteuerung zu implementieren. Weitere Beiträge zeigten alternative Skripte, die Mail-Regeln zur Automatisierung nutzen, um die Reaktionszeit zu verbessern und auf ältere Mac OS-Versionen übertragbar zu sein. Manche Nutzer suchten auch nach Windows- oder Linux-Alternativen.
DittyBot ist somit ein ausgezeichnetes Beispiel für kreatives Programmieren mit Apple-Technologien. Es verband auf elegante Weise Textnachrichten, Mailabruf, Mediaplayer, VoIP-Telefonie und Systemaudio zu einem reibungslos funktionierenden Ganzen. Auch wenn der heutige technische Fortschritt viele dieser Funktionen viel einfacher über Apps und Cloud-Dienste anbietet, ist DittyBot weiterhin eine wertvolle Inspirationsquelle im Bereich der Desktop-Automatisierung und Skriptprogrammierung.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass DittyBot einen ausgeklügelten Workflow kreierte, der den Mac zu einem zentralen Musik-DJ mit Fernsteuerung verwandelte. Wer Freude am Basteln mit Applescript hat und die damaligen Technologien für innovative Lösungen nutzen möchte, findet in DittyBot eine spannende und lehrreiche Projektidee.
Es erinnert daran, wie vielseitig Automator und Applescript eingesetzt werden können und welche kreativen Anwendungen auch mit begrenzten Mitteln möglich sind. Auch heute noch veranschaulicht DittyBot hervorragend, wie Software verschiedener Programme scheinbar mühelos zusammenspielen kann, um außergewöhnliche Aufgaben zu bewältigen.