Die globale Suche nach nachhaltigen Technologien zur Reduzierung von Treibhausgasen und zum effizienteren Umgang mit Energie führt immer mehr Forscher:innen zum Bereich der CO2-Elektroreduktion. Besonders im Fokus steht dabei die Umwandlung von CO2 in wertvolle chemische Grundstoffe und Energieträger, um auf diese Weise fossile Ressourcen zu ersetzen und den Klimawandel zu bekämpfen. Ein zukunftsweisender Durchbruch wurde kürzlich durch die Entwicklung einer neuartigen eingekapselten Cobalt-Nickel (Co-Ni)-Legierung katalysators erzielt, die speziell für die Hochtemperatur-CO2-Elektroreduktion optimiert wurde. Dieses System verspricht, zahlreiche bisherige Herausforderungen zu überwinden und stellt eine vielversprechende Technologie für industrielle Anwendungen dar. Traditionell erfolgt die elektrochemische Umwandlung von CO2 oft bei niedrigen Temperaturen unter 100 Grad Celsius.
Hier bestehen jedoch bedeutende praktische Einschränkungen: Die Energieeffizienz liegt oft unter 35 Prozent, und die Nutzungsdauer der Katalysatoren ist begrenzt, da eine schnelle Degradation und unerwünschte Nebenreaktionen auftreten. Hohe Stromdichten, die für die Skalierbarkeit notwendig sind, verursachen zudem eine schnelle Verschlechterung der Aktivität. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Bildung von Carbonatverbindungen, die die Kohlenstoffausbeute und die Lebensdauer der Systeme reduzieren. Vor diesem Hintergrund hat sich die Hochtemperatur-CO2-Elektroreduktion mithilfe von Festoxid-Elektrolysezellen (SOEC) als vielversprechende Alternative etabliert. Die SOEC-Technologie arbeitet bei Temperaturen von 600 bis 1000 Grad Celsius und verwendet reine CO2-Gasströme ohne zusätzliche Wasserstoffquellen.
Dadurch gelingt eine nahezu vollständige Selektivität zur Bildung von CO, einem wichtigen Synthesebaustein für die chemische Industrie. Allerdings sind die bisherigen Katalysatorsysteme aus reinem Metall, Gemischen von Metall und Oxiden oder metallischen Dekorationen anfällig für Agglomeration, Verschleiß und katalytischen Verfall, wodurch die erreichbaren Energieeffizienzen typischerweise unter 70 Prozent liegen und die Stabilität bei 1 Ampere pro Quadratzentimeter meist nicht länger als 200 Stunden garantiert werden kann. Die neuentwickelte Co-Ni-Legierung in einem Sm2O3-dotierten CeO2-Oxidträger, kurz SDC, stellt eine innovative Lösung dar, die diese Limitierungen überwindet. Dieses Konzept kombiniert zwei entscheidende Vorteile: Zum einen fungiert das encapsulierende Oxid als wirksame Barriere gegen Metall-Agglomeration und Koksablagerungen, wodurch die Struktur des Katalysators langfristig stabil bleibt. Zum anderen ermöglicht die bimetallische Co-Ni-Legierung eine Feineinstellung der elektronischen und geometrischen Eigenschaften der aktiven Oberfläche, um die Wechselwirkungen mit CO2 und den Zwischenprodukten optimal zu gestalten.
Die Kombination von Metalllegierung und funktionellem Oxid unterstützt so höchste katalytische Aktivität bei gleichzeitig herausragender Lebensdauer. Mithilfe einer sol–gel-basierten Synthesemethode wurde die Co-Ni-Legierung präzise einheitlich mit dem SDC-Oxid umhüllt, sodass ein komplexes Kern-Schale-ähnliches Katalysatorsystem entstand. Anhand von analytischen Techniken wie Transmissionselektronenmikroskopie, Röntgendiffraktion und Energie-dispersiver Röntgenspektroskopie konnte die komplexe Struktur bestätigt werden. Die katalytischen Untersuchungen zeigten, dass exakt die Legierung mit einem Verhältnis von 1:1 aus Cobalt und Nickel die höchste Aktivität und Stabilität im Betrieb bei 800 Grad Celsius erreicht. Im Vergleich zu nicht-eingekapselten Referenzproben stieg die Stromdichte bei 1,1 Volt Zellspannung auf bemerkenswerte 1 Ampere pro Quadratzentimeter an, begleitet von einer nahezu vollständigen Faradaischen Effizienz von 100 Prozent zur CO-Bildung.
Die energetische Effizienz bei der Umwandlung von CO2 zu CO lag bei diesen Bedingungen über 90 Prozent und blieb auch bei höheren Stromdichten von bis zu 2 Ampere pro Quadratzentimeter noch über 75 Prozent. Zusammen mit einer extrem hohen Single-Pass-Ausbeute von bis zu 90 Prozent ergibt sich damit eine hervorragende wirtschaftliche Perspektive. Besonders herausragend ist auch die Stabilität: Selbst nach 2.000 Stunden Dauerbetrieb bei industriell relevanten Bedingungen verschlechterte sich die Zellspannung nur geringfügig, und die Selektivität blieb stabil hoch. Die Kombination aus Co-Ni-Alloy und Oxid-Einkapselung verhindert effektiv die Entstehung von koksartigen Ablagerungen, die typischerweise die Nutzungsdauer limitieren.
Die elektrokatalytischen Eigenschaften wurden mittels operando Elektrochemischer Impedanzspektroskopie detailliert untersucht. Dabei zeigte sich, dass sowohl die Aktivierung von CO2 am Metall-Oxid-Grenzflächenkomplex deutlich verbessert als auch die Bindungsstärke von CO auf den Metalloberflächen moderat gehalten werden konnte. Letzteres ist entscheidend, um die Ablagerung von Kohlenstoffverbindungen durch sogenannte Boudouard-Reaktionen zu vermeiden, die früher zu Katalysatordegradation führten. Gleichzeitig fördert die eingekapselte Struktur starke Wechselwirkungen zwischen den aktiven Metalllegierungsflächen und dem oxidischen Elektrolyten und optimiert so den phononischen und elektronischen Transport. Theoretische Berechnungen mit Dichtefunktionaltheorie (DFT) unterstützten die experimentellen Ergebnisse und lieferten mechanistische Einblicke.
Die Modellierungen zeigten, dass CO2 bevorzugt als Carbonatkomplex an den Grenzflächen des Metalls mit dem SDC-Oxid adsorbiert wird, was eine energetisch günstige Zwischenstufe für weitere Reduktionsschritte darstellt. Gleichzeitig liegt die CO-Adsorption auf den Co-Ni-Metallseiten in einem moderaten Bereich, der eine schnelle Freisetzung von CO gewährleistet und die Katalysatorstabilität fördert. Die optimierte Oberflächenstruktur und elektronische Beschaffenheit resultiert somit in einem dualen Wirkungsmechanismus, der die Effizienz der CO2-Elektroreduktion maßgeblich verbessert. Mit dieser Technologie wird ein Quantensprung gegenüber existierenden Festoxid-Elektrolysezellen und Membran-Elektroden-Anordnungen für CO2-Reduktion erzielt. Während herkömmliche SOECs nur in begrenztem Maße die Bedingungen für Industrieprozesse erfüllen, zeichnet sich das Co-Ni@SDC-System durch signifikant längere Lebensdauer, höhere Energieeffizienz und stark verbesserte Produktausbeute aus.
Wirtschaftliche Analysen prognostizieren dadurch eine mögliche Kostensenkung von bis zu 80 Prozent bei großtechnischer Anwendung. Die Nachhaltigkeit wird durch die Verwendung von Nicht-Edelmetallkomponenten zusätzlich erhöht, womit die Abhängigkeit von kostspieligen, seltenen Rohstoffen reduziert und die Skalierbarkeit der Technologie verbessert wird. Die Kombination aus Innovation in der Materialwissenschaft, präziser Nanostrukturkontrolle und fundiertem theoretischem Verständnis macht diese Entwicklung zu einem Meilenstein im Bereich der CO2-Nutzung und der erneuerbaren Energietechnik. Für die Zukunft eröffnet der eingeschlagene Weg zahlreiche Möglichkeiten, etwa die Integration der Hochtemperatur-SOECs in bestehende industrielle Prozesse, die Kopplung mit erneuerbaren Energiequellen wie Solar- oder Windkraft sowie die Weiterentwicklung der Katalysatordesigns zur Produktion weiterer wertvoller Kohlenwasserstoffe. Ebenso kann die verbesserte Stabilität und Aktivität Grundlage für die Erforschung neuer elektrochemischer Systeme sein, beispielsweise die direkte Umwandlung von CO2 in flüssige Kraftstoffe oder Synthesegase bei industriellem Maßstab.
Zusammenfassend zeigt die Entwicklung der eingekapselten Co-Ni-Legierung katalysators, dass durch kluges Design von Legierungs- und Oxidkomponenten herausragende Resultate hinsichtlich Effizienz, Selektivität und Stabilität bei der CO2-Elektroreduktion bei hohen Temperaturen erzielt werden können. Diese Technologie bietet einen vielversprechenden Beitrag zur Erreichung klimaneutraler Energiesysteme und zur nachhaltigen Wertschöpfung aus Kohlendioxid. Die Verbindung von Materialinnovation und angewandter Katalyse ebnet so den Weg für eine grüne Industrie der Zukunft, die erneuerbare Energien effizient speichert und CO2 sinnvoll in Kreisläufen verwertet.