In Ostafrika formiert sich eine neue Generation von Klimaaktivistinnen und Aktivisten, die sich mutig und entschlossen dem Kampf für Umweltgerechtigkeit verschrieben haben. Im Mittelpunkt dieser Bewegung steht Patience Nabukalu, eine 27-jährige ugandische Umweltaktivistin, die sich gegen das umstrittene East African Crude Oil Pipeline-Projekt (EACOP) engagiert. Ihre Geschichte ist dabei weit mehr als ein persönlicher Werdegang – sie reflektiert den wachsendem Widerstand und die wachsende Selbstbestimmung junger Menschen in einer Region, die von den Auswirkungen des Klimawandels und fossilen Brennstoffen besonders stark betroffen ist. Das EACOP-Projekt ist mit einem Investitionsvolumen von fünf Milliarden US-Dollar ein gigantisches Infrastrukturvorhaben, das eine 1443 Kilometer lange, beheizte Ölpipeline von den Ölquellen in Westuganda bis zur tansanischen Küste bei Tanga errichten will. Die Pipeline soll täglich 216.
000 Barrel Rohöl transportieren und dabei durch mehr als 400 Dörfer führen, wobei sie erhebliche Risiken für Wasserressourcen, landwirtschaftliche Flächen und die Artenvielfalt birgt. Insbesondere empfindliche Ökosysteme wie der Murchison Falls Nationalpark und das Viktoriaseebecken geraten durch die geplante Trasse in Gefahr. Patience Nabukalu hat diese Gefahren nicht nur als abstrakte Umweltthemen erlebt, sondern als konkrete Bedrohung ihres Heimatlandes und ihrer Gemeinschaft. Aufgewachsen in einer Region, die bereits unter der Degradierung der natürlichen Ressourcen leidet, hat sie das Ausmaß der Klimakrise und die Folgen einer übersehenen Umweltpolitik früh erkannt. Inspiriert von der globalen Fridays-for-Future-Bewegung und Persönlichkeiten wie Greta Thunberg, hat Patience den Schwerpunkt auf die Anliegen des sogenannten Globalen Südens gelegt und die oft übersehenen Stimmen aus Afrika in den Mittelpunkt gerückt.
Ihre Arbeit ist geprägt von einer engen Verbindung zur lokalen Bevölkerung und einer tiefen Kenntnis der kulturellen sowie wirtschaftlichen Zusammenhänge vor Ort. Gleichzeitig trägt sie ihre Botschaft auf internationaler Ebene, etwa bei den Klimakonferenzen COP26 und COP27, wo sie unmissverständlich auf die Ungerechtigkeiten hinweist, die im Kontext der Klimakrise bestehen. Für Patience ist klar, dass diejenigen Länder, die am wenigsten zu den globalen Emissionen beitragen, gleichzeitig am stärksten unter den Folgen der Erderwärmung leiden – eine Ungleichheit, die im politischen und wirtschaftlichen Diskurs oft vernachlässigt wird. Das Engagement von Patience Nabukalu geht über reine Protestaktionen hinaus. Sie kombiniert öffentliche Demonstrationen mit strategischer Bildungsarbeit, organisiert Vorträge und nutzt digitale Plattformen, um ein breites Bewusstsein für die sozialen und ökologischen Risiken des Ölpipelines zu schaffen.
Dabei ist ihr nicht nur wichtig, gegen ein Projekt zu opponieren, das Lebensgrundlagen zerstört, sondern auch alternative Visionen für eine nachhaltige und gerechte Zukunft zu präsentieren. Diese Haltung macht sie zu einer wichtigen Stimme in der wachsenden Jugendbewegung, die auch auf politische und wirtschaftliche Verantwortlichkeit pocht. In Uganda ist Klimaaktivismus nicht ungefährlich. Aktivistinnen und Aktivisten sehen sich oft mit Repressionen konfrontiert – von Polizeiwillkür über Festnahmen bis hin zu Einschüchterungsversuchen. Die enge Verflechtung der Regierungen Ugandas und Tansanias mit Ölgesellschaften schafft ein politisches Klima, in dem kritische Stimmen häufig unterdrückt werden.
Trotz dieser Herausforderungen zeigt Patience große Entschlossenheit. Ihre Teilnahme an internationalen Foren ist auch ein bewusstes Signal: Klimagerechtigkeit ist eine globale Angelegenheit, bei der die Perspektiven aus Ostafrika nicht ignoriert werden dürfen. Im Rahmen der Bewegung #StopEACOP haben sich zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen, Fachleute aus Umwelt- und Rechtsbereichen sowie Glaubensgemeinschaften zusammengeschlossen, um den Pipelinebau juristisch anzufechten und den internationalen Druck auf Investoren zu erhöhen. Mehr als zwei Dutzend Banken und Versicherungen haben seitdem ihre Unterstützung für das Projekt zurückgezogen, was den finanziellen Druck auf die Betreiber erhöht hat. Dennoch schreiten die Bauarbeiten mit Unterstützung neuer Investoren aus China und dem Nahen Osten voran, was die Lage für die betroffenen Gemeinden weiter verschärft.
Vor Ort in Uganda und Tansania erleben viele Menschen eine prekäre Situation. Einige Dörfer wurden bereits zwangsumgesiedelt, wertvolles Ackerland ging verloren, und die durch das Projekt entstehenden Unsicherheiten belasten die Lebensrealitäten der Bevölkerung massiv. Die versprochene Entschädigung für Betroffene verzögert sich häufig, und Kritik wird laut über mangelnde Transparenz und fehlende Einbeziehung der Gemeinschaften bei Entscheidungsprozessen. Angesichts dieser Herausforderungen arbeiten Patience und andere Aktivistinnen und Aktivisten beratend und unterstützend, damit Menschen ihre Rechte wahrnehmen können und ihre Stimmen trotz Gewalt und Bedrohungen weiterhin Gehör finden. Das Engagement junger Menschen wie Patience Nabukalu steht für einen grundlegenden Wandel in der globalen Klimabewegung.
Weg von einer Opferrolle hin zu aktiver Führung zeigt sich hier eine neue Generation, die nicht nur gegen ökologische Zerstörung protestiert, sondern auch die historische Dimension von Ausbeutung, kolonialem Erbe und autoritären Machtstrukturen benennt und bekämpft. Patience repräsentiert damit nicht nur den Widerstand gegen ein einzelnes Megaprojekt, sondern den Kampf um ein gerechteres und nachhaltigeres Entwicklungskonzept. Die Diskussion um die East African Crude Oil Pipeline stellt die internationale Gemeinschaft vor grundsätzliche Fragen. Wer trägt die Lasten wirtschaftlicher „Fortschritte“? Wer entscheidet über Ressourcen und deren Nutzung? Und vor allem: Wie kann Klimaschutz gelingen, wenn die Stimmen derjenigen, die direkt betroffen sind, systematisch marginalisiert werden? Patiences Aktivismus ist eine Mahnung, dass echte Klimagerechtigkeit nur durch solidarisches Handeln auf globaler und lokaler Ebene erreicht werden kann. Mit Mut, Entschlossenheit und einer klaren Vision kämpft Patience Nabukalu für einen Wandel, der weit über den Bau von Pipelines hinausgeht.
Sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter in Ostafrika zeigen, dass die Zukunft des Klimaschutzes von der aktiven Beteiligung junger Menschen aus dem Globalen Süden abhängt. Ihre Geschichte motiviert dazu, neue Wege zu denken und den Weg für eine Welt zu ebnen, in der ökologische und soziale Gerechtigkeit Hand in Hand gehen. Die Jugend Ostafrikas ist längst keine Randgruppe mehr, sondern eine treibende Kraft des Wandels – und Patience Nabukalu steht exemplarisch für diese Bewegung, die Rolle und Verantwortung mutig annimmt.