Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, besser bekannt als PFAS, rücken immer mehr in den Fokus von Umweltbehörden, Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit. Diese Gruppe fluorierter Chemikalien zeichnet sich durch ihre hohe Beständigkeit und wasser-, fett- sowie schmutzabweisenden Eigenschaften aus. Dadurch sind PFAS in zahlreichen industriellen Anwendungen und Konsumprodukten weit verbreitet. Gleichzeitig verursachen sie zunehmend Besorgnis, da sie als „Ewigkeitschemikalien“ gelten, die sich kaum abbauen und sich in Umwelt und Organismen anreichern können. Besonders kritisch sind industrielle Quellen, die PFAS herstellen, verwenden oder freisetzen.
Eine kürzlich erstellte Karte identifiziert 41.828 industrielle und kommunale Standorte, die entweder bekanntermaßen oder mutmaßlich PFAS produzieren, verwenden oder freisetzen – eine Zahl, die die Dimension dieses Umweltproblems verdeutlicht. Die Daten hierfür stammen aus vielfältigen Quellen wie dem Chemical Data Reporting Rule der US-Umweltschutzbehörde EPA, deren Enforcement and Compliance History Online-Datenbank, Daten des Federal Aviation Administration sowie einer Umfrage durch die New Yorker Umweltbehörde. Trotz des immensen Datenvolumens ist zu beachten, dass die Standortangaben auf Adressen basieren und nicht alle Standorte zwingend tatsächliche PFAS-Emissionen verursachen müssen. Die Karte dient damit vorrangig der Identifikation vermuteter PFAS-Schleudern und nicht als abschließende Bestandsaufnahme realer Verschmutzungsquellen.
PFAS und ihre problematischen Eigenschaften Die Eigenschaften von PFAS als äußerst stabile Verbindungen machen sie aus technischer Sicht wertvoll, bilden aber gleichzeitig ihr gravierendes Umweltproblem. Sie sind in der Lage, Oberflächen wasser- und schmutzabweisend zu machen, was ihnen in der Industrie vielfältige Einsatzgebiete eröffnet hat. So finden sich PFAS in der Herstellung von Beschichtungen für Textilien, Papier, Lebensmittelverpackungen, in feuerbeständigen Schäumen sowie in zahlreichen Kosmetik- und Reinigungsprodukten. Doch gerade diese breite Vielfalt führt dazu, dass PFAS in großen Mengen in Umweltkompartimente gelangen, unter anderem in Gewässer, Böden und die Luft. Aufgrund ihrer Persistenz können sie sich weltweit in Nahrungsketten anreichern und sind mittlerweile auch in Lebensmitteln und menschlichem Blut nachweisbar.
Vermutete industrielle Quellen von PFAS Ein Hauptaugenmerk liegt auf industriellen Anlagen, die PFAS entweder direkt produzieren, für die Fertigung ihrer Produkte nutzen oder indirekt durch Emissionen zu Umweltbelastungen beitragen. Dazu zählen unter anderem Betriebe aus den Bereichen Elektroplattierung, Halbleiterfertigung, Kunststoff- und Harzherstellung, Chemieanlagen, sowie Betriebe der Papier- und Textilindustrie. Dazu kommen Flughäfen, die mit PFAS-haltigem Schaum Löschübungen durchgeführt oder Löschmittel eingesetzt haben, Deponien und Kläranlagen, die PFAS-haltige Abfälle verarbeiten. In der Kunststoff- und Harzindustrie werden PFAS beispielsweise als Öl- und Wasserabweisemittel eingesetzt. Elektroplattierereien und andere Metallisierungsbetriebe verwenden fluorierte Chemikalien zur Beschichtung und Veredelung von Oberflächen.
Halbleiterfertiger nutzen PFAS aufgrund ihrer chemischen Stabilität in speziellen Produktionsprozessen. Flughäfen und Feuerwehreinrichtungen wiederum sind durch die Verwendung von Aqueous Film Forming Foam (AFFF), einem PFAS-haltigen Löschschaum, relevante Emittenten. Auch Kläranlagen und Deponien spielen eine Rolle, da sie PFAS in behandeltem Abwasser oder Sickerwasser aus Abfallablagerungen freisetzen können. Herausforderungen bei der Erfassung und Überwachung Die Erfassung von PFAS-Emissionen und -Vorkommen gestaltet sich aufgrund ihrer weitverbreiteten Nutzung, der Fülle an Stoffen in der Gruppe und der unzureichenden Meldepflichten als sehr komplex. Hinzu kommt, dass bislang nicht alle PFAS-Varianten gleichermaßen untersucht werden und sich einige Unternehmen nicht offenlegen, ob und in welchem Umfang PFAS eingesetzt werden.
Somit basieren viele Aussagen auf Vermutungen und starken Indizien, sodass die aktuelle Karte als eine Art Vorwarnsystem dient. Sie identifiziert potenzielle Risikostandorte, die durch weitere Untersuchungen näher beleuchtet werden sollten. Erst so lassen sich gezielte Maßnahmen zur Minimierung der PFAS-Emissionen und zum Schutz der Umwelt ergreifen. Gesundheitliche und ökologische Auswirkungen Der Einsatz von PFAS ist nicht nur eine Herausforderung für die Umwelt, sondern ebenso für die menschliche Gesundheit. Zahlreiche Studien bringen PFAS mit gesundheitlichen Risiken in Verbindung, darunter Immunstörungen, hormonelle Veränderungen, Leber- und Nierenschäden sowie erhöhte Krebsraten.
Die hohe Persistenz und die Bioakkumulation führen dazu, dass Menschen weltweit diesen Stoffen ausgesetzt sind, selbst in Regionen, in denen keine offensichtlichen Quellen existieren. Ökologisch gesehen beeinflussen PFAS Organismengemeinschaften in Böden und Gewässern, etwa bei Fischen oder Bodenlebewesen. Die Stabilität der Substanzen macht eine natürliche Abbaubarkeit unwahrscheinlich, was ihre Ansammlung und Wirkung über lange Zeiträume verstärkt. Regulatorische Entwicklungen und Zukunftsperspektiven Aufgrund der ernsthaften Risiken sind in den letzten Jahren verstärkte regulatorische Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene zu beobachten. Die Europäische Union zählt PFAS zu den besonders besorgniserregenden Stoffen und arbeitet an strengeren Grenzwerten und Verboten.
In Deutschland bemüht sich die Umweltpolitik darum, die Quellen zu identifizieren, die Emissionen zu reduzieren und den Umgang mit PFAS-haltigen Materialien zu kontrollieren. Parallel wird intensiv an innovativen Technologien gearbeitet, um PFAS in Kläranlagen weiter zu entfernen, bestehende Ablagerungen zu behandeln und Alternativen zu fluorierten Chemikalien in der Industrie zu entwickeln. Gleichzeitig gewinnen öffentliche Informationsangebote und transparente Berichtssysteme an Bedeutung, wie es die genannte Karte als Modell eines solchen datenbasierten Monitorings zeigt. Fazit Die Karte zu vermuteten PFAS-Quellen verdeutlicht das Ausmaß des Themas und weist auf die zahlreichen industriellen Sektoren hin, die potenziell zur Verbreitung und Freisetzung dieser Chemikalien beitragen. Sie macht klar, dass PFAS ein globales Umweltrisiko darstellen, das nur durch koordinierte regulatorische Maßnahmen, verbesserte Transparenz und technologische Innovation bewältigt werden kann.
Eine gezielte Identifikation und Überwachung der relevanten Standorte bildet hierbei die Grundlage, um die Belastungen für Umwelt und Gesundheit langfristig zu reduzieren und nachhaltige Lösungen zu finden.