Dividendenaktien sind besonders bei Anlegern beliebt, die ein stetiges Einkommen aus ihren Investitionen wünschen. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten wirken sie oft wie ein sicherer Hafen. Doch nicht jede Dividendenaktie ist tatsächlich so stabil, wie es auf den ersten Blick scheint. Bei der Auswahl von Dividendenzahlern ist es entscheidend, das Geschäftsmodell, die finanzielle Gesundheit des Unternehmens und die Nachhaltigkeit der Dividenden zu analysieren. Andernfalls kann es schnell zu unerwarteten Kürzungen kommen, die Investoren empfindlich treffen.
Drei Aktien – AbbVie, Medtronic und Pfizer – stehen aktuell im Fokus, da ihre zukünftigen Dividendenzahlungen auf wackeligen Beinen stehen und Anleger genau hinschauen sollten, bevor sie investieren. AbbVie, ein Schwergewicht im Pharmasektor mit einer Marktkapitalisierung von etwa 300 Milliarden US-Dollar, ist bekannt für Medikamente wie Skyrizi und Botox. Trotz seiner Größe und der stetigen Dividendenerhöhungen in den vergangenen elf Jahren steht das Unternehmen aktuell vor Herausforderungen, die die Dividende gefährden könnten. Die Ausschüttungsquote, also der Anteil des Gewinns, der als Dividende ausgezahlt wird, hat sich auf etwa 266 Prozent erhöht – ein äußerst alarmierender Wert. Eine so hohe Ausschüttungsquote ist langfristig nicht tragbar, da das Unternehmen deutlich mehr ausschüttet, als es verdient.
Als Hauptgrund für diese Entwicklung gilt der starke Umsatzrückgang bei Humira, einem Blockbuster-Medikament zur Behandlung von rheumatoider Arthritis. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2025 sind die Umsätze mit Humira im Vergleich zum Vorjahr um 51 Prozent gefallen, während die Gewinne insgesamt seit ihren Höchstständen um etwa 69 Prozent eingebrochen sind. Parallel dazu sind die Nettoverschuldung von AbbVie deutlich gestiegen, was zusätzlichen Druck auf die finanzielle Stabilität ausübt. Die steigenden Schulden könnten das Unternehmen in Zukunft zwingen, Ressourcen von der Dividendenzahlung abzuziehen, um Schulden zu bedienen oder in Wachstum zu investieren. Trotz dieser Schwierigkeiten sorgen die Umsätze der neuen Immunologie-Medikamente Skyrizi und Rinvoq für Hoffnung.
Das Wachstum dieser Medikamente ist beeindruckend – allein im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2025 stiegen die Einnahmen aus Verkäufen um 65 Prozent im Jahresvergleich. Für das gesamte Geschäftsjahr werden Umsätze von 16,5 Milliarden US-Dollar für Skyrizi und 8,2 Milliarden US-Dollar für Rinvoq erwartet, mit jährlichen Zuwachsraten von 41 beziehungsweise 37 Prozent. Ob diese Wachstumsdriver den Rückgang von Humira ausgleichen können, ist derzeit jedoch noch ungewiss. Bei Medtronic, einem führenden Unternehmen in der Medizintechnik sind Produkte wie Herzschrittmacher, chirurgische Roboter und Insulinpumpen im Portfolio vertreten. Die Aktie von Medtronic ist seit Beginn der Pandemie nicht zur früheren Stärke zurückgekehrt und hat etwa 37 Prozent gegenüber den Höchstständen von 2021 eingebüßt.
Das Unternehmen überzeugte zwar über Jahrzehnte hinweg mit einer konstanten Dividendensteigerung – aktuell sind es sogar 47 aufeinanderfolgende Jahre – doch Überschattet wird diese Leistung von einer verschlechterten Marktlage und organisatorischen Schwierigkeiten. Die stagnierenden oder rückläufigen Umsätze sowie erhöhte Kosten erzwingen eine kritische Neubewertung der Kapitalallokation. Medtronic steht damit vor der Herausforderung, seine Dividendenpolitik an die gegebenen wirtschaftlichen Realitäten anzupassen. Anleger sollten vorsichtig sein und genau beobachten, wie sich die Gewinne entwickeln, denn auch wenn eine sofortige Kürzung der Dividende nicht wahrscheinlich erscheint, können unerwartete Belastungen zu spätere Anpassungen führen. Pfizer, ebenfalls ein Gigant im Pharma-Segment, lockt Investoren aktuell mit einer Dividendenrendite von etwa 7,5 Prozent.
Auf den ersten Blick ein verlockender Wert, der aber kritisch betrachtet werden sollte. Ein außerordentlich hoher Dividendenzinssatz ist nicht automatisch ein Zeichen für finanzielle Stärke, sondern kann auch auf eine drohende Dividendensenkung hindeuten. Pfizer hat trotz seiner Größe und Produktvielfalt mit Herausforderungen wie dem Auslaufen von Patenten, steigendem Wettbewerb und höheren Forschungs- und Entwicklungskosten zu kämpfen. All diese Faktoren belasten die Margen. Wenn die Gewinne sinken, bleibt für nachhaltige Dividendenzahlungen immer weniger Spielraum.
Zudem zeigen diverse Studien, beispielsweise von Ned Davis Research und Hartford Funds, dass Unternehmen, die ihre Dividenden konsequent erhöhen, historisch gesehen bessere Gesamterträge mit weniger Schwankungen erzielt haben als Konzerne, die nur stabile oder sinkende Ausschüttungen bieten. Das bedeutet für Anleger, dass reine Hochdividendenwerte, wie Pfizer sie aktuell bietet, häufig mit einem Risiko verbunden sind, dass die Dividende in Zukunft gekürzt wird. Wer also langfristig auf Dividenden setzt, ist gut beraten, genau hinzuschauen, ob das jeweils zugrundeliegende Geschäftsmodell die Ausschüttung auch in Zukunft tragen kann. Vor allem sollte die Ausschüttungsquote angemessen sein und die Gewinnentwicklung stabil oder wachsend. Bei AbbVie, Medtronic und Pfizer ist die Lage derzeit angespannt.
Umsatzeinbrüche, hohe Verschuldung und unsichere Wachstumsaussichten stellen eine Belastung für die Dividendenleistung dar. Für Investoren ist es wichtig, solche Warnsignale zu erkennen und im Zweifel mit dem Kauf dieser Aktien zu warten oder ihre Positionen kritisch zu überprüfen. Eine breite Diversifikation im Portfolio und der Fokus auf Unternehmen mit nachhaltiger Dividendenpolitik sind Schlüssel zur Absicherung vor ungeplanten Einkommensausfällen. Letztlich geht es bei Dividendenaktien nicht nur um attraktive Renditen, sondern vor allem um finanzielle Stabilität, starke Marktstellung und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Die drei genannten Aktien zeigen exemplarisch, wie sogar marktführende Firmen vor großen Herausforderungen stehen können.
Wer sein Geld sicher und nachhaltig anlegen will, muss daher tief in die Fundamentaldaten eintauchen und sich von verlockenden Renditeversprechen nicht blenden lassen.