Die Forschung und Innovation gelten seit langem als Schlüssel für die wirtschaftliche Entwicklung, gesellschaftlichen Fortschritt und globale Wettbewerbsfähigkeit. In den letzten Jahren haben politische Veränderungen insbesondere in den Vereinigten Staaten dazu geführt, dass Wissenschaftler und Forscher nach neuen Perspektiven suchen. Europa reagiert darauf mit einer gezielten Initiative, die den Kontinent als attraktiven und offenen Standort für Wissenschaftler aus aller Welt positionieren soll. Diese Strategie umfasst umfangreiche finanzielle Förderprogramme und neue gesetzliche Regelungen, um Wissenschaftsfreiheit sowie Diversität und Inklusion zu schützen und zu fördern. Der Anstoß zu dieser europäischen Kampagne kam unter anderem als Reaktion auf die Entscheidung der Trump-Administration, die US-Fördermittel für Forschungsprojekte im Bereich Diversity, Equity und Inclusion (DEI) einzufrieren.
Diese Förderstopps führten in den USA zu erheblichen Einschnitten bei Projekten, die sich mit wichtigen gesellschaftlichen Themen wie der Integration unterrepräsentierter Gruppen, der Bekämpfung von Fehlinformationen und der Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinschaften beschäftigen. Die Folge war ein spürbarer Verlust für die wissenschaftliche Gemeinschaft sowie Proteste von Forschern und Akademikern im ganzen Land. Im Mai 2025 fand an der renommierten Sorbonne Universität in Paris die Veranstaltung „Choose Europe for Science“ statt, bei der französischer Präsident Emmanuel Macron und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, gemeinsam eine klare Botschaft an die weltweite Wissenschaftsgemeinde richteten: Europa will der bessere Ort für Forscher sein, besonders für jene, die sich durch aktuelle politische Unsicherheiten im Heimatland bedroht fühlen. Macron betonte, dass Wissenschaft nie eine Frage von Herkunft, Geschlecht oder politischer Zugehörigkeit sein dürfe und dass Europa Wissenschaftler willkommen heiße, die Freiheit und Zusammenarbeit hoch schätzen. Ursula von der Leyen stellte ein neues „Supergrants“-Programm vor, das finanziell besonders attraktiv sein soll und begabten Wissenschaftlern eine langfristige Perspektive in Europa bieten wird.
Für den Zeitraum von 2025 bis 2027 werden weitere 500 Millionen Euro investiert, um Europas Forschungslandschaft für Talente aus aller Welt noch zugänglicher zu machen. Diese Finanzmittel fließen über den Europäischen Forschungsrat, der ohnehin über ein Budget von mehr als 16 Milliarden Euro für sieben Jahre verfügt und als wichtiger Motor für wissenschaftliche Innovationen gilt. Darüber hinaus will die Europäische Union mit einem neuen Gesetz freiheitliches Forschen gesetzlich verankern, um somit ein global eindeutiges Signal zu setzen. Freiheit, Vielfalt und Offenheit im Forschungssektor sollen „in Gesetz gegossen“ werden und als unverrückbare Grundpfeiler Europas gelten. Von der Leyen hob hervor, dass Wissenschaft keine Grenzen, Ethnien oder politische Barrieren kennen darf.
Für Europa ist Diversität ein Wettbewerbsvorteil und eine unverzichtbare Ressource zugleich. Diese Initiative steht exemplarisch für die veränderte globale Landschaft der Wissenschaft und Forschung. Während die USA mit restriktiven Maßnahmen und ideologischen Debatten konfrontiert sind, möchte Europa seine Offenheit und weltoffene Ausrichtung weiter ausbauen. Dies ist auch eine strategische Antwort auf die wachsenden globalen Herausforderungen sowie auf zunehmenden internationalen Wettbewerb in Schlüsseltechnologien und Zukunftsfelder wie Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien und nachhaltige Umweltforschung. Neben den finanziellen Anreizen und rechtlichen Schutzmaßnahmen plant die EU auch, bürokratische Hürden zu reduzieren, die Forschern das Leben unnötig erschweren.
Zu viele administrative Auflagen, fehlender Zugang zu Unternehmen und komplizierte Visa-Prozesse werden als Hemmnisse erkannt und systematisch abgebaut. Die EU möchte den Zugang zu Partnern aus der Wirtschaft erleichtern und damit Forschungsideen schneller in Innovationen und marktfähige Produkte überführen. Macron appellierte eindringlich an Wissenschaftler, die sich außerhalb Europas eingeschränkt fühlen, nach Europa zu kommen. „Europa muss ein sicherer Hafen für Talente sein“, sagte er. Damit unterstrich er die Rolle Europas nicht nur als Ort für wissenschaftlichen Fortschritt, sondern auch als Verteidiger menschlicher und akademischer Freiheitsrechte.
Diese neue europäische Wissenschaftsoffensive ist auch ein Zeichen des Wettbewerbs im globalen Forschungssystem. Während manche Länder zunehmend protektionistische Wege gehen, setzt Europa auf Offenheit und Kooperation. Südliche und zentraleuropäische Staaten profitieren von dieser Strategie ebenso wie etablierte Forschungshochburgen im Westen. Die gemeinsame Forschungsförderung stärkt zudem den innergemeinschaftlichen Zusammenhalt und macht Europa insgesamt innovativer und wettbewerbsfähiger. Für Forschende weltweit eröffnen sich durch diese Programme vielfältige Möglichkeiten.
Junge Wissenschaftler erhalten Zugang zu internationalen Netzwerken, erfahrene Experten können mit großzügigen Mitteln geplante Großprojekte realisieren. Dabei bildet Nachhaltigkeit, gesellschaftlicher Nutzen und interdisziplinärer Austausch die Grundlage moderner Forschung. Die geplanten Summen und Maßnahmen sind ein starkes Signal, dass Europa Wissenschaft als strategische Priorität versteht. Es handelt sich nicht nur um kurzfristige Wettbewerbsfähigkeit, sondern um eine langfristige Investition in Wohlstand, Sicherheit und gesellschaftliche Teilhabe. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Europa mit seiner neuen Initiative versucht, verlorenes Terrain im globalen Wissenschaftswettbewerb wieder gutzumachen – und dabei neue Standards für Freiheit, Vielfalt und Exzellenz zu setzen.
Die Kombination aus großzügiger Förderung, rechtlichem Schutz und einer weltoffenen Haltung macht Europa zu einem attraktiven Ziel für Forschungstalente aus allen Ecken der Welt. Somit leistet die EU zugleich einen Beitrag zur Stärkung der eigenen Innovationskraft und positioniert sich als Vorreiter einer inklusiven, kollaborativen und freien Wissenschaftsgesellschaft, die Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit findet.