Der norwegische Energie- und Ölkonzern Equinor ASA hat im Mai 2025 einen bedeutenden Schritt in seiner weltweiten Geschäftsstrategie vollzogen, indem er seinen 60-prozentigen operativen Anteil am Peregrino-Ölfeld in Brasilien an den brasilianischen Energiekonzern Prio Tigris verkauft hat. Der Deal hat ein Volumen von 3,35 Milliarden US-Dollar und gilt als eines der größten Asset-Veräußerungen Equinors in den letzten Jahren. Diese Transaktion unterstreicht nicht nur Equinors strategische Neuausrichtung, sondern beleuchtet auch die Dynamik des Öl- und Gassektors in Brasilien, einer Region mit enormem Potenzial für die Energiebranche. Die Peregrino-Lagerstätte befindet sich im Campos-Becken, etwa östlich von Rio de Janeiro, und gehört mit seinen schweren Ölvorkommen zu den wichtigsten Produktionsstätten Brasiliens. Seit 2009 operiert Equinor das Feld, das mittlerweile rund 300 Millionen Barrel Öl produziert hat.
Zu den Anlagen gehören neben einer Floating Production Storage and Offloading-Einheit (FPSO) auch drei feste Förderplattformen. Im ersten Quartal 2025 lag die tägliche Produktion durch Equinor-Anteile bei etwa 55.000 Barrel pro Tag, was die Bedeutung dieses Felds für das Unternehmen verdeutlicht. Mit dem Verkauf seines Anteils an Prio Tigris, der in zwei Tranchen erfolgt, will Equinor sein internationales Portfolio neu ausrichten und sich stärker auf Projekte mit höherem Wachstumspotenzial konzentrieren. Die erste Zahlung umfasst 2,23 Milliarden US-Dollar sowie eine bedingte Zahlung von 166 Millionen US-Dollar für 40 Prozent des Anteils inklusive der Betriebsführerschaft.
Die zweite Rate beträgt 951 Millionen US-Dollar für die restlichen 20 Prozent, zu der noch bis zu 150 Millionen US-Dollar an Zinsen kommen können. Offizieller Wirksamkeitsstichtag des Verkaufs ist der 1. Januar 2024, was eine Anpassung der finalen Zahlungen entsprechend mit sich bringt. Bis zum Abschluss der Transaktion bleibt Equinor Betreiber des Peregrino-Felds. Nach der endgültigen Übertragung wird Prio Tigris die Betriebsführung übernehmen und somit eine bedeutende Rolle in der brasilianischen Ölindustrie einnehmen.
Die Übertragung des Betriebs wird von Equinor und Prio sorgfältig vorbereitet, um einen nahtlosen Übergang zu garantieren und dabei weiterhin eine effiziente Förderung zu gewährleisten. Veronica Coelho, Senior Vice President und Country Manager von Equinor Brasilien, betonte die Bedeutung des Deals für die Zukunft des Unternehmens in Brasilien. Trotz des Verkaufs bleibe Brasilien ein zentrales Marktgebiet. Gleichwohl konzentriere sich Equinor auf die Inbetriebnahme des neuen Bacalhau-Ölfelds und auf die Fortschritte im Raia-Gasprojekt. Beide Projekte sind als Teil von Equinors Wachstumstrategie zu verstehen und sollen bis 2030 eine Produktion von rund 200.
000 Barrel pro Tag erreichen. Auch Philippe Mathieu, Executive Vice President für Exploration und Produktion International bei Equinor, hob hervor, dass die Portfolio-Optimierung durch gezielte Verkäufe und Investitionen dabei helfe, das langfristige Wachstum sicherzustellen. Die aktuelle Transaktion reiht sich in eine Reihe von Maßnahmen ein, mit denen Equinor seine internationalen Aktivitäten auf nachhaltige und profitable Anlagen fokussiert. Das Peregrino-Feld gilt als schwer zu förderndes Ölfeld, was an der Beschaffenheit des dort vorkommenden schweren Öls liegt. Trotz der Herausforderungen hat Equinor es geschafft, die Produktion über Jahre zu stabilisieren und durch Technologie und Know-how die Wirtschaftlichkeit zu verbessern.
Die Erfahrung, die Equinor im Betrieb schwerer Ölfelder gesammelt hat, qualifiziert das Unternehmen auch für Projekte rund um den Globus, die mit komplexen Rohstoffen arbeiten. Im Kontext des globalen Energiemarktes stellt der Verkauf zudem einen Schritt in Richtung einer strategischen Neuausrichtung hin zur Dekarbonisierung und zu nachhaltigen Projekten dar. Equinor ist bestrebt, seine internationale Präsenz insbesondere auch in den Bereichen erneuerbare Energien und Gas auszubauen, wie das Beispiel des Serra da Babilonia Hybrid-Renewable-Projekts zeigt, das von der Tochtergesellschaft Rio Energy betrieben wird. Finanziell lässt sich die Transaktion ebenfalls als klug bewerten. Equinor meldete für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2025 einen Anstieg der Umsatzerlöse um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf fast 30 Milliarden US-Dollar.
In diesem Umfeld wird erwartet, dass das Unternehmen seine Kapitalausgaben und Rückflüsse an Aktionäre durch Dividenden und Aktienrückkäufe in Höhe von etwa 13 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 fortsetzt. Insgesamt zeichnet sich bei Equinor ein Trend ab, sich von ausgewählten traditionellen Ölfeldern zu trennen und Ressourcen in vielversprechendere Vorhaben zu investieren. Die Kombination aus neuen Öl- und Gasprojekten sowie der Ausweitung im Bereich erneuerbarer Energien soll eine Balance schaffen, die den Herausforderungen des globalen Energieübergangs Rechnung trägt. Brasilien bleibt auf diese Weise ein wichtiger Bestandteil von Equinors globaler Strategie. Die Partnerschaft mit Prio Tigris, einem aufstrebenden brasilianischen Unternehmen im Energiesektor, könnte zudem Synergien freisetzen und zur Weiterentwicklung der brasilianischen Öl- und Gasindustrie beitragen.
Der Sektor erlebt dynamische Veränderungen durch technologischen Fortschritt und verstärktes Umweltbewusstsein, die neue Chancen für bewährte und innovative Marktteilnehmer schaffen. Abschließend lässt sich sagen, dass Equinors Verkauf des Peregrino-Anteils nicht nur ein bedeutender finanzieller Deal ist, sondern auch einen Spiegel für die strategische Ausrichtung eines multinationalen Konzerns in einem sich wandelnden Energiemarkt darstellt. Die Konzentration auf Wachstumsmärkte und nachhaltige Projekte bei gleichzeitigem Abstoßen von älteren oder weniger strategischen Vermögenswerten ist eine entscheidende Maßnahme, um auch in der Zukunft wettbewerbsfähig und zukunftsfähig zu bleiben.