Vor der Küste Oregons, etwa 300 Meilen vom Festland entfernt, befindet sich der Axial Seamount, ein enormer Unterwasser-Vulkan, der aktuell verstärkt Aktivität zeigt. Der Meeresboden an dieser Stelle befindet sich etwa eine Meile unter der Wasseroberfläche und ist Teil der Juan-de-Fuca-Plattengrenze. In den letzten Monaten haben Wissenschaftler eine Zunahme der seismischen Aktivität sowie eine messbare Ausdehnung des Vulkanmassivs festgestellt, was Experten auf eine mögliche bevorstehende Eruption schließen lässt. Axial Seamount ist geologisch gesehen ein Hotspot-Vulkan, der sich durch das Aufsteigen von Magma direkt aus dem Erdmantel bildet. Diese Art von Vulkanen tritt auch an Orten wie Hawaii auf, doch das Besondere am Axial Seamount ist seine Lage an der divergierenden Grenze zweier tektonischer Platten – der Pazifischen Platte und der Juan-de-Fuca-Platte.
Die auseinanderdriftenden Platten führen zu einer ständigen Erneuerung des Meeresbodens und zu einem konstanten Zufluss von Magma, was den Vulkan immer wieder in einen aktiven Zustand versetzt. Seit mehreren Jahrzehnten überwachen Wissenschaftler den Axial Seamount aufmerksam. Bill Chadwick, Vulkanologe an der Oregon State University, und sein Team verwenden ein Netzwerk aus Sensoren, die am Meeresboden installiert sind, um die vulkanische Aktivität kontinuierlich zu verfolgen. Diese Sensoren messen Erdbeben und die Hebung des Meeresbodens, was wichtige Indikatoren für Magmareserven und bevorstehende Ausbrüche sind. In den letzten Monaten wurde ein Anstieg von mehr als 1000 Erdbeben pro Tag registriert, ein deutliches Zeichen, dass sich Magma unter der Oberfläche sammelt.
Die Bewegung des Meeresbodens erfolgt ähnlich wie das Aufblasen eines Ballons, wenn Magma Blasen bildet und den Untergrund anhebt. Dieses Phänomen nennt man auch „Vulkanbodenschwellung“. Beim Axial Seamount liegt diese Hebung bei mehreren Zentimetern, was für Vulkane dieser Art ein eindeutiger Vorbote einer Eruption ist. Sobald der Druck zu groß wird, kann das Magma durch Risse im Meeresboden austreten und zu Lavaflüssen führen. Die letzte Eruption des Axial Seamount fand im Jahr 2015 statt und war außergewöhnlich heftig.
Dabei wurden Lavaflüsse erzeugt, die an manchen Stellen bis zu 137 Meter dick waren – eine beeindruckende Menge an Magma, die die Meereslandschaft um den Vulkan nachhaltig veränderte. Die kommenden Eruptionen könnten ähnliche oder gar größere Ausmaße annehmen, wobei die Wissenschaftler gespannt sind, wie sich der Ausbruch genau entwickeln wird. Für die Bevölkerung an Land stellt ein Ausbruch des Axial Seamount jedoch keine Gefahr dar. Der Vulkan liegt weit entfernt von der Küste und mehr als tausend Meter unter dem Meeresspiegel, sodass mögliche Lavaaktivitäten oder kleinere seismische Ereignisse wenig Einfluss auf das tägliche Leben an Land haben. Selbst Schiffe in der Umgebung könnten eine Eruption gewöhnlich kaum bemerken, da keine explosiven Vulkanauswürfe wie bei manchen Landvulkanen zu erwarten sind.
Der Axial Seamount gilt auch als einzigartiges Forschungsobjekt, da seine Aktivität seit mehreren Jahrzehnten kontinuierlich dokumentiert wird. Wissenschaftler haben dadurch die Chance, Modelle zur Vorhersage von Vulkanausbrüchen zu testen und zu optimieren. Im Gegensatz zu Vulkanen an Land hat ein Fehlalarm am Axial Seamount keine direkten gesellschaftlichen oder ökonomischen Folgen, was eine risikofreie Erprobung von Methoden erlaubt. Die genaue Vorhersage von Vulkanausbrüchen ist nach wie vor eine wissenschaftliche Herausforderung. Trotz technischer Fortschritte sind die komplexen Prozesse, die das Verhalten von Magma und tektonischen Bewegungen steuern, noch nicht vollständig entschlüsselt.
Während kurzfristige Warnungen einige Stunden oder Tage im Voraus möglich sind, bleiben präzise Langzeitprognosen schwierig. Im Fall des Axial Seamount hoffen die Experten jedoch durch das stetige Monitoring und die Analyse wiederkehrender Muster zuverlässigere Hinweise auf bevorstehende Ausbrüche zu erhalten. Ein weiteres spannendes Forschungsfeld ist die Ökologie um den Vulkan. Unterwasser-Vulkane wie der Axial Seamount schaffen durch die Freisetzung von Mineralien und Wärme einzigartige Lebensräume. Hydrothermale Quellen in der Nähe des Vulkans beherbergen spezielle mikrobielle Gemeinschaften und viele ungewohnt angepasste Tierarten.
Ein Ausbruch könnte diese Lebensräume sowohl zerstören als auch durch die Neubildung von Krusten neue Biotope schaffen. Die jüngsten Aktivitäten am Axial Seamount stehen im Zusammenhang mit allgemein erhöhter geologischer Aktivität entlang des Juan-de-Fuca-Rückens – einer der produktivsten Mittelozeanischen Rücken weltweit. Die tektonische Dynamik dort trägt maßgeblich zur Bildung von neuem Ozeanboden bei und liefert wichtige Erkenntnisse über die Struktur und Entwicklung der Erdkruste unterhalb der Ozeane. Aufgrund der Bedeutung des Axial Seamounts arbeiten internationale Forschungsteams aus den USA und anderen Ländern eng zusammen. Neben Sensoren auf dem Meeresboden kommen autonome Unterwasserfahrzeuge zum Einsatz, die Proben sammeln und den Vulkan aus der Nähe erkunden können.
Gleichzeitig werden satellitengestützte Messungen verwendet, um Veränderungen der Meeresoberfläche und Wärmeabstrahlung zu beobachten. Diese Kombination aus Technologien macht den Axial Seamount zu einem Vorreiter bei der Integration von Überwachungssystemen für Unterwasservulkane. Die daraus gewonnenen Daten sind nicht nur für die Vulkanologie wichtig, sondern auch für das allgemeine Verständnis des Erdsystems und der langfristigen Wechselwirkungen zwischen tektonischen Aktivitäten und Meeressystemen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der aktive Zustand des Axial Seamount eine einzigartige Gelegenheit bietet, die Dynamik von Unterwasservulkanen besser zu erforschen. Obwohl keine unmittelbaren Gefahren für Menschen ausgehen, bleibt die Situation spannend für Wissenschaftler weltweit.
Die kommenden Monate könnten durch einen Ausbruch gekennzeichnet sein, der neue Erkenntnisse und spektakuläre geologische Veränderungen mit sich bringt. Mit jeder Messung und jedem Sensorupdate kommen Forscher ihrem Ziel näher, vulkanische Aktivitäten nicht nur besser zu verstehen, sondern auch vorherzusagen – und damit einen weiteren Baustein im komplexen Puzzle der Erde zu lösen.