Die Raumfahrtbranche erlebt derzeit eine Phase tiefgreifender Transformation, angetrieben von bahnbrechenden Technologien wie Künstlicher Intelligenz und additiver Fertigung. Während SpaceX von Elon Musk über Jahre hinweg das Monopol bei globalen Raketenstarts dominierte, zeichnet sich nun ein Wettlauf ab, der diese Vormachtstellung ernsthaft infrage stellt. Die Dubai-basierte Firma Leap 71 gilt als potenzieller Gamechanger. Mit einer außergewöhnlichen Kombination aus KI-gestütztem Design und modernstem 3D-Druck will sie Raketentriebwerke wesentlich schneller, kostengünstiger und mit hoher Präzision fertigen und damit die nächsten Schritte im Wettlauf ins All neu definieren. SpaceX beherrscht derzeit rund 98 Prozent der weltweiten Raketentstarts.
Seine Stärke beruht vor allem auf der Entwicklung von hochleistungsfähigen und mehrfach wiederverwendbaren Triebwerken wie dem berühmten Raptor-Motor. Dieser 10 Fuß hohe Antrieb ist das erste funktionierende Vollfluss-Stufenzündungs-Triebwerk (FFSC) der Geschichte und besticht durch seine enorme Effizienz und Robustheit. Die spezielle Methalox-Brennstoffkombination ermöglicht nicht nur den Start von Satelliten, sondern ebnet mit Blick auf eine mögliche Marsmission ganz neue Wege. Doch trotz dieser beeindruckenden Entwicklungen gibt es Herausforderungen, die SpaceX und andere Hersteller vor massive Hürden stellen. Die Entwicklungszyklen für solche Hochleistungstriebwerke ziehen sich oft über Jahrzehnte hin, was den Zugang für neue Startups und Nationen erschwert.
Die Materialkosten, komplexe Funktionsmechanismen und die vielfachen Testphasen schlagen sich im Zeit- und Kostenaufwand nieder. Genau an diesem Punkt setzt Leap 71 mit seiner Innovation an. Die KI namens Noyron stellt eine Revolution im Triebwerksdesign dar. Anders als gängige generative KI-Systeme arbeitet sie nicht mit Wahrscheinlichkeiten oder oberflächlichen Vorhersagen, sondern integriert physikalische Gesetze, Materialwissenschaften und Fertigungsregeln, um innerhalb von Minuten funktionsfähige und realistisch druckbare Triebwerkskomponenten zu erstellen. Physikgetrieben statt geometriegetrieben, vereint Noyron jahrzehntelanges Ingenieurwissen und historische Daten, sogar aus längst vergessenen sowjetischen Handbüchern.
Ein Meilenstein war 2024 der erste erfolgreiche Test eines komplett von KI entworfenen, in einem Stück 3D-gedruckten Kupfertriebwerks mit 5 kN Schubkraft. Beeindruckend waren dabei die komplexen internen Kühlsysteme, die für dauerhafte Belastbarkeit sorgen – ein Tegengewicht zu thermischer Überhitzung beim Antrieb. Was für traditionelles Engineering Jahre benötigt, wurde hier in einem automatisierten Prozess mit beispielloser Geschwindigkeit umgesetzt. Noch herausfordernder war der Entwurf eines aerospike Triebwerks, das durch seinen einzigartigen Aufbau eine optimale Leistung in unterschiedlichen Höhen ermöglicht und somit die Anzahl der notwendigen Raketenstufen reduzieren kann. Im Januar 2025 folgte der erfolgreiche Abschluss der Konstruktionsphase für dieses neuartige Triebwerk, das künftig hohe Marktanteile erobern könnte, da es Kosten und Komplexität verringert.
Der nächste große Plan von Leap 71 sieht den Ausbau auf weitaus mächtigere Triebwerke vor. So soll ein 200 kN starker aerospike Motor sowie ein 2.000 kN starker Glockenmundtriebwerk in den kommenden Jahren entstehen, das technisch mit dem SpaceX Raptor vergleichbar ist. Der Zeitplan ist ehrgeizig: Schon 2026 soll der aerospike erste Testfeuer durchlaufen, bis 2029 soll das Raptor-äquivalente System flugbereit sein. Wie gelingen solche extrem ambitionierten Ziele? Die Antwort liegt vor allem in der selbstlernenden Natur von Noyron.
Die KI profitiert von einem dynamischen Feedback-Loop, in den Daten aus realen Tests einfließen und so ihre Modelle ständig verbessert werden. Diese iterative Verknüpfung von Simulation, designorientierter KI und physischen Prototypprüfungen beschleunigt den Entwicklungszyklus drastisch. Zudem kann Noyron Varianten mit individuellen Anforderungen in Bezug auf Schub, Brennstoffart und Größe binnen kurzer Zeit konstruieren und damit maßgeschneiderte Lösungen ermöglichen – ein unschätzbarer Vorteil für diverse Startups und Raumfahrtagenturen weltweit. Industrielle 3D-Drucktechnologien spielen hierbei eine ebenso entscheidende Rolle. Die Einführung riesiger Drucker, mit denen Bauteile in Größenordnung mehrerer Kubikmeter aus hochfesten Metalllegierungen hergestellt werden können, bietet ganz neue Freiheiten bei der Fertigung komplexer Komponenten.
Leap 71 arbeitet mit Maschinen, die bis zu 36 Laser nutzen, um schichtweise Werkstücke aus metallischem Pulver zu generieren. Dabei zeichnen sich nicht nur Kostenersparnisse ab, sondern auch eine völlig neue Form von Designfreiheit – komplexe Kühlkanäle oder integrierte Strukturelemente sind nun in einem einzigen Teil druckbar. Natürlich bringt die neue Methodik auch ihre Herausforderungen mit sich. Qualitätskontrolle bleibt ein kritischer Faktor: Die Oberflächenrauheiten von gedruckten Bauteilen können die Strömungsdynamik und Kühlung negativ beeinflussen. Zudem erfordert die Organisation von Prüfständen und entsprechenden Großanlagen massive Investitionen und logistische Planung.
Gerade größere Triebwerke erfordern Testumgebungen, welche rar und weltweit verstreut sind. Geopolitische Restriktionen bei Logistik und Export verzögern den Prozess zusätzlich. Trotzdem zeigt sich, dass Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Singapur, Neuseeland und Oman als mögliche Partner für Standortlösungen in Frage kommen. Die Kombination aus günstigen geografischen Gegebenheiten und Innovationsfreude macht diese Regionen zu attraktiven Orten für eine dezentrale Raumfahrtindustrie. Leap 71 kooperiert inzwischen mit zahlreichen kleinen und mittelgroßen Raumfahrtunternehmen, die bisher keine Chance hatten, eigene High-End-Triebwerke zu entwickeln.
Der Markt für derartige Motoren ist überschaubar, da bislang nur einige wenige Hersteller wettbewerbsfähige Antriebe bereitstellen konnten. Durch die Noyron-Plattform könnten diese Unternehmen endlich ihre Raketenprojekte in eine neue Dimension bringen sowie Launcher mit maßgeschneiderten Engines ausstatten – angepasst an Zweck, Budget und gewünschte Leistungsparameter. Auf längere Sicht hat Leap 71 das Potential, den Weltraumstartmarkt zu demokratisieren und neue Akteure, inklusive Länder ohne eigene Raumfahrtinfrastruktur, zu befähigen. Die Vision dabei geht weit über kommerzielle Gewinnmaximierung hinaus: Der freie und souveräne Zugang zum Weltraum soll als globales Gut etabliert werden, um Innovationsentwicklung zu fördern, Kommunikationsstrukturen zu dezentralisieren und letztlich das Menschheitsprojekt im Kosmos zu sichern. Das Rennen um die nächste Generation von Raketentriebwerken ist somit nicht nur ein technologisches Wettrennen, sondern eine politische und gesellschaftliche Herausforderung.
Gelingt es Leap 71, die nächste Leistungsstufe mit KI-gestützten Entwürfen und 3D-gedruckten Bauteilen zu erklimmen, könnte der Weltraumzugang grundlegend verändert werden. Ein Szenario, in dem eine künstliche Intelligenz wie Noyron die Rolle eines „J.A.R.V.
I.S“ einnimmt und als intelligenter Assistent bei der Konstruktion hochkomplexer Systeme agiert, wird greifbar. Verschiedene innovative Technologien wie KI, Big Data, digitale Zwillinge und additive Fertigung formen heute eine Symbiose, die eine disruptive Beschleunigung im Raumfahrtbereich bringt. Für Leap 71 ist der Einsatz dieser Kombination nicht nur alternativlos, sondern die einzig realistische Chance, mit Raumfahrtgrößen wie SpaceX konkurrenzfähig zu bleiben – und darüber hinaus. Abschließend lässt sich festhalten, dass die bevorstehenden Jahre für die Raumfahrtindustrie höchst spannend werden.
Die üblichen Entwicklungszeiten korrigieren sich durch den Einsatz intelligenter Algorithmen und automatisierter Fertigung radikal und öffnen neue Türen für mehr Wettbewerb und Innovation. Mit ihrer KI-basierten Lösung könnte Leap 71 tatsächlich das Pferd bekommen, mit dem sie nicht nur im Wettlauf gegen SpaceX, sondern in der gesamten Evolution der Raumfahrttechnologie ganz vorne mitlaufen. Ein Paradigmenwechsel, der so einfach klingt, aber die gesamte Branche nachhaltig verändern könnte.