Die amerikanische Lifestyle-Marke RH, vormals bekannt als Restoration Hardware, sieht sich weiterhin mit herausfordernden Handelszöllen konfrontiert, die im April 2025 unter dem Titel „Liberation Day“ von Präsident Donald Trump angekündigt wurden. Die Auswirkungen dieser Zollpolitik auf die Unternehmenszahlen sind spürbar und erfordern eine Reihe von Anpassungen im Geschäftsmodell, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. RH hat bereits mehrere Maßnahmen eingeleitet, um die negativen Folgen der Zollerhöhungen abzufedern und gleichzeitig seine Umsatzerwartungen im laufenden Geschäftsjahr zu sichern. Zu den bedeutendsten Anpassungen gehört die Verlagerung der Beschaffung aus China in andere Regionen sowie die Umstrukturierung der Produktion, insbesondere bei gepolsterten Möbeln. Ein großer Teil der Möbelfertigung wurde zurück in das firmeneigene Werk in North Carolina verlagert, was nicht nur eine Reaktion auf die Handelszölle darstellt, sondern auch die interne Kontrolle über Qualität und Lieferzeiten erhöht.
Diese Strategie verfolgt das Ziel, die Abhängigkeit von potenziell tarifbelasteten Zulieferern zu reduzieren und das Unternehmen resilienter gegenüber geopolitischen Risiken zu machen. Die vorläufigen Finanzergebnisse für das erste Quartal, das zum 3. Mai endete, zeigen gemischte Signale. Während RH einen Nettogewinn von 8,04 Millionen US-Dollar, entsprechend 43 Cent pro Aktie, ausweisen konnte, ist dies insbesondere im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, der einen Verlust von 3,63 Millionen US-Dollar oder 20 Cent pro Aktie verzeichnete, ein deutlicher Fortschritt. Die positiven Zahlen sorgten nach Veröffentlichung für einen Anstieg der Aktienkurse um 19 Prozent im nachbörslichen Handel – ein Zeichen für das gestiegene Vertrauen der Anleger in die strategischen Anpassungen des Unternehmens.
Trotz dieser Verbesserung wurde die Umsatzentwicklung allerdings leicht unter den Erwartungen gemeldet. Die Erlöse stiegen zwar um 12 Prozent auf 814 Millionen US-Dollar, blieben jedoch unter der selbst gesetzten Prognose von 12,5 bis 13,5 Prozent Wachstum und unter dem Analystenmittelwert von 818,6 Millionen US-Dollar. Diese Fehleinschätzung lässt sich vor allem auf die Herausforderungen infolge der Handelszölle und die Verwerfungen im globalen Beschaffungsnetzwerk zurückführen. Die operative Marge stabilisierte sich bei 6,9 Prozent, während die bereinigte EBITDA-Marge bei 13,1 Prozent lag, was auf eine effizientere Kostenstruktur trotz der erhöhten Kosten im Bereich Produktion und Logistik hindeutet. CEO Gary Friedman weist in puncto Ausblick auf das zweite Quartal darauf hin, dass die Umsatzzahlen voraussichtlich aufgrund der anhaltenden Handelsunsicherheiten um schätzungsweise sechs Prozentpunkte negativ beeinflusst werden.
Diese temporäre Belastung soll sich jedoch im zweiten Halbjahr wieder ausgleichen, da weitere Verhandlungen und strategische Maßnahmen Wirkung zeigen sollen. Langfristig bleibt RH zuversichtlich und hält unverändert an den Jahresprognosen fest, die Umsatzwachstum im Bereich von 10 bis 13 Prozent vorsehen sowie eine operative Marge von 14 bis 15 Prozent anpeilen. Besonders vor dem Hintergrund des gegenwärtig angespannten Immobilienmarktes, der laut Unternehmensangaben der schlechteste der letzten 50 Jahre ist, erscheint dies als ambitioniertes Ziel. Gleichzeitig arbeitet RH konsequent an der Entwicklung einer diversifizierten und robusten Beschaffungsstrategie, um zukünftige externe Risiken wie Handelskonflikte oder plötzliche Kostensteigerungen besser zu managen. Im letzten Geschäftsjahr hat RH mit gezielten Kapitalmaßnahmen ein Signal an den Markt gesendet, indem es 2,2 Milliarden US-Dollar in Aktienrückkäufe investierte.
Dieses Vorgehen soll den Wert der verbleibenden Aktien für Anleger steigern und das Vertrauen in die Zukunft des Unternehmens stärken. Darüber hinaus baute RH sein Portfolio im Bereich Immobilien aus und hält nun Vermögenswerte mit einem geschätzten Eigenkapitalwert von rund 500 Millionen US-Dollar. Diese Assets können, abhängig von den Marktbedingungen, opportunistisch monetarisiert werden, um zusätzliche finanzielle Flexibilität zu schaffen. Eine weitere Herausforderung betrifft das Lagerbestandmanagement. Aktuell hält RH überschüssige Bestände im Wert von 200 bis 300 Millionen US-Dollar, die in den kommenden 12 bis 18 Monaten sukzessive in liquide Mittel verwandelt werden sollen.
Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Bilanz zu entlasten und die Kapitalbindung zu reduzieren, die insbesondere in einem wirtschaftlich unsicheren Umfeld von hoher Bedeutung ist. Die globale Handelslandschaft und die geopolitischen Spannungen lassen Unternehmen wie RH zunehmend kreativ und flexibel auf Veränderungen reagieren. Der Trend zur Diversifizierung der Produktionsstandorte und die Verlagerung weg von chinesischen Lieferketten in alternative Regionen wie Vietnam sind direkte Reaktionen auf die Unsicherheiten der Handelszölle. Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in den Erwartungen wider, die an die Verhandlungen zwischen den USA und ihren Handelspartnern gestellt werden, um tarifliche Hindernisse abzubauen und langfristig stabile Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Für RH stellt sich die Herausforderung, in einem von schwankenden Märkten geprägten Umfeld nicht nur kurzfristig zu reagieren, sondern nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation, effiziente Produktionsprozesse und eine starke Marke aufzubauen.
Das Management zeigt sich davon überzeugt, dass das Unternehmen trotz des Momentanen Gegenwinds gestärkt aus der Situation hervorgeht und bereit ist, in jedem Marktszenario zu bestehen. In dieser Hinsicht sind die Anstrengungen zur Weiterentwicklung des Produktportfolios und der Ausbau der eigenen Produktionskapazitäten entscheidend. Die Rückverlagerung von Fertigungen nach North Carolina stärkt nicht nur die US-amerikanischen Standorte, sondern könnte auch zur Reduktion der Lieferzeiten und Verbesserung der Produktqualität beitragen, was den Endkunden zugutekommt. Gleichzeitig bewahrt RH so die Möglichkeit, flexibler auf Marktveränderungen oder Handelsbeschränkungen zu reagieren. Zusammenfassend bleibt RH trotz kurzfristiger Umsatzrückgänge durch die Zollbelastungen optimistisch für die Zukunft.
Die strategischen Weichenstellungen, insbesondere hinsichtlich der Diversifikation der Lieferketten, der Kapitalmaßnahmen und des aktiven Lagerbestandsmanagements, sollen das Unternehmen widerstandsfähiger und wettbewerbsfähiger machen. Die Zuschauer an den Finanzmärkten verfolgen gespannt, inwieweit RH diese Herausforderungen meistern und seine ambitionierten Wachstumsziele erreichen kann. Ein wichtiger Faktor wird dabei auch der Ausgang der zukunftsträchtigen Verhandlungen zwischen den USA und deren Handelspartnern sein, die perspektivisch wieder für mehr Planungssicherheit sorgen sollten.