Die Modebranche befindet sich in einem stetigen Wandel, wobei Nischenmärkte wie Plus-Size-Sportbekleidung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Dennoch zeigen jüngste Entwicklungen, wie die Schließung der Marke Pari Passu, dass selbst spezialisierte und erfolgreiche Unternehmen mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert sind, die ihre Existenz bedrohen können. Pari Passu, eine Marke, die sich auf sportliche Mode für Frauen ab Größe 12 spezialisiert hat, wird nach acht Jahren Geschäftstätigkeit ihren Betrieb einstellen. Als Hauptgründe nennt die Gründerin Shanna Goldstone wirtschaftliche Unsicherheiten und erhebliche Zölle auf Waren aus China, die sich auf bis zu 70 Prozent summieren und so die Produktion massiv erschweren.Pari Passu wurde vor acht Jahren gegründet und verstand sich als Marke, die inklusive Mode auf gleicher Augenhöhe für Frauen mit einer größeren Konfektionsgröße anbot.
Das lateinische Wort „pari passu“ bedeutet „auf gleichberechtigtem Fuß“, was die Philosophie der Marke widerspiegelte, eine Lücke im Markt zu schließen und hochwertigen, modischen Sportbekleidung für eine oft vernachlässigte Kundengruppe anzubieten. Das Sortiment umfasste vielfältige Kleidungsstücke wie Tops, Kleider, Hosen, Röcke, Jumpsuits sowie Jacken, die sich speziell an Frauen zwischen Größe 12 und 24 richteten; sogar maßgeschneiderte Teile bis Größe 32 wurden ohne Aufpreis angeboten. Diese breite Produktpalette und der Fokus auf Passform machten Pari Passu für viele Kundinnen zu einer beliebten und verlässlichen Adresse.Mit Produkten, die im typischen Preissegment von 200 bis 300 US-Dollar verkauft wurden, zählte Pari Passu zu den eher im Premiumsegment angesiedelten Marken. Die Herstellung erfolgte hauptsächlich in China, was aufgrund der dortigen Produktionskapazitäten und Kostenstrukturen attraktiv war.
Doch gerade dieser Aspekt erwies sich im Zuge steigender Zolltarife als schwächelnder Faktor. Die wirtschaftliche Lage, geprägt von globalen Handelskonflikten und zusätzlichen Regularien, machte es zunehmend schwierig, Produktion und Lieferketten aufrechtzuerhalten. Die aktuellen Strafzölle summieren sich teilweise auf beeindruckende 70 Prozent, was sich aus einem Basissatz von rund 30 Prozent Tarifzoll zuzüglich weiterer Zölle zusammensetzt. Zudem erschweren weitere Zusatzabgaben auf Risikogüter wie Fentanyl die Gesamtkalkulation zusätzlich.Diese Situation stellt besonders kleinere Unternehmen vor enorme Probleme, da die Produktionsverlagerung innerhalb der USA oder in andere Länder immense Investitionen und Kapazitätsanpassungen erfordern würde.
Shanna Goldstone äußert deutlich, dass eine Verlagerung der Produktion in naher Zukunft unrealistisch sei, zumal Materialbeschaffung und Produktionskosten erheblich durch Zölle und Lieferengpässe beeinflusst werden. Hinzu kommt, dass selbst die Zuliefererindustrie in New York, in der Goldstones Firma ansässig ist, Schwierigkeiten hat, benötigte Stoffe und Materialien zu beschaffen, da die Lieferketten weltweit betroffen sind.Darüber hinaus beschreibt Goldstone eindrucksvoll die emotionalen Herausforderungen, die mit der Schließung verbunden sind. Nach acht Jahren beharrlichen Engagements, in denen ihre Marke nicht nur durch die Pandemie kam, sondern auch eine loyale Kundschaft mit individuellen Bedürfnissen aufbaute, fällt der Schritt zur Schließung besonders schwer. Die Freude daran, ein Produkt anzubieten, das Frauen eine selten verwendete Möglichkeit zur Selbstentfaltung gab und gleichzeitig die sportliche Funktionalität erfüllte, war ein wesentlicher Bestandteil von Pari Passus’ Identität.
Der Verlust einer solchen Marke hinterlässt eine spürbare Lücke für Kundinnen, die häufig sowieso schon wenig Auswahl haben, wenn es um moderne, gut sitzende Sportbekleidung in größeren Größen geht.Der Fall Pari Passu beleuchtet ein größeres Problem, dem Plus-Size-Marken weltweit gegenüberstehen: Einerseits wächst die Nachfrage nach inklusiver Mode, andererseits erschweren wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen den Markteintritt und das Überleben kleinerer und mittelständischer Unternehmen. Bereits im Alltag kämpfen viele Kundinnen mit einem begrenzten Angebot, unzureichender Passform und teils fehlender modischer Vielfalt. Marken wie Pari Passu versuchen gezielt, diese Bedürfnisse zu adressieren, sehen sich jedoch ständig mit externen Faktoren konfrontiert, die das Geschäftsmodell ins Wanken bringen.Auch der Handel über renommierte Plattformen wie nordstrom.
com, bloomingdales.com und saks.com sowie die Präsenz im Onlineshop des Hearst Magazines spiegelten den Anspruch und die Bedeutung von Pari Passu wider. Dennoch war der direkte Konkurrenzdruck von großen globalen Marken, die zunehmend Plus-Size-Kollektionen integrieren, nur eine von mehreren Belastungen. Die dramatischen steigenden Importzölle und die sich zuspitzende wirtschaftliche Unsicherheit schlagen zusammen mit den globalen Logistikproblemen zu stark zu Buche.
Die Kündigung der Geschäftstätigkeit von Pari Passu wirft auch einen kritischen Blick auf die Produktions- und Lieferkettenstrukturen der Modeindustrie. Die Abhängigkeit von kostengünstigen Produktionsstandorten in Übersee und deren Anfälligkeit für politische Spannungen und Handelssanktionen zeigt die Grenzen der Globalisierung auf. In Zeiten geopolitischer Unsicherheit erhöht eine solche Abhängigkeit das Risiko für Konsumenten und Hersteller gleichermaßen.Viele Branchenbeobachter betrachten deshalb eine stärkere Regionalisierung der Produktionsprozesse, mehr Nachhaltigkeit und Investitionen in innovative Produktionsverfahren als mögliche Zukunftstrends. Für Unternehmen mit vergleichsweise kleinen Budgets bedeutet dies jedoch häufig eine existenzielle Herausforderung, da die Umstellung nicht nur finanziell aufwendig, sondern auch organisatorisch komplex ist.
Gleichzeitig verlangen Verbraucher zunehmend Transparenz und ethisch einwandfreie Produktionsbedingungen, was den Druck auf Modemarken zusätzlich verstärkt.Im Fall von Pari Passu waren die eingeschränkten Kapazitäten eines kleinen Teams von nur zwei Personen – Shanna Goldstone und Jason Cauchi als Leiter der Gestaltung – bemerkenswert, zeigen aber auch, wie viel Engagement und Leidenschaft in kleinen Nischenunternehmen steckt. Diese fokussierte Struktur ermöglichte eine intensive Kundenbetreuung und Produktauswahl, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten war. Zugleich macht sie Unternehmen wie Pari Passu aber besonders verwundbar gegenüber äußeren wirtschaftlichen Schocks.In der größer angelegten Betrachtung stehen Plus-Size-Marken damit an einem Punkt, an dem die Nachfrage nach inklusiver, bewusst gestalteter Mode mit den realen Herausforderungen der internationalen Produktions- und Handelswelt kollidiert.
Die Schließung einer so spezialisierten Marke wie Pari Passu bedeutet einen Verlust von Vielfalt und Zugänglichkeit in einem Marktsegment, das immer noch vielfach als Randgruppe behandelt wird.Für Verbraucher und die Modewelt bedeutet dies eine Mahnung, die ökonomischen Rahmenbedingungen und politische Entscheidungen mit Blick auf Handelsabkommen, Zölle und Produktionsstandorte zu reflektieren, um mittel- und langfristig eine umfassendere, nachhaltigere und inklusivere Modeindustrie zu fördern. Gleichzeitig ist die Geschichte von Pari Passu ein Beispiel für den unternehmerischen Spirit und die Hingabe, die notwendig sind, um solche Nischen erfolgreich zu bedienen, sowie für die Herausforderungen, denen sie sich unweigerlich stellen müssen.Während die Zukunft für viele kleinere, inklusive Modemarken unsicher bleibt, besteht auch eine Chance in Innovationen, strategischen Partnerschaften und verstärktem Konsumentenbewusstsein. Die Modebranche muss Wege finden, wie sie die Bedürfnisse aller Kundinnen erfüllen kann, ohne die Konsequenzen politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten zu unterschätzen.
Marken wie Pari Passu werden als Vorreiter in Erinnerung bleiben, die trotz widriger Umstände vor allem eines gezeigt haben: Mode kann und darf inklusiv sein, funktional und gleichzeitig stilvoll, unabhängig von der Konfektionsgröße.