Der britische Gebrauchtwagenmarkt hat im ersten Quartal 2024 einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Laut der Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT) wurden in den ersten drei Monaten des Jahres insgesamt 2.020.990 Fahrzeuge verkauft – eine Zahl, die seit vor der Pandemie nicht mehr erreicht wurde und ein klares Zeichen für die Erholung und Dynamik des Marktes ist. Dieses Wachstum markiert zudem das neunte aufeinanderfolgende Quartal mit Zuwächsen und unterstreicht die anhaltend positive Entwicklung in diesem Segment.
Ein wesentlicher Treiber dieses Wachstums ist die verbesserte Versorgung mit Neuwagen. Die Lieferkettenprobleme, die in den vergangenen Jahren die Industrie belastet hatten, scheinen sich zu entspannen, wodurch mehr neue Fahrzeuge auf den Markt kommen. Dies verstärkt den Gebrauchtwagenmarkt schließlich, da viele Neuwagenkäufer nach einigen Jahren ihre Fahrzeuge wieder verkaufen. Damit profitieren Händler und Verbraucher gleichermaßen, da das Angebot an gebrauchten Fahrzeugen steigt und mehr Auswahl vorhanden ist. Traditionell sind Benzinfahrzeuge in Großbritannien weiterhin die meistverkauften Modelle auf dem Gebrauchtmarkt.
Im ersten Quartal 2024 erzielte die Kategorie einen Verkaufsanstieg von 2,1 Prozent auf 1.149.855 Einheiten. Dieselautos hingegen verzeichneten einen Rückgang von 3,1 Prozent auf 679.739 Fahrzeuge.
Diese Zahlen spiegeln den langfristigen Trend einer Verschiebung der Verbrauchernachfrage wider, die sich zunehmend von Dieselmotoren hin zu anderen Antriebstechnologien bewegt. Die Bedeutung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor (Internal Combustion Engine, ICE) schwindet langsam, auch wenn sie mit einem Anteil von 90,5 Prozent noch die Mehrheit der Gebrauchtwagenverkäufe ausmachen. Verglichen mit dem ersten Quartal 2023 sank ihr Marktanteil um 2,4 Prozentpunkte. Dies ist ein deutliches Signal dafür, dass Käufer vermehrt auf elektrische und hybridbetriebene Fahrzeuge setzen. Das Interesse an Hybridautos wächst stark.
Die Verkäufe von herkömmlichen Hybridfahrzeugen stiegen um beeindruckende 30,2 Prozent auf 98.830 Einheiten. Plug-in-Hybride (PHEVs), die mit einer Batterie auch rein elektrisch fahren können, legten um 14 Prozent auf 23.540 Fahrzeuge zu. Dieser Trend zeigt, dass Käufer sowohl aus Umweltbewusstsein als auch aus wirtschaftlichen Überlegungen zunehmend elektrifizierte Fahrzeuge bevorzugen.
Die höchsten Wachstumsraten erzielten allerdings reine Batterieelektrofahrzeuge (BEVs). Mit einem Zuwachs von 58,5 Prozent auf 65.850 verkaufte Wagen konnten BEVs einen Rekordanteil von 3,3 Prozent aller Gebrauchtwagenverkäufe erzielen. Dies ist nicht nur ein bedeutender Schritt für die Elektromobilität in Großbritannien, sondern auch ein wichtiger Faktor für die Zielsetzung des Landes, bis 2050 klimaneutral zu werden. Die SMMT hebt hervor, wie wichtig die Nachfrage nach neuen Elektrofahrzeugen für den langfristigen Erfolg des Marktes ist.
Nur wenn der Neuwagenmarkt weiterhin elektrische Fahrzeuge attraktiv und erschwinglich gestaltet, kann auch das Gebrauchtwagensegment davon profitieren. Die Rolle der Regierung und ihrer Fördermaßnahmen ist dabei zentral. Verschiedene Vorschläge zielen darauf ab, den Kauf von Neuwagen mit Elektroantrieb durch Steuersenkungen und unterstützende Regelungen zu fördern. Dazu gehören unter anderem die Halbierung der Mehrwertsteuer auf neue E-Autos, eine Anpassung der Fahrzeugsteuer (VED Expensive Car Supplement) sowie die Gleichstellung der Mehrwertsteuer bei öffentlichen Ladestationen mit den heimischen Stromtarifen. Diese Maßnahmen sollen nicht nur die Anschaffung erleichtern, sondern auch den Gesamtmarkt stärken.
Betrachtet man die Beliebtheit der Fahrzeugsegmente, dominieren kleinere Autos auch im Gebrauchtwagenmarkt. Superminis sind mit einem Anteil von 32,4 Prozent die meistverkauften Gebrauchtwagen, gefolgt von Kompakt- beziehungsweise kleineren Familienautos mit 27 Prozent. Zusätzlich sind duale Verwendungsmodelle, also Fahrzeuge, die sowohl privat als auch gewerblich genutzt werden können, mit 16,8 Prozent vertreten. Zusammen machen diese drei Segmente mehr als drei Viertel aller Verkäufe aus. In einigen Spezialsegmenten sind allerdings Rückgänge zu beobachten.
So verzeichneten Sportwagen, Executive-Fahrzeuge, Mittelklasse-Limousinen und Mehrzweckfahrzeuge (MPVs) leichte bis moderate Verkaufsrückgänge. Dies könnte auf veränderte Käuferpräferenzen zurückzuführen sein, ebenso wie auf die wirtschaftliche Lage und veränderte Mobilitätsbedürfnisse. Auch bei der Farbwahl zeigen sich klare Trends: Schwarz ist zum bereits 29. Mal in Folge die beliebteste Farbe auf dem britischen Gebrauchtwagenmarkt und repräsentiert 21,2 Prozent der Verkäufe. Die Farben Grau und Blau liegen an zweiter beziehungsweise dritter Stelle und konnten ihre Verkaufszahlen steigern.
Weniger gefragt werden hingegen Fahrzeuge in Silber, Orange und Gold, die hinsichtlich Verkaufszahlen abnahmen. Mike Hawes, Geschäftsführer der SMMT, fasst die Situation zusammen: „Der Gebrauchtwagenmarkt hat den stärksten Jahresbeginn seit vor der Pandemie erlebt. Die Erholung des Neuwagenmarkts hat entscheidend zum Angebot beigetragen. Wichtig ist zudem, dass immer mehr Käufer auf Elektrofahrzeuge zurückgreifen. Ein wachsendes Angebot und zunehmend erschwingliche Preise ermöglichen es Privatpersonen und Unternehmen, auf emissionsarme Mobilität umzusteigen.