Mit 90 Jahren vor der Frage zu stehen, ob eine Roth-Konversion noch Sinn macht, ist für viele ältere Anleger keine leichte Entscheidung. Wenn bereits beträchtliche Summen in traditionellen Altersvorsorgekonten wie einem traditionellen IRA oder 401(k) angesammelt wurden, können die jährlich erforderlichen Mindestausschüttungen (RMDs) eine erhebliche Steuerlast verursachen. Bei einem Kontostand von 1,5 Millionen Dollar, wie in diesem Beispiel, steigt der zu versteuernde Betrag und somit auch die Steuerrechnung beträchtlich an. Doch wie verhält es sich mit der Möglichkeit, solche Beträge in einen Roth-IRA umzuwandeln, vor allem im fortgeschrittenen Alter? Es kursieren viele Mythen darüber, dass es für diese Strategie eine Altersgrenze gibt oder dass sie nur frühzeitig sinnvoll sein kann. Ein genauer Blick auf die Fakten und die individuelle Situation ist daher unerlässlich.
Die Grundidee hinter Roth-Konversionen ist, Gelder aus einem traditionellen, steuerlich geförderten Altersvorsorgekonto in ein Roth-Konto umzuschichten. Dabei zahlt man die anfallende Steuer zum Zeitpunkt der Umwandlung, profitiert danach aber von steuerfreien Auszahlungen und ist später nicht mehr verpflichtet, Mindestausschüttungen vorzunehmen. Diese Vorteile machen die Roth-Konversionen oft zu einer effektiven Strategie, um langfristig Steuern zu sparen und Vermögen effizient weiterzugeben. Ein häufiger Irrglaube ist, dass es eine Altersgrenze für Roth-Konversionen oder gar keine Möglichkeit mehr gibt, ab einem bestimmten Alter umzuwandeln. Tatsächlich erlaubt der Gesetzgeber keine Begrenzung für die Durchführung von Roth-Konversionen, unabhängig vom Alter.
Anleger können auch mit 90 Jahren noch Beträge vom traditionellen Konto in einen Roth umwandeln. Allerdings sollten dabei einige wichtige Aspekte beachtet werden, besonders hinsichtlich der Steuerbelastung und der individuellen Lebensdauer. Da die RMDs mit steigendem Alter und Kontostand höher werden, kann eine Roth-Konversion dazu beitragen, die RMD-Basis für die kommenden Jahre zu verkleinern. Indem ein Teil des traditionellen Guthabens in den Roth-Account verschoben wird, reduziert sich das steuerpflichtige Konto, aus dem später RMDs berechnet werden. Dadurch sinken potenziell die zukünftigen Mindestentnahmen und damit auch die darauf entfallenden Steuern.
Dieser Effekt ist gerade bei sehr hohen Kontoständen wie 1,5 Millionen Dollar bedeutend. Es reduziert jedoch nicht die RMDs oder Steuern für das laufende Jahr, sondern wirkt sich vor allem langfristig aus. Neben dem unmittelbaren Steuervorteil kann die Roth-Konversion auch als Instrument zur Nachlassplanung genutzt werden. Roth-IRAs werden in der Regel nicht besteuert, wenn die Auszahlungen an die Erben erfolgen. Somit können Erben von steuerfreien Ausschüttungen profitieren, eine enorme Erleichterung gegenüber der Belastung klassischer IRAs.
Gerade für Personen mit langlebiger Familie und großem Vermögen kann diese Strategie sinnvoll sein, um den Vermögensübergang steuerlich zu optimieren. Vor einer Roth-Konversion im hohen Alter sollte sorgfältig geprüft werden, wie hoch die zu zahlende Steuerbelastung in diesem Jahr ausfällt. Manchmal kann die Steuerlast einen zu großen Teil des Vermögens aufzehren, sodass eine sofortige Umwandlung nur begrenzt sinnvoll erscheint. Auch sollte berücksichtigt werden, wie hoch die erwartete Lebenserwartung ist, wobei rein statistische Werte nicht alle individuellen Faktoren abbilden können. Ist der Zeithorizont für den Nutzen der Steuerfreiheit des Roth-Accounts zu kurz, überwiegen möglicherweise die Kosten der zusätzlichen Steuerzahlung.
Eine weitere Überlegung betrifft die Verfügbarkeit liquider Mittel zur Begleichung der Steuern. Die Steuerzahlung bei einer Roth-Konversion erfolgt im Jahr der Umwandlung. Werden dafür Vermögenswerte verkauft oder Kredite aufgenommen, um die Steuern zu bezahlen, kann dies zusätzliche Kosten verursachen, die in die Kalkulation einfließen sollten. Eine optimale Planung empfiehlt daher, vorhandene liquide Mittel außerhalb der Altersvorsorgekonten zur Steuerzahlung bereitzuhalten. Zusätzlich ist es wichtig, die eigene persönliche Steuer- und Vermögenssituation ganzheitlich zu betrachten.
Zum Beispiel können Steuerklassen, eventuelle staatliche Leistungen oder andere Einkünfte die optimale Strategie beeinflussen. Es kann daher ratsam sein, mit einem Steuerberater oder Finanzplaner zusammenzuarbeiten, der die individuellen Besonderheiten berücksichtigt. Für manche Senioren kann es auch sinnvoll sein, die Roth-Konversion in kleinere Teile aufzuteilen und diese mehrere Jahre zu staffeln. Allerdings verliert diese Strategie mit 90 Jahren etwas an Attraktivität, da die übliche Empfehlung, Konversionen frühzeitig über viele Jahre zu verteilen, hier aufgrund der natürlichen Lebenserwartung eingeschränkt ist. Dennoch kann eine kleinere, gut durchdachte Konversion teilweise hilfreich sein, um die Steuerlast besser zu verteilen.
Wie sieht es mit der gesetzlichen Regelung der RMDs aus? Seit dem Secure Act 2.0 wurde das Alter für RMDs auf 73 bzw. 75 angehoben, aber Menschen mit 90 Jahren sind weiterhin verpflichtet, jährlich Mindestausschüttungen vorzunehmen. Das bedeutet, eine Reduzierung der Steuerbasis durch Roth-Konversionen spielt hier eine wichtige Rolle bei der Steueroptimierung. Abschließend lässt sich festhalten, dass es grundsätzlich nie zu spät für eine Roth-Konversion ist, selbst mit 90 Jahren.