Uber, der weltweit bekannte Anbieter von Mitfahrgelegenheiten und Lieferdiensten, startet eine bemerkenswerte Erweiterung seines Zahlungsangebots in den USA. Das Unternehmen testet seit März 2025 die Annahme von Bargeld als Zahlungsmittel für Fahrten und hat den Pilotversuch inzwischen von zwei auf fünf Städte ausgeweitet. Damit reagiert Uber auf eine oft übersehene Kundengruppe – Menschen ohne Bankkonto oder Kreditkarte, die vorwiegend mit Bargeld bezahlen. Derzeit können Fahrgäste in Cincinnati und San Antonio mit Bargeld zahlen, hinzu kamen mit Dallas, Orlando und Fort Myers nun drei weitere Städte. Dieses Pilotprojekt steht im Zeichen der finanziellen Inklusion und zielt darauf ab, den Zugang zu Mobilitätsdiensten zu erleichtern.
Für viele Menschen, die als „unterversorgt“ gelten – das heißt, sie besitzen kein oder nur ein eingeschränktes Bankkonto – ist Uber bislang nur schwer nutzbar gewesen. Nach Angaben der Federal Deposit Insurance Corporation waren 2023 etwa 14 Prozent der amerikanischen Haushalte, also rund 19 Millionen Menschen, unterversorgt in Bezug auf Bankdienstleistungen. Diese Bevölkerungsgruppe greift oft auf Bargeld zurück und hat Schwierigkeiten, bargeldlose mobile Dienste zu nutzen. Mit der Einführung der Bargeldzahlung reagiert Uber auf diese Herausforderung und möchte gleichzeitig auch Fahrern neue Verdienstmöglichkeiten bieten. Die Teilnahme am Pilot umfasst einige klare Regularien zum Schutz von Fahrern und Fahrgästen.
So wird der bargeldbasierte Zahlungsverkehr nur von erfahrenen und hoch bewerteten Fahrern akzeptiert. Zudem ist Voraussetzung, dass Kunden vorab durch das Unternehmen verifiziert wurden. Diese Verifikation beinhaltet eine Abgleichung der Kundeninformationen mit Drittanbieterdatenbanken sowie die Übermittlung eines Selfies. Dadurch sollen Risiken minimiert und die Sicherheit erhöht werden. Weiterhin ist der Bargeldservice nur zu bestimmten Uhrzeiten verfügbar: Zwischen 23 Uhr abends und 6 Uhr morgens kann kein Bargeld angenommen werden.
Fahrer geben zudem kein Wechselgeld zurück. Sollte ein Fahrgast mehr bezahlen als der Fahrpreis, wird der überzahlte Betrag seinem Konto für zukünftige Fahrten gutgeschrieben. Falls nicht ausreichend Bargeld vorhanden ist, wird der fehlende Betrag dem Fahrgastkonto belastet und muss beglichen werden, bevor weitere Fahrten gebucht werden können. Uber hat bislang keine Angaben dazu gemacht, wie viele Fahrten im Rahmen des Bargeldversuchs bereits getätigt wurden oder wie umfangreich die Kundengruppe ist, die von der Verifikation Gebrauch macht. Auch über eine mögliche Dauer oder einen Rollout des Programms auf weitere Städte macht das Unternehmen bisher keine Angaben.
Die Firma betont jedoch, dass Sicherheit und Datenschutz stets oberste Priorität haben. Die Erweiterung der Zahlungsmöglichkeiten reflektiert zudem Veränderungen im Mobilitätsmarkt. In den vergangenen Jahren wuchs die Abhängigkeit von digitalen Zahlungen stetig. Doch der Blick auf diverse Nutzergruppen zeigt, dass der Trend zum Bargeldverzicht nicht universell gilt. Gerade in weniger digitalisierten oder einkommensschwächeren Regionen bestehen praktische und infrastrukturelle Hürden.
Uber stellt mit der Bargeldoption unter Beweis, dass sich moderne Technologieunternehmen auch auf diese Bedürfnisse einstellen können. Neben dem Kundennutzen bietet der neue Ansatz auch Vorteile für die Fahrer. Die Möglichkeit, Bargeld zu akzeptieren, kann zu mehr Fahrtanfragen und damit höherem Einkommen führen. Für bestimmte Gruppen von Fahrern, die gezielt Fahrgäste in unterversorgten Gebieten bedienen, könnte dies eine lukrative Ergänzung sein. Zugleich stellt die Bargeldzahlung für Uber und seine Fahrer organisatorische Herausforderungen dar.
Bargeldtransaktionen erfordern zusätzliche Prozesse bei der Abwicklung und das Einhalten von Sicherheitsstandards. Die konsequente Vermeidung von Wechselgeld und das Zeitfenster für Bargeldtransaktionen sind daher wichtige Maßnahmen, um Risiken zu reduzieren. Das Unternehmen verfolgt zudem ein aktives Feedbackmanagement. Uber sammelt Rückmeldungen von Fahrern und Kunden und bewertet laufend, wie das Bargeldprogramm angenommen wird. Dies lässt Schlüsse auf eine mögliche Ausweitung in der Zukunft zu.
Die Entscheidung für eine Bargeldoption bei Uber ist auch ein Spiegelbild der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Realitäten. Die finanzielle Inklusion wird immer mehr zum Thema in der Unternehmenswelt, die sich neuen Kundenkreisen öffnen will. Digitale Plattformen stehen hier vor der Herausforderung, traditionelle Zahlungsweisen nicht auszuschließen, um breitere Zugangsbarrieren abzubauen. Uber ist mit seinem Cash-Pilot somit Vorreiter für eine größere Offenheit in der Mobilitätsbranche. Die Testphase in den fünf ausgewählten Städten bietet wichtige Erkenntnisse über den Umgang mit Bargeld in einem ansonsten elektronisch dominierten Geschäft.
Ob sich dieses Modell durchsetzen wird, hängt auch von der Akzeptanz bei Fahrern und Kunden sowie von logistischen Rahmenbedingungen ab. Insgesamt zeigt Uber mit dieser Initiative, dass es auf die vielfältigen Bedürfnisse seiner Nutzer eingehen und gleichzeitig neue Einnahmequellen erschließen möchte. Die Ausweitung auf weitere Städte oder Länder ist denkbar, wenn sich das System bewährt und bewältigbare Sicherheitsaspekte gegeben sind. Die Entscheidung für Bargeld als exotische aber essenzielle Zahlungsform demonstriert auch, dass Innovation nicht immer nur digital bedeutet, sondern manchmal alte Zahlungsmethoden relevant bleiben. Gerade in den USA mit einer großen Anzahl von unterversorgten Haushalten ist der Schritt deshalb wegweisend.
Für Kunden, die bisher keinen Zugang zu Uber hatten, eröffnet sich damit eine neue Möglichkeit der unkomplizierten Mobilität. Gleichzeitig zeigt das Experiment, wie flexibel sich große Technologieunternehmen auf gesellschaftliche Realitäten einstellen können, ohne ihre Standardprozesse vollständig verlassen zu müssen. Uber bleibt damit ein Beispiel für die gelungene Symbiose von Moderne und Tradition im Zahlungsverkehr, die auch anderen Akteuren als Vorbild dienen könnte.