Andrew Tate, ehemaliger Profisportler und zurzeit prominenter Social-Media-Star, steht erneut im Mittelpunkt einer schweren Kontroverse. Seine ehemalige Freundin Brianna Stern hat ihn in einer in Los Angeles eingereichten Klage beschuldigt, sie sexuell missbraucht und körperlich misshandelt zu haben. Die Anschuldigungen spiegeln die zunehmende öffentliche und rechtliche Prüfung des Verhaltens des 38-jährigen Influencers wider, der wegen seiner provokanten und oft polarisierenden Aussagen bereits eine Vielzahl an Kritik einstecken musste. Die Klage wirft ein düsteres Bild auf das Verhältnis zwischen Tate und Stern. Laut den vorgelegten Dokumenten sei es Anfang März in einem Hotel in Beverly Hills zu einem Vorfall gekommen, bei dem Tate die Klägerin körperlich attackiert habe.
Dabei soll er sie geschlagen und gewürgt haben, was bei ihr eine posttraumatische Symptomatik, darunter eine Gehirnerschütterung, ausgelöst haben soll. Noch besorgniserregender ist der Vorwurf, dass Tate Stern während der Attacke wiederholt mit dem Tod bedroht habe. Die Angelegenheit verdeutlicht nicht nur mögliche strafrechtliche Konsequenzen für Tate, sondern auch eine tiefere Problematik in Bezug auf Machtmissbrauch und Gewalt in zwischenmenschlichen Beziehungen. Auf der anderen Seite weist Andrew Tates Anwalt, Joseph McBride, alle Anschuldigungen energisch zurück. Er bezeichnet die Klage als einen Versuch, aus der öffentlichen Aufmerksamkeit um Tate Kapital zu schlagen.
McBride argumentiert, dass Stern und ihre Vertreter die aktuelle mediale Lage ausnutzen, um eine möglichst hohe Schadensersatzzahlung zu erlangen. Dieser verteidigende Standpunkt ist Teil einer langen Reihe rechtlicher Auseinandersetzungen, in denen Tate und sein Bruder Tristan bereits verwickelt sind. Neben den aktuellen Vorwürfen in den USA kämpfen die Brüder gegen Anklagen wegen Menschenhandels und krimineller Organisation in Rumänien, die ebenfalls mit finanziellen und strafrechtlichen Konsequenzen verbunden sein könnten. Die mediale Aufmerksamkeit rund um Tate resultiert auch aus seiner kontroversen Online-Präsenz. Mit mehreren Millionen Followern zieht er überwiegend junge Männer und Jugendliche in seinen Bann, die von seinem luxuriösen Lebensstil und seiner polarisierenden Persönlichkeit angezogen werden.
Die umstrittenen Aussagen Tates, insbesondere jene, die Frauen die Schuld an sexualisierter Gewalt zuschreiben, führten bereits zu Sperrungen auf Plattformen wie TikTok, YouTube und Facebook. Diese Deplatformings unterstreichen die Spaltung, die Tate in der Öffentlichkeit und online auslöst – zwischen bewundernden Anhängern und vehementen Kritikern. Brianna Stern beschreibt in der Klage aber auch eine psychische Abwärtsspirale, die sich nach der ersten Begegnung im Sommer 2024 entwickelte. Stern lernte Tate kennen, nachdem sie von den Brüdern eingeladen wurde, nach Rumänien zu reisen, um als Model für eine von ihnen beworbene Kryptowährung zu werben. Was zunächst wie eine vielversprechende Gelegenheit erschien, mutierte bald zu einer belastenden Situation, als Stern nach ihrer Rückkehr in die USA begann, Bedrohungen und manipulative Nachrichten von Tate zu erhalten.
Unter anderem soll Tate die Klägerin als „sein Eigentum“ bezeichnet und ihr gegenüber gewalttätige Absichten geäußert haben. Die belastenden Nachrichten hat Tates Anwalt als manipuliert dargestellt und deren Zulässigkeit vor Gericht infrage gestellt. Dennoch hat Stern öffentlich ihre Angst vor den möglichen Reaktionen Tates ausgesprochen und begründete ihren Schritt, die Vorwürfe nun an die Öffentlichkeit zu bringen, mit dem Wunsch, nicht länger schweigen zu wollen. Der Mut, sich trotz persönlicher Risiken zu äußern, wurde von ihrem Rechtsbeistand Tony Buzbee ausdrücklich gelobt und als ein bedeutender Beitrag gegen Missbrauch gewertet. Der Zeitpunkt der Klageeinreichung fällt mit weiteren Entwicklungen im Umgang mit den Tate-Brüdern zusammen.
Nachdem sie monatelang in Rumänien unter einer Reisesperre standen, konnten sie diese im Februar 2025 aufheben lassen und reisten anschließend in die USA. Dort eröffnete die Staatsanwaltschaft von Florida eine neue strafrechtliche Untersuchung gegen die beiden, die laut Presseberichten auch politisch aufgeladen ist, da die Brüder öffentlich als Unterstützer von US-Präsident Donald Trump auftreten. Parallel zu den US-Verfahren laufen bereits rechtliche Schritte in Großbritannien. Vier britische Frauen haben Tate dort verklagt, nachdem die zuständigen Behörden eine strafrechtliche Verfolgung eingestellt hatten. Die erwirkten britischen Auslieferungshaftbefehle gegen Andrew und Tristan Tate bleiben ebenfalls Thema kontroverser juristischer Debatten.
Die Behandlung der Fälle in den einzelnen Ländern spiegelt zugleich auch einen zunehmend internationalen Fokus auf Gewalt gegen Frauen und Straftaten im digitalen und persönlichen Umfeld wider. Der Fall Andrew Tate steht exemplarisch für die Herausforderungen, vor denen die Justiz heute steht, wenn es um die Verfolgung von Missbrauchsvorwürfen gegenüber prominenten Persönlichkeiten geht. Gleichzeitig zeigt der Umfang der öffentlichen und medialen Aufmerksamkeit eine gesellschaftliche Sensibilisierung gegenüber Themen wie toxischer Männlichkeit, Machtmissbrauch und dem Schutz potenzieller Opfer. Unabhängig von der juristischen Bewertung der einzelnen Vorwürfe bleibt die Diskussion um Respekt, Gleichberechtigung und den Umgang mit mutmaßlichen Tätern und Opfern ein entscheidender Faktor im öffentlichen Diskurs. Es ist davon auszugehen, dass der Fall noch gravierende Auswirkungen haben wird, sowohl auf die beteiligten Personen als auch auf die breitere gesellschaftliche Wahrnehmung von Macht und Missbrauch.
Die kommenden Monate dürften neue Details und Entwicklungen bringen, die zeigen, wie der Einfluss von sozialen Medien und Prominenz die Handhabung solcher Fälle verändert. Dabei bleibt abzuwarten, wie Gerichtsbarkeiten in unterschiedlichen Ländern mit dem komplexen Spannungsfeld zwischen öffentlicher Meinung, juristischer Fairness und Opferschutz umgehen werden. Insgesamt unterstreicht der Fall die Wichtigkeit von Aufklärung, Prävention und ausreichender Unterstützung für Betroffene von Gewalt und Missbrauch. Nur durch konsequentes Handeln auf individueller, gesellschaftlicher und institutioneller Ebene kann der Kreislauf aus Angst, Schweigen und Gewalt durchbrochen werden – eine Botschaft, die weit über die persönliche Geschichte von Andrew Tate und Brianna Stern hinausgeht.