In den letzten Jahrzehnten haben invasive Arten weltweit empfindliche Ökosysteme bedroht, doch die Situation in Florida gilt als eines der dramatischsten Beispiele. Die im Südosten Asiens beheimateten Burmese-Pythons wurden in den 1970er Jahren vermutlich als exotische Haustiere eingeführt und entkamen oder wurden ausgesetzt. Seitdem haben sie sich in den Everglades, einem der bedeutendsten Feuchtgebiete der USA, explosionsartig verbreitet. Dort bedrohen sie die heimische Tierwelt in einem Ausmaß, das Ökologen und Naturschützer alarmiert. Doch nun zeichnet sich erste Hoffnung ab: Der Kampf zur Eindämmung der Pythons hat einen bemerkenswerten Erfolg verzeichnet.
Seit 2013 wurden insgesamt 20 Tonnen dieser Schlangen gefangen und human beseitigt – ein Gewicht, das etwa einem Feuerwehrauto entspricht. Dieses enorme Volumen zeigt die schiere Größe der Bedrohung, aber zugleich auch die Wirkung gezielter Maßnahmen. Das Hauptproblem besteht darin, dass die Pythons in der Everglades-Region gewaltigen Schaden anrichten. Die Einschätzung geht davon aus, dass zehntausende dieser Schlangen frei umherstreifen, was das empfindliche ökologische Gleichgewicht des Gebiets erheblich stört. Die Pythons sind äußerst anpassungsfähig und verfügen über eine stetige Wachstumsmöglichkeit.
Ihre Größe hängt direkt mit der Verfügbarkeit von Beutetieren zusammen. In Südwestflorida wachsen sie besonders groß heran, weil noch genügend mittelgroße Säugetiere wie Rehe vorhanden sind, die ihnen als Nahrung dienen. Solche Nahrungsketten sind die Grundlage für die starke Populationsdichte der invasiven Schlangen. Forscher der Universität von Florida haben dazu 85 Tierarten erfasst, die Opfer der Pythons geworden sind, darunter Vögel, Säugetiere und Reptilien. Die Auswirkungen auf die heimischen Populationen sind dramatisch: Einige Säugetierarten werden durch den massiven Druck auf den Nahrungsbestand dezimiert.
Diese Entwicklung ruft nach sofortigem Handeln, um die Biodiversität zu erhalten. Durch die großflächige Ausbreitung, die bereits mehr als 7.800 Quadratmeilen umfasst, erreichten die Pythons sogar Regionen nahe des Lake Okeechobee, was etwa 110 Meilen nordwestlich von Miami liegt. Die Ausweitung der Verbreitungsgebiete erschwert die Bekämpfung zusätzlich. Der Erfolg in der Bekämpfung dieser invasiven Art wäre ohne technologische Innovationen kaum denkbar.
Das Programm der Conservancy of Southwest Florida startete 2013 und setzt auf eine Kombination aus moderner Radiotelemetrie und biologischer Expertise. So werden sogenannte Scout-Pythons mit Sendern ausgestattet, die es ermöglichen, sie zu verfolgen, wenn sie Revier- oder Paarungspartner suchen. Insbesondere die männlichen Pythons helfen bei der Lokalisierung der größeren, sich fortpflanzenden weiblichen Schlangen, die dann gezielt und human getötet werden. Dieses Vorgehen verhindert zudem die nächsten Generationen, da jährlich mehr als 20.000 Eier zerstört werden konnten.
Naturschutzfachleute berichten, dass sich die Strategie auszahlt: Die Suche der männlichen Pythons gestaltet sich zunehmend schwieriger, da weniger weibliche Partner verfügbar sind, und die Tiere werden tendenziell kleiner. Diese Entwicklung lässt darauf schließen, dass sich das Ökosystem zumindest teilweise von der Invasion erholt und der Fortpflanzungserfolg der Pythons sinkt. Ein bemerkenswertes Beispiel aus 2024 sorgte für internationale Schlagzeilen: Forscher beobachteten eine Python mit einem Gewicht von 115 Pfund, die einen Hirsch fraß, der 77 Pfund wog. Das entspricht rund 67 Prozent des Körpergewichts der Schlange und verdeutlicht, wie groß der Einfluss der Pythons auf das Nahrungsnetz ist. Diese alarmierenden Ereignisse betonen den dringenden Handlungsbedarf, verdeutlichen aber auch die Notwendigkeit, die eigene Strategie ständig anzupassen und weiterzuentwickeln.
Die Region Südwestflorida ist für die Pythons wie ein wahres Füllhorn. Das nährstoffreiche Feuchtgebiet ermöglicht den invasiven Schlangen nicht nur die benötigte Nahrung, sondern auch geeignete Lebensbedingungen für die Aufzucht. Die Gefährdung der heimischen Tierwelt durch die Pythons bleibt deswegen eine der größten Herausforderungen im Naturschutzgebiet Everglades. Doch es gibt auch positive Zeichen: Einige einheimische Tiere scheinen sich gegen die Bedrohung durch Pythons zu wehren. Beobachtungen zeigen, dass Raubtiere wie Waschbären oder insbesondere der seltene, gefährdete Östliche Indigo-Schlange gelegentlich junge Pythons erbeuten.
Auch ein Bobcat wurde gesichtet, der einen Scout-Python erlegte. Diese Ereignisse sind Hoffnungsschimmer und deuten auf eine langsame Rückeroberung beziehungsweise Erholung der heimischen Tiergemeinschaft hin. Die Initiativen der Conservancy of Southwest Florida werden von zahlreichen Partnern unterstützt. Dazu zählen namhafte Institutionen und Behörden wie der U.S.
Geological Survey, der Nationalparkdienst, die Universität von Florida, Florida Fish and Wildlife, das South Florida Water Management District, das Rookery Bay Research Reserve und der Naples Zoo. Durch diese Zusammenarbeit entsteht ein breites Netzwerk zur Bekämpfung der invasiven Pythons mit Experten aus verschiedenen Bereichen. Der Vorsitzende und CEO der Conservancy of Southwest Florida, Rob Moher, fasst die Situation klar zusammen: Die Pythons sind ein signifikanter Störfaktor, der heimische Wildtiere dezimiert und somit das Ökosystem gefährdet. Die Arbeit der Teams, die die Populationen der Pythons reduzieren, schafft die Voraussetzung für eine Genesung der einheimischen Tierwelt und ein lebendigeres, stabileres Ökosystem. Das Engagement der Wissenschaftler und Naturschützer zeigt, dass mit einer Kombination aus moderner Technologie, fachlicher Kompetenz und Zusammenarbeit der Behörden ein wichtiger Schritt im Kampf gegen invasive Arten gelungen ist.
Die jagdlichen Programme, die Nutzung der Radiotelemetrie und die biologischen Untersuchungen liefern wertvolle Daten, um das Vorgehen zu optimieren und die Erfolge langfristig zu sichern. Dennoch bleibt der Kampf gegen die Einschleppungen und Verbreitung der Pythons eine Herausforderung, die konstant Aufmerksamkeit erfordert. Insbesondere aufklärende Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Freilassungen halten Schlüssel zum langfristigen Schutz der Everglades bereit. Die Beratungen und Regelungen für Halter exotischer Tiere sind wichtige Bausteine, um eine Wiederholung der Problematik zu verhindern. Der derzeitige Meilenstein von 20 Tonnen gefangener und beseitigter Schlangen ist eindrucksvoll und zeigt die Wirksamkeit der Programme, doch es gilt, diesen Erfolg weiter auszubauen.
Die Zukunft der Everglades hängt davon ab, wie gut es gelingt, die Population invasiver Pythons dauerhaft unter Kontrolle zu halten und so die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt dieser einzigartigen Naturlandschaft zu schützen. Das Engagement engagierter Menschen, technologische Fortschritte und wissenschaftliche Forschung bilden die Grundlage dafür, dass die Everglades auch in kommenden Generationen als lebendiger Naturraum erhalten bleiben können.