Seit Jahrzehnten spekulieren Astronomen und Wissenschaftler über die Existenz eines neunten Planeten in unserem Sonnensystem, der weit jenseits der Umlaufbahnen der bekannten Planeten seine Bahn zieht. Dieser hypothetische Planet, der oft als Planet Neun oder Planet X bezeichnet wird, wird für ungewöhnliche Bewegungsmuster kleiner Himmelskörper im Kuipergürtel verantwortlich gemacht. Die Forschung zur Entdeckung dieses Planeten steht im Zentrum aktueller astronomischer Studien und hat mit den Daten von Weltraumteleskopen wie IRAS und AKARI einen bedeutenden neuen Impuls erhalten. Der Kuipergürtel, eine Region mit zahlreichen Eis- und Gesteinsbrocken, befindet sich weit hinter der Umlaufbahn des Neptun. Die dortigen Objekte weisen Auffälligkeiten in ihren Umlaufbahnen auf, die sich durch die Gravitation eines massereichen Körpers erklären lassen – dem Planet Neun.
Aufgrund der enormen Distanz zu unserer Sonne reflektiert dieser Himmelskörper nur sehr wenig Sonnenlicht, was die herkömmliche optische Beobachtung extrem erschwert. Deshalb setzt die Forschung auf den Infrarotbereich, um die Wärmestrahlung eines solchen Planeten aufzuspüren. Die beiden Weltraumteleskope IRAS (Infrared Astronomical Satellite) und AKARI haben mit ihren weitreichenden Himmelsdurchmusterungen im Infrarotbereich wichtige Daten zur Verfügung gestellt. IRAS startete in den frühen 1980er Jahren und kartierte den gesamten Himmel im Infrarotlicht. AKARI folgte zwei Jahrzehnte später und lieferte ähnlich umfassende Farbinformationen im mittleren Infrarotbereich.
Die Kombination der Daten beider Missionen ist besonders wertvoll, denn ihre Beobachtungszeiten liegen 23 Jahre auseinander. Diese Zeitspanne ist entscheidend, um Objekte im äußeren Sonnensystem anhand ihrer Bewegung zu identifizieren, die im Laufe der Jahre am Himmel ihre Position verändern. Auf Basis von Modellen wurde für Planet Neun eine Bewegung von etwa drei Bogensekunden pro Jahr prognostiziert. Deshalb suchten die Forscher gezielt nach Objekten, die zwischen den beiden Datensätzen eine derartige Verschiebung aufwiesen. Zusätzlich legten die Analysten Kriterien hinsichtlich der erwarteten Helligkeit und des thermischen Profils des Planeten fest.
Angenommen wurden Massen im Bereich von sieben bis siebzehn Erdmassen und eine Entfernung zwischen 500 und 700 astronomischen Einheiten, was die Bewegungsradien und Lichtintensitäten beeinflusst. Das Kernstück der Untersuchung war die Nutzung der sogenannten AKARI Monthly Unconfirmed Source List — einer Liste von Quellen, die in kurzen Zeiträumen mehrfach, aber über Monate hinweg nicht bestätigt wurden. Dies konnte auf langsam wandernde, neuartige Objekte wie Planet Neun hindeuten. Mit speziell entwickelten Algorithmen wurden alle möglichen Kandidatenpaare aus IRAS- und AKARI-Daten gesucht, deren Positionsunterschiede mit dem theoretischen Modell übereinstimmten. Nach sorgfältiger Filterung blieben 13 vielversprechende Kandidaten übrig.
Eine genaue Bildinspektion führte zur Identifizierung eines besonders interessanten Paares, bei dem eine Quelle im IRAS-Datensatz vorhanden war, an der gleichen Position jedoch im AKARI-Bild nach 23 Jahren keine Entsprechung zu finden war, und umgekehrt. Dies deutet darauf hin, dass es sich um einen sich bewegenden Himmelskörper handeln könnte, was mit der Hypothese des Planet Neun vereinbar wäre. Leider reichen diese beiden Datenpunkte nicht aus, um die genaue Bahn des Kandidaten zu berechnen oder endgültige Aussagen über seine Natur zu treffen. Die Forscher betonen deshalb die Notwendigkeit von Folgebeobachtungen, die es erlauben würden, die Keplersche Bewegung genauer zu bestimmen und den Planeten eindeutig zu identifizieren. Diese Beobachtungen sind technologisch anspruchsvoll, da der mögliche Planet sehr schwach leuchtet und sich weit entfernt befindet.
Neue Infrarotbeobachtungen mit leistungsfähigeren Instrumenten, wie etwa dem James-Webb-Weltraumteleskop oder künftigen Missionen, könnten den Durchbruch bringen. Die Suche nach Planet Neun ist nicht nur eine Frage der Detektion eines weiteren Planeten, sondern hat weitreichende Implikationen für unser Verständnis des Sonnensystems, seiner Entstehung und Dynamik. Sollte der Planet tatsächlich existieren, würde dies viele Fragen klären, die bisher nur spekulativ beantwortet werden konnten. Zugleich eröffnet die Suche innovative astronomische Methoden, die auch für die Erkennung anderer Objekte im äußeren Sonnensystem von Bedeutung sein könnten. Die Kombination von Archivdaten unterschiedlicher Missionen, langfristige Positionsvergleiche und die Nutzung von Wärmebilddaten sind zukunftsweisend.
Neben der Suche nach Planet Neun liefert die Auswertung von IRAS- und AKARI-Daten außerdem wichtige Erkenntnisse über andere transneptunische Objekte, Kometen und sogar ferne Galaxien, was die astronomische Gemeinschaft weltweit inspiriert. Das Engagement einer internationalen Forschergruppe, die sich aus Experten verschiedener Disziplinen zusammensetzt, zeigt die Komplexität und Vielschichtigkeit der Aufgabenstellung. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Astrophysik, Datenanalyse, Instrumentierung und theoretischer Modellierung ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Wenn es gelingt, Planet Neun zu entdecken, wird dies einen Meilenstein in der Geschichte der Astronomie markieren. Bis dahin bleibt jedoch noch viel Arbeit zu leisten, um alle Kandidaten systematisch zu prüfen, weitere Beobachtungen zu veranlassen und die Datenlage zu verdichten.
Die Hoffnung, dass ein unsichtbarer Riese unser Sonnensystem ergänzt, beschäftigt Forscher und Laien gleichermaßen. Die Kombination der Langzeitdaten von IRAS und AKARI hat bereits bewiesen, dass es möglich ist, versteckte Objekte mit innovativen Methoden zu erkennen. Die Zukunft der Planetenforschung im äußeren Sonnensystem sieht vielversprechend aus, denn technologische Fortschritte erweitern ständig den Beobachtungshorizont. Damit rückt die Entdeckung von Planet Neun vielleicht doch näher als gedacht und könnte bald die astronomische Welt revolutionieren.