Der Einstieg in die Welt der Startups bringt oft spannende Möglichkeiten mit sich – nicht zuletzt durch die Aussicht, an jungen, wachstumsstarken Unternehmen beteiligt zu sein. Eines der zentralen Themen in diesem Zusammenhang ist die sogenannte Startup-Equity, also Mitarbeiterbeteiligungen in Form von Aktien, Optionen oder anderen Beteiligungen. Für viele ist das Thema komplex und voller Fachbegriffe. Doch wer sich damit auseinandersetzt, kann langfristig von erheblichen finanziellen Vorteilen profitieren. Im Folgenden wird ein umfassender Überblick über die wichtigsten Aspekte von Startup-Equity gegeben, der insbesondere für Gründer und Angestellte in Deutschland von Relevanz ist.
Denn trotz regionaler Unterschiede lassen sich grundlegende Prinzipien gut übertragen und bilden eine wertvolle Grundlage für informierte Entscheidungen. Startup-Equity bedeutet im Kern, dass Mitarbeiter oder Gründer einen Anteil am Unternehmen erhalten. Häufig geschieht dies in Form von Aktienoptionen, die das Recht beinhalten, zu einem späteren Zeitpunkt Aktien zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen. Diese Optionen werden typischerweise über einen bestimmten Zeitraum, das sogenannte Vesting, freigegeben. Erst nach Ablauf dieser Phase können die Optionen vollständig ausgeübt werden.
Dabei gibt es oft eine Wartezeit von einem Jahr, den sogenannten Cliff, in der noch keine Optionen erworben werden, um das Engagement der Mitarbeiter nachhaltig zu gewährleisten. Der Kaufpreis der Aktien, der sogenannte Strike Price, wird meist auf Basis einer Bewertung des Unternehmens, etwa durch eine sogenannte 409A-Bewertung in den USA, festgelegt. Im deutschen Kontext entsprechen solche Bewertungen den Unternehmensbewertungen durch Experten oder Gutachter. Sie stellen sicher, dass der Kaufpreis fair und marktgerecht ist. In der Frühphase eines Startups ist der Strike Price zum Teil sehr niedrig, was die Optionen besonders attraktiv macht, sofern das Unternehmen erfolgreich wächst.
Warum sind Aktienoptionen für Mitarbeiter so interessant? Die Antwort liegt im sogenannten Spread, also der Differenz zwischen dem aktuellen Unternehmenswert und dem Strike Price. Steigt der Wert des Unternehmens an, gewinnt der Mitarbeiter durch Ausübung seiner Optionen erheblich an Wert – vorausgesetzt, das Unternehmen macht einen erfolgreichen Exit, etwa durch Verkauf oder Börsengang. Für Gründer ist Equity oft der größte Teil ihrer langfristigen Kompensation und bildet die Grundlage für Vermögensaufbau. Aber Equity bringt auch Risiken mit sich: Startups scheitern häufig, und Aktienoptionen können im schlimmsten Fall wertlos werden. Zudem müssen Mitarbeiter oft in Vorleistung treten, wenn sie ihre Optionen ausüben – das heißt, sie müssen den Kaufpreis und eventuell anfallende Steuern zahlen, ohne sicher zu sein, dass sie die Aktien später mit Gewinn verkaufen können.
Nicht zu unterschätzen sind die steuerlichen Auswirkungen. In Deutschland werden Mitarbeiterbeteiligungen je nach Ausgestaltung unterschiedlich behandelt. Aktienoptionen können je nach Zeitpunkt der Ausübung als Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit oder als Kapitalerträge besteuert werden. Zudem können Sozialabgaben relevant sein. Eine frühzeitige Planung und Beratung sind unerlässlich, um unerwartete Steuernachzahlungen zu vermeiden.
Auch das Konzept der sogenannten 83(b)-Wahl aus den USA, die es erlaubt, die Steuerlast bei der Ausübung zu optimieren, findet in Deutschland bisher keine direkte Entsprechung, jedoch gibt es steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten, die vergleichbare Vorteile bieten. Ein weiterer Aspekt ist die Liquidität. Private Unternehmen sind nicht börsennotiert, daher ist der Handel mit Aktien von Startups eingeschränkt. Mitarbeiter können ihre Anteile meist nicht direkt verkaufen, es sei denn, das Unternehmen bietet sogenannte Liquiditätsveranstaltungen wie Tender Offers an, in denen eine begrenzte Anzahl von Aktien verkauft werden kann. Alternativ gibt es Zweitmarkttransaktionen, die jedoch oft mit Vorbehalten seitens der Unternehmen verbunden sind und rechtlich komplex sein können.
Die Gestaltung der Aktienmodelle variiert stark. Während größere, etabliertere Startups vermehrt mit sogenannten Restricted Stock Units (RSUs) arbeiten, die eher einer direkten Eigentumszuteilung entsprechen, setzen kleinere oder jüngere Unternehmen vor allem auf Stock Options. RSUs haben gegenüber Optionen den Vorteil, dass Mitarbeiter die Aktien direkt erhalten, während bei Optionen zunächst die Ausübung erfolgen muss. Dafür bieten Optionen tendenziell größere steuerliche Gestaltungsspielräume. Für Gründer gilt es zusätzlich, die Verwässerung ihres Anteils durch Finanzierungsrunden zu berücksichtigen.
Mit jeder neuen Kapitalrunde werden neue Aktien ausgegeben, was den Anteil jedes bestehenden Gesellschafters reduziert. Es ist deshalb wichtig, die eigene Kapitalstruktur zu kennen und gegebenenfalls vertragliche Schutzmechanismen, etwa Anti-Verwässerungsklauseln, zu verhandeln. Letztlich sind Investitionen in das eigene Startup eine Form von „Wette“ auf den Erfolg des Unternehmens – oft verbunden mit hohen Risiken, aber auch der Chance auf sehr hohe Renditen. Die Verwaltung eigener Anteile oder Optionen wird häufig unterschätzt. Ein genaues Festhalten der jeweiligen Beteiligungsformen, der Ausübungsfristen, der Steuertermine und der Liquiditätsmöglichkeiten ist essenziell, um den Überblick zu behalten und steuerliche oder finanzielle Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Hilfreich sind dafür digitale Tools wie Cap-Table-Manager oder professionelle Finanzberater, die sich mit Startup-Equity auskennen. Eine Strategie, die immer häufiger diskutiert wird, ist das sogenannte Early Exercising, bei dem Mitarbeiter ihre Optionen bereits vor vollständigem Vesting ausüben können. Dies ermöglicht es, die Steuerlast frühzeitig zu begleichen und die Haltefrist für günstigere Kapitalertragssteuersätze oder spezielle steuerliche Begünstigungen wie den QSBS-Status („Qualified Small Business Stock“) zu starten. Letzteres ist ein US-amerikanisches Konzept, das steuerfreie Gewinne unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt; vergleichbare Modelle sind in Deutschland nicht etabliert, bieten aber wertvolle Denkansätze für steuerliche Optimierungen. Die Entscheidung, wann und ob man seine Optionen ausübt, ist individuell und hängt von der persönlichen Risikobereitschaft, der finanziellen Lage und den Erwartungen an den Unternehmenserfolg ab.
Es ist kein Patentrezept in Sicht, sondern eine komplexe Abwägung. Es macht Sinn, diese Frage im Zusammenhang mit der gesamten finanziellen Situation und den Zielen zu betrachten. Darüber hinaus spielt der Post-Termination Exercise Window eine Rolle. Nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses verbleibt meist eine begrenzte Zeitspanne, in der Mitarbeiter ihre Optionen ausüben können. In der Regel sind das 90 Tage, was für viele Beteiligte finanziell und organisatorisch schwer zu stemmen ist.
Einige Unternehmen gewähren mittlerweile längere Fristen, sodass Mitarbeiter mehr Flexibilität erhalten und nicht unter Druck stehen. Für all jene, die sich intensiver mit Startup-Equity auseinandersetzen möchten, stehen umfassende Informationen und Beratungsangebote zur Verfügung. Dabei gilt ein grundlegender Rat: Unabhängig von der Komplexität sollten einzelne Aspekte Schritt für Schritt verstanden und fundiert bewertet werden. Die Welt der Startups lebt von Unsicherheiten, aber gerade das macht das Engagement spannend und potenziell lohnenswert. Wer sich in diese Thematik vertieft, kann nicht nur bessere Entscheidungen bei der Wahl des Arbeitgebers treffen, sondern auch langfristig das volle Potenzial der Beteiligungen nutzen.
Und genau dieses Wissen kann der Schlüssel sein, um finanzielle Ziele wie den Erwerb von Wohneigentum, eine frühzeitige Altersvorsorge oder andere persönliche Träume zu realisieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Startup-Equity ein vielschichtiges Thema mit zahlreichen Facetten ist, das fundiertes Wissen und vorausschauende Planung erfordert. Angestellte und Gründer sollten sich aktiv mit den Mechanismen vertraut machen, steuerliche Konsequenzen kennen und ihre Beteiligungen strategisch verwalten. Nur so lässt sich das vielversprechende Potenzial von Mitarbeiterbeteiligungen optimal ausschöpfen und das Startup-Abenteuer zu einem finanziellen Erfolg führen.