Astronomen rund um den Globus sind von einer faszinierenden Entdeckung in unserer Milchstraße begeistert: Ein rätselhaftes neues Himmelsobjekt, das durch ungewöhnliche Emissionsmuster von Röntgen- und Radiowellen auffällt. Das Objekt, das die Bezeichnung ASKAP J1832−091 trägt, wurde durch eine Kombination von Daten verschiedener Weltraumteleskope und Radiostrahlungsobservatorien identifiziert und wirft spannende Fragen über seine Natur und Herkunft auf. Die Entdeckung erfolgte relativ zufällig, als das NASA-Chandra-Röntgenobservatorium im Jahr 2024 eine Beobachtung eines Überrests einer Supernova durchführte. Dabei entdeckten die Forscher erstmals Röntgenstrahlen, die von einem sogenannten „langperiodischen Radio-Transienten“ ausgingen. Dieser Begriff beschreibt ein seltenes Himmelsphänomen, das sich durch die zyklische Emission von Radiowellen im Zeitrahmen von einigen zehn Minuten auszeichnet.
Im konkreten Fall wiederholte sich das Signal bei ASKAP J1832−091 alle 44 Minuten, was auf eine neuartige oder außergewöhnliche Quelle hindeutet. Mit einer Entfernung von rund 15.000 Lichtjahren befindet sich das Objekt inmitten einer Region der Milchstraße, die reich an Sternen, Gaswolken und Staub ist. In einer solchen turbulenten Umgebung sind vielfältige astrophysikalische Prozesse an der Tagesordnung, doch das Verhalten von ASKAP J1832−091 hebt sich deutlich von bekannten Vorgängen ab. Die gleichzeitige Aussendung von Röntgen- und Radioemissionen, die jede 44 Minuten ihre Aktivität aufnimmt, ist bislang unerforscht und könnte auf einen hochmagnetisierten toten Stern wie etwa einen Neutronenstern oder einen weißen Zwerg hindeuten.
Der leitende Wissenschaftler der Studie, Ziteng Andy Wang von der Curtin University in Australien, beschreibt die Möglichkeiten rund um das Objekt als „entweder etwas vollständig Neues oder eine uns bisher unbekannte Variante eines bekannten Objekttyps“. Die veröffentlichten Forschungsarbeiten erschienen in der renommierten Fachzeitschrift Nature und unterstreichen die Bedeutung dieser Entdeckung für die Astrophysik. Die Kombination der Beobachtungsdaten bietet einen besonders spannenden Einblick: Die Röntgendaten wurden vom NASA-Chandra-Teleskop geliefert und in Blau dargestellt, während infrarote Informationen vom mittlerweile stillgelegten Spitzer-Weltraumteleskop stammen. Radiowellen wurden vom südafrikanischen MeerKAT-Observatorium aufgezeichnet, was eine multibandartige Untersuchung erlaubte und so umfassendere Erkenntnisse über die Emissionsmechanismen liefert. Eine Besonderheit des Objekts ist seine Aktivitätsphase, die im beobachteten Zeitraum ungefähr einen Monat andauerte.
Während dieser Phase war sowohl die Röntgen- als auch die Radiostrahlung klar erkennbar, außerhalb dieser Periode schien das Objekt hingegen keine auffälligen Röntgenstrahlen zu emittieren. Dies lässt spannende Rückschlüsse darauf zu, dass es womöglich viele weitere ähnliche Objekte gibt, die wir bislang nicht entdeckt haben, da sie sich lediglich zeitweise bemerkbar machen. Die wissenschaftliche Gemeinschaft ist sich einig, dass die Unterscheidung zwischen einem hochmagnetisierten Überrest eines Sterns und einem völlig unerkannten astrophysikalischen Phänomen besonders schwerfällt. Neutronensterne etwa sind extrem kompakte Überreste massereicher Sterne, die nach einer Supernova übrigbleiben. Sie verfügen oft über starke Magnetfelder und können Pulsare bilden, die periodische Radiowellen aussenden.
Ebenso gibt es weiße Zwerge, die eine andere Phase im Leben eines Sterns darstellen, aber ebenfalls durch komplexe magnetische und elektromagnetische Prozesse auffallen können. ASKAP J1832−091 unterscheidet sich jedoch durch den ungewöhnlich langen Zyklus von 44 Minuten, was bislang für diese Objekttypen untypisch ist. Konventionelle Pulsare zeigen viel kürzere Perioden. Diese Diskrepanz eröffnet Raum für die Hypothese, dass wir möglicherweise Zeuge einer neuen Kategorie oder einer ungewöhnlichen Evolutionsphase eines bekannten Sternrestes sein könnten. Die Fähigkeit, diese Signale präzise zu analysieren, hängt entscheidend von den technischen Fähigkeiten moderner Observatorien ab.
Das Chandra-Observatorium, seit 1999 im Erdorbit im Einsatz, ist spezialisiert auf die Beobachtung von hochenergetischen Röntgenquellen im Universum. Die ergänzenden Daten des Spitzer-Teleskops und des MeerKAT-Radioteleskops erweitern das Spektrum der Analyse in Richtung infraroter und Radiowellen, was einen umfänglichen Blick ermöglicht. Interessant ist auch, dass die Beziehung zwischen dem neuen Objekt und dem nahen Überrest der Supernova noch nicht vollständig geklärt ist. Aufgrund der Unsicherheiten in der Distanzmessung kann bislang nicht gesagt werden, ob ASKAP J1832−091 tatsächlich ein direktes Relikt der Supernova ist oder eine unabhängige Quelle im gleichen Sternfeld. Die bisherige Entdeckung hat bereits zu einer Reihe von weiterführenden Forschungsinitiativen geführt.
Astronomen planen, die Region weiterhin mit unterschiedlichen Teleskopen zu beobachten, um die Dauer der Aktivitätszyklen und das genaue Emissionsverhalten besser zu verstehen. Langzeitbeobachtungen sind dabei besonders wichtig, denn das Objekt zeigt seine besondere Strahlung nur in bestimmten Phasen und könnte sonst übersehen werden. Für die Astrophysik ist die Entdeckung von großer Bedeutung, da sie die Grenzen unseres Wissens über die verschiedenen Entwicklungsstadien von Sternen und deren Überresten herausfordert. Neue Erkenntnisse über die Natur von Radio-Transienten und die physikalischen Prozesse in stark magnetisierten Sternen könnten außerdem das Gesamtbild von der Dynamik in unserer Galaxie erweitern. Die Entdeckung von ASKAP J1832−091 ist auch ein Beispiel für die internationale Zusammenarbeit in der Wissenschaft, bei der Experten aus verschiedenen Ländern und unterschiedliche Wissenschaftsinstrumente zusammenarbeiten, um komplexe Phänomene zu erforschen.
Nur durch solche Kooperationen können bislang unbekannte Objekte gefunden und analysiert werden. Insgesamt bleibt die genaue Natur von ASKAP J1832−091 ein Rätsel, das Wissenschaftler noch intensiv beschäftigen wird. Gleichzeitig öffnet es durch die möglichen Erklärungsmodelle und die besondere Emission neue Forschungsfelder und bietet die Chance, fundamentale Fragen über unser Universum besser zu verstehen. Neben der klassischen Astrophysik könnten solche Entdeckungen auch Impulse für theoretische Ansätze in den Bereichen der Teilchenphysik und Magnetohydrodynamik geben. Das Verständnis von hochenergetischen Prozessen in der astrophysikalischen Umgebung ist essentiell, um beispielsweise kosmische Strahlung oder magnetische Felder im interstellaren Medium zu begreifen.