In der modernen Webentwicklung hat sich das Bewusstsein für semantisches HTML als Grundpfeiler für Zugänglichkeit und Suchmaschinenoptimierung längst etabliert. Semantisches HTML ermöglicht es nicht nur Suchmaschinen, den Inhalt von Webseiten besser zu verstehen, sondern bietet auch Menschen mit Behinderungen die nötigen Werkzeuge, um Inhalte über Bildschirmleser und assistive Technologien barrierefrei zu erfassen. Umso überraschender und problematischer ist es, dass Figma Sites als neues Tool zur Website-Erstellung komplett auf semantische HTML-Strukturen verzichtet und ausschließlich div-Elemente verwendet. Dieser Trend wirft eine Vielzahl von Fragen auf und birgt weitreichende negative Folgen für das Web-Ökosystem und seine Nutzer. Figma Sites entstand als Erweiterung des beliebten Design-Tools Figma, das sich in der Produktentwicklung und Teamkollaboration etabliert hat.
Mit Figma Sites soll das Design direkt ins Web gebracht werden, ohne zusätzlichen Programmieraufwand. Doch die Kehrseite der Medaille offenbart sich bei genauer Betrachtung des generierten Codes: Anstelle von sinnvollen HTML-Elementen wie Überschriften (h1 bis h6), Absätzen (p), Listen (ul, ol), Navigationsbereichen (nav) oder Artikeln (article), besteht der gesamte Inhalt der Webseite aus einer Handvoll verschachtelter div-Container. Dies bedeutet nicht nur einen Rückschritt im Webdesign sondern auch ein enormes Problem für die Barrierefreiheit. Semantisches HTML bildet für Screenreader und andere assistive Technologien die Grundlage, um eine Webseite strukturiert und verständlich zu vermitteln. Indem Überschriften als solche markiert sind, kann ein Nutzer beispielsweise schnell den Überblick über die Themen der Seite gewinnen und gezielt zu bestimmten Abschnitten springen.
Wird dieser logische Aufbau durch reine div-Strukturen ersetzt, geht diese Orientierung verloren. Damit wird der Zugang für Menschen mit Sehbehinderungen oder kognitiven Einschränkungen erheblich erschwert. Auch Suchmaschinen verlieren die Fähigkeit, den Seitenaufbau und die Wichtigkeit einzelner Elemente präzise zu erfassen, was sich negativ auf das Ranking auswirkt. Die Entscheidung von Figma Sites, ausschließlich div-Elemente zu erzeugen, spiegelt offenbar einen Fokus auf visuelle Pixelperfektion und Designtreue wider, ohne dabei die zugrunde liegenden technischen Anforderungen an eine professionelle Webpräsenz zu berücksichtigen. Entwickler berichten aus der Praxis, dass sämtliche Elemente einschließlich Links, Buttons, Überschriften und Navigationen durch Divs repräsentiert werden, oft weder mit korrekten href-Attributen noch mit Rollen oder ARIA-Labels versehen.
Dies macht die Seite nicht nur für Screenreader nahezu nutzlos, sondern stellt auch ein Problem für die Tastaturnavigation dar, die für viele Nutzer unverzichtbar ist. Es ist zudem problematisch, dass viele dieser div-basierten Elemente Klassen mit kryptischen Namen erhalten, die keinerlei semantische Bedeutung tragen. Dies erschwert nicht nur das Verständnis des Codes für andere Entwickler und die spätere Wartung, sondern verhindert auch den sinnvollen Einsatz von CSS und JavaScript für verbesserte Accessibility-Funktionen. Durch die fehlende Struktur entfallen auch wichtige Vorteile beim responsiven Design und der Skalierbarkeit von Webseiten. Die Praxis, nur divs zu verwenden, ist auch ein Angriff auf die Performance.
Semantische Elemente sind dafür optimiert, vom Browser effizient verarbeitet zu werden, was Ladezeiten verbessert und eine bessere Nutzererfahrung ermöglicht. Wenn eine Webseite aus einer einzigen abstrakten Containerstruktur besteht, verkompliziert das die Render-Pipeline und kann die Performance negativ beeinflussen, vor allem auf mobilen Geräten oder langsameren Internetverbindungen. Darüber hinaus stößt das Konzept von Figma Sites auf erheblichen Widerstand aus der Entwickler-Community und unter Accessibility-Experten. Diese fordern klare Richtlinien und Standards, die sicherstellen, dass Webdesign-Tools nicht nur schöne Oberflächen generieren, sondern auch den grundlegenden Webstandards entsprechen. Gerade ein Tool mit der Reichweite von Figma hätte die Möglichkeit und Verantwortung, eine Vorreiterrolle in Sachen barrierefreier Webentwicklung zu übernehmen.
Stattdessen wird mit einer technisch mangelhaft produzierten Ausgabe eine große Gefahr für inklusive Webangebote geschaffen. Für Unternehmen und Entwickler, die die durch Figma Sites erstellten Webseiten in einer professionellen Umgebung einsetzen möchten, bedeutet das erhebliche Nacharbeiten. Der generierte Quellcode muss aufwändig bereinigt und mit semantischen Elementen versehen werden, um sowohl den Anforderungen an Accessibility als auch den SEO-Strategien gerecht zu werden. Dies erhöht den Zeit- und Kostenaufwand erheblich und erschwert den Workflow, was dem ursprünglichen Leitgedanken einer schnellen und unkomplizierten Website-Erstellung zuwiderläuft. Zusammenfassend steht Figma Sites mit seiner rein div-basierten HTML-Struktur exemplarisch für eine warnende Entwicklung in der Webdesign-Welt.