Die digitale Modernisierung der amerikanischen Bundesregierung ist seit Jahren ein zentrales Anliegen unterschiedlichster politischer Akteure. Insbesondere der US-Digitaldienst (USDS), gegründet als innovative Agentur zur Verbesserung der digitalen Angebote der Regierung, galt lange als Vorbild für zeitgemäße IT-Modernisierung und nutzerorientierte Dienstleistungen. Doch seit der Machtübernahme von Präsident Donald Trump im Januar 2025 und der damit einhergehenden Umgestaltung des USDS in die sogenannte United States DOGE Service (DOGE) befindet sich die behördliche Technologielandschaft in einem Umbruch, der nicht nur für Verunsicherung sorgt, sondern auch Widerstand hervorruft. Insbesondere ehemalige und aktive Bundesangestellte formieren sich zunehmend, um gegen das zu intervenieren, was sie als Zerstörung jenes innovativen Ansatzes der USDS ansehen. Eine Gruppe ehemaliger USDS-Mitarbeitender hat sich unter dem Namen We the Builders zusammengefunden, um Aufklärung zu leisten, Unterstützung für Betroffene bereitzustellen und den Blick auf eine verantwortungsvolle, nachhaltige Digitalisierung des Bundes zu richten.
Geleitet wird die Initiative von Kate Green, die bis Herbst 2024 für den USDS tätig war. Die Gruppe positioniert sich selbst als Geschichtenerzähler und Bewahrer der Werte, die die digitale Transformation der Bundesverwaltung bislang vorangetrieben haben. Im Zentrum der Kritik steht vor allem die restrictive Personalpolitik, die die Trump-Administration verfolgt. Neben umfangreichen Entlassungen innerhalb der Belegschaften technisch-naher Behörden wurde insbesondere das interne Tech-Beratungsangebot durch die Auflösung von 18F im März 2025 ausgelöscht. Die 18F war lange ein wichtiger Akteur der öffentlichen IT-Modernisierung.
Der Verlust dieser Expertise im öffentlichen Dienst wirft Fragen hinsichtlich der Konsequenzen für die Stabilität und Sicherheit digitaler Infrastrukturen in der Bundesverwaltung auf. Was DOGE im Gegensatz zum USDS darstellt, ist kein schlichter Namenswechsel, sondern eine grundlegende Neuausrichtung. Angeführt von Elon Musk, der deutlich macht, dass es bei der Umgestaltung vor allem um schnelle Ergebnisse gehe – auch wenn dabei bestehende Systeme gefährdet oder beschädigt werden. Seine Philosophie „move fast and break things“ kollidiert jedoch mit der praxiserprobten Vorsicht vieler erfahrener Bundesangestellter, die Nachhaltigkeit und Sicherheit in den Mittelpunkt rücken. We the Builders macht deutlich, dass sie sich als echte Schöpfer und Entwickler verstehen, die tagtäglich Werkzeuge für Millionen von Amerikanern entwickeln und betreuen.
Ihrer Ansicht nach hat die aktuelle Administration wenig Interesse daran, die eigenen technischen Ressourcen nachhaltig zu verbessern, sondern setzt vielmehr auf eine Strategie des Zerschlagens und Umbaus ohne ausreichendes Fachwissen und Rücksicht auf die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer. Eine bemerkenswerte Initiative der Organisation ist die Nutzung der gleichen Webdesign-Standards, die auch von der US-Regierung verwendet werden. Ihr Online-Auftritt vereint eine Sammlung von Blogs, individuellen Erfahrungsberichten sowie einer Chronik, die die Aktivitäten von DOGE beleuchtet und Vorstellungen präsentiert, wie es anders und besser hätte laufen können. Das Ziel ist es, Transparenz über Entscheidungen und Auswirkungen auf Bundesbeschäftigte zu schaffen und das Bewusstsein für die langfristige Bedeutung digitaler Governance zu stärken. Die existenziellen Probleme, die We the Builders adressieren möchte, sind vielfältig.
Dazu gehören nicht nur massive Ausfallzeiten und ineffiziente IT-Systeme, die beispielsweise die Auszahlung von Sozialleistungen verzögern oder lenken, sondern auch Sicherheitslücken, die anfällig für Betrug und Datenmissbrauch sind. Die Kritik umfasst daher sowohl technische als auch ethische Dimensionen, wobei der Ruf nach menschlicher Verantwortung bei Entscheidungen zu künstlicher Intelligenz und Datennutzung laut wird. Ein weiteres wichtiges Standbein von We the Builders ist die Herausbildung einer Gegenbewegung im sozialen Raum. Die Gruppe betreibt unter anderem den Account ALT US Digital Service auf der Plattform Bluesky, welcher sich als „offizielles Widerstandsteam“ des ursprünglichen USDS sieht. Diese Präsenz steht im Kontext eines wachsenden Netzwerks von sogenannten #AltGov-Accounts, die als alternative Stimmen für andere Behörden wie NASA oder Verteidigungsministerium (DOD) fungieren.
Die Vernetzung geht über diese Kanäle hinaus. We the Builders kooperiert mit ähnlichen Zusammenschlüssen, die aus den ehemaligen Bundesbeamtengremien hervorgegangen sind. Besonders der Austausch mit ehemaligen 18F-Mitarbeitenden ist hierbei von Bedeutung, da sie mit der Archivierung von Blogs und Ressourcen versuchen, wertvolles institutionelles Wissen zu bewahren. Ziel ist nicht nur die Gegenwehr gegen die aktuellen Änderungen, sondern auch die langfristige Vorbereitung auf eine mögliche Wiederbelebung innovativer Strukturen im Bundesdienst. Das Engagement von We the Builders geht über rein politische Aktionen hinaus und umfasst den Aufbau einer nachhaltigen Organisation.
So arbeitet das Team an einer Gemeinnützigkeits-Statusierung (501(c)(3)), um auf eine solide rechtliche und finanzielle Basis gestellt zu werden. Aktuell findet die Gruppe Unterstützung durch den Good Trouble Project, eine bereits etablierte Non-Profit-Organisation. Zudem sind Fundraising-Kampagnen geplant, um zukünftige Aktivitäten und Ressourcen sicherzustellen. Für die Beteiligten ist die Arbeit nicht nur professionelles Engagement, sondern auch eine persönliche Leidenschaft. Viele erleben die Umbrüche als existentielle Bedrohung ihres bisherigen Berufs- und Identitätsverständnisses.
Die Hoffnung auf positive Veränderung und das Bewusstsein für eine notwendige digitale Stabilität motivieren sie, aktiv zu bleiben und eine neue Generation von Bundesbeamten darauf vorzubereiten, Herausforderungen der Digitalisierung verantwortungsbewusst zu meistern. Die Debatte um die Zukunft der digitalen Bundesverwaltung steht stellvertretend für den größeren Konflikt zwischen Innovationsdrang und institutioneller Nachhaltigkeit. Während die aktuelle Führung von DOGE auf eine schnelle Modernisierung durch radikale Veränderungen setzt, appellieren die ehemaligen USDS-Mitarbeiter an Verantwortung, Erfahrung und nachhaltige Konzepte. Beide Perspektiven zeigen auf, wie komplex und facettenreich die Aufgabe der Digitalisierung in staatlichen Strukturen ist. Letztlich trifft die Auseinandersetzung um DOGE auch den Kern demokratischer Legitimität bei technologischem Wandel.