Engie, eines der weltweit führenden Unternehmen im Energiesektor, hat kürzlich angekündigt, dass es den Ausbau neuer erneuerbarer Energieprojekte in den Vereinigten Staaten vorerst verlangsamt. Der Grund für diese Entscheidung liegt in der aktuellen Unsicherheit über die Höhe und Struktur von Importzöllen auf solar- und batteriebezogene Materialien, die für die Umsetzung zahlreicher Projekte essenziell sind. Diese tariflichen Unklarheiten erschweren es dem Unternehmen, die endgültigen Kosten zu kalkulieren, was wiederum zu einer strategischen Zurückhaltung führt, insbesondere bei Vorhaben, die noch nicht in die finale Investitionsphase eingetreten sind.Die USA gelten als ein äußerst attraktiver Markt für den Sektor der erneuerbaren Energien. Die ambitionierten Ziele des Inflation Reduction Act (IRA), der auf die Förderung grüner Technologien und den Ausbau von Solarenergie, Windkraft sowie Batteriespeichern abzielt, haben in den letzten Jahren erhebliche Impulse für Investitionen gesetzt.
Engie hat die Bedeutung des IRA als wirtschaftliches und politisches Instrument für den Umbau der US-Energieinfrastruktur mehrfach hervorgehoben. Dennoch bleibt die Interpretation und Implementierung einiger Zollregelungen auf importierte Komponenten unsicher. Das betrifft insbesondere Materialien, die Hauptbestandteil von Solar- und Batteriespeicherprojekten sind.Der Finanzvorstand von Engie, Pierre-Francois Riolacci, brachte die Schwierigkeit zum Ausdruck, gegenwärtig verlässliche Preisprognosen zu erstellen. Diese Unsicherheit macht Investoren und Planer vorsichtiger und führt dazu, dass Engie neue Projekte vorübergehend zurückstellt, bis mehr Klarheit in Bezug auf die Zollpolitik herrscht.
Trotz der verlangsamten Projektentwicklung ist das bestehende Portfolio an erneuerbaren Energien, insbesondere solche Projekte, die bereits in Bau oder hochgradig fortgeschritten sind, von dieser Maßnahme jedoch nicht betroffen und werden weiterhin vorangetrieben.Engie betreibt zurzeit ein umfangreiches Entwicklungspipeline mit etwa 8,5 Gigawatt an erneuerbaren Energien und Batteriespeicherprojekten, verteilt über mehr als hundert Vorhaben in den USA. Diese Investitionen sind Teil der firmeneigenen Strategie, den Übergang zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit von Engie North America mit dem Investmentmanager CBRE IM an einem 2,4-Gigawatt-Portfolio von Batteriespeicheranlagen in Kalifornien und Texas, zwei Schlüsselregionen im US-amerikanischen Energiemarkt. Engie hält dabei die Mehrheitsbeteiligung und übernimmt das Management dieser Projekte, die für den Betrieb in den Gebieten der Electric Reliability Council of Texas (ERCOT) und der California Independent System Operator (CAISO) bestimmt sind.
Diese Speicherlösungen sind essenziell, um Schwankungen bei der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen auszugleichen und die Stabilität der Netze in Regionen mit hohem Anteil an Wind- und Solarenergie zu gewährleisten.Neben den Herausforderungen auf dem US-Markt zeigt Engie auch eine verstärkte Orientierung auf andere Wachstumsmärkte. Sollte die Unsicherheit bezüglich der US-Tarife weiterhin bestehen bleiben, plant Engie, Kapital vermehrt in Märkte wie Brasilien, Australien, Indien oder die Golfstaaten zu lenken. Diese Regionen zeichnen sich durch steigende Nachfrage nach nachhaltiger Energie und zunehmend unterstützende politische Rahmenbedingungen aus. Dies entspricht einer global diversifizierten Strategie, die Risiken besser abfedert und Chancen in aufstrebenden Märkten nutzt.
Das Erreichen der Finanzziele für 2025 steht bei Engie trotz der Verlangsamung der Neuprojekte nicht in Frage. Das Unternehmen erwartet einen Nettogewinn zwischen 4,4 und 5 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2025 konnte Engie eine EBIT-Steigerung von 0,5 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro (ohne Kernkraft) verzeichnen, was vor allem durch hohe Gas- und Strompreise sowie die erhöhte Nachfrage im Winter begünstigt wurde. Allerdings ist der Konzern vorsichtig, dass sich dieses Niveau im weiteren Jahresverlauf womöglich nicht halten lässt.Die Entwicklung stellt exemplarisch dar, wie geopolitische und handelspolitische Faktoren den Ausbau erneuerbarer Energietechnologien beeinflussen können.
Während technologische Innovationen und ökonomische Anreize verstärkt auf nachhaltige Energien setzen, können unklare oder sich ändernde Zollregelungen Investitionen verzögern und Projekte verteuern. Die US-Regierung steht damit in der Verantwortung, verlässliche und transparente Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Energiewende voranzutreiben und gleichzeitig die heimische Industrie zu schützen.Engie bleibt zwar vorsichtig, signalisiert jedoch, dass es langfristig weiter in den US-Erneuerbarmarkt investieren will. Die Partnerschaften sowie die Pipeline verdeutlichen den festen Willen, eine bedeutende Rolle bei der Dekarbonisierung des Energiesektors zu spielen. Zudem wird durch laufende Bautätigkeiten an innovativen Projekten, etwa dem 400 Megawattstunden Batteriespeicher in Belgien zusammen mit NHOA Energy, das Engagement in nachhaltige Technologien auch auf internationaler Ebene deutlich.