Die Vereinigten Staaten von Amerika bestehen heute aus 50 Bundesstaaten und mehreren Territorien, die das Land in seiner jetzigen Form gestalten. Doch nicht viele Menschen wissen, dass es in der Geschichte der USA zahlreiche Regionen gab, die den Status eines Bundesstaates anstrebten, aber nie offiziell anerkannt wurden. Im Jahr 2020 widmete das US-Münzprägeamt diesen sogenannten „verlorenen Staaten“ eine ganz besondere Münzserie – die Lost States Quarters. Vier dieser nicht realisierten Staaten wurden durch Münzprägungen geehrt: Franklin, Jacinto, Deseret und McDonald. Diese Serie bringt nicht nur Sammlern Freude, sondern beleuchtet auch ein oft übersehenes Kapitel der amerikanischen Geschichte.
Der Gedanke daran, wie unterschiedlich die Staatenlandschaft der USA aussehen könnte, wenn diese verlorenen Staaten tatsächlich anerkannt worden wären, fasziniert Historiker und Numismatiker gleichermaßen. Die Geschichte des Staates Franklin etwa beginnt unmittelbar nach dem Ende des Unabhängigkeitskrieges. Einige Siedler westlich der Appalachen, in einem Gebiet, das heute zum Osten Tennessees gehört, wollten einen eigenen Bundesstaat gründen. Sie tauften dieses Gebiet nach Benjamin Franklin, obwohl dieser die Namensgebung nie offiziell unterstützte. 1785 stellten sie den Antrag auf Staatsgründung, doch dieser wurde von nur sieben der 13 damals bestehenden Staaten angenommen – damit fehlte die erforderliche Zweidrittelmehrheit.
Trotz dieser Ablehnung führte der Staat Franklin für viereinhalb Jahre eine eigene Verwaltung mit Gouverneur und Beamten und betrieb Diplomatie mit den Cherokees, die in der Region lebten. Doch ständige Konflikte und die Desertion vieler Unterstützer führten 1789 zum Ende des kurzlebigen Staates, der wieder unter die Verwaltung von North Carolina fiel. Der kaum bekannte Staat Jacinto hätte vor allem die zentrale Rolle der Texanischen Revolution gewürdigt. Er sollte das Gebiet von der Brazos River bis in den Osten des heutigen Texas umfassen und den Sieg General Sam Houston über den mexikanischen General Santa Anna in der Schlacht von San Jacinto 1836 ehren. Diese Schlacht war entscheidend für die Unabhängigkeit der Republik Texas, und das San Jacinto-Denkmal in Harris County, Texas, erinnert noch heute an dieses Ereignis.
Obwohl Jacinto nie offiziell gegründet wurde, zeigt seine Bedeutung den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit in den frühen USA. Eine ebenso interessante Geschichte erzählt der Staat Deseret. Ende 1847 hatten sich die Mormonen unter Führung von Brigham Young in der Nähe des Großen Salzsees im heutigen Utah angesiedelt, nachdem sie von New York über Ohio, Missouri und Illinois westwärts gezogen waren, um religiöse Verfolgung zu entkommen. Sie gaben dem Gebiet den Namen Deseret, was in der Sprache des Buches Mormon „Honigbiene“ bedeutet – ein Symbol für Fleiß und Gemeinschaft. Obwohl der Bundesstaat Deseret aufgrund seines enormen Territoriums riesige Teile des Südwestens umfasste, wurde die gewünschte Anerkennung vom Bundesstaat nicht in der gewünschten Form gewährt.
Stattdessen entstand der Bundesstaat Utah, benannt nach den Ute-Indianern, deren Land sie besiedelten. Deseret existierte formell nur zwei Jahre, doch seine historische Bedeutung prägt die Stimmung und Kultur der Region bis heute. Mit einer Besonderheit wartet der Staat McDonald auf, der sich 1961 im McDonald County in Missouri herausbildete – allerdings nicht ganz ernst gemeint. Nach dem Weglassen des Countys auf einer offiziellen Urlaubslandkarte kam es zu einer spielerischen, fast humorvollen „Abspaltung“ vom Bundesstaat Missouri. Die Bewohner erklärten den County zum 51.
Bundesstaat, gründeten eine eigene Regierung, druckten Briefmarken und sogar Visa für Besucher aus Arkansas. Verantwortliche Staatsbeamte reagierten letztlich und nehmen den McDonald County wieder ordnungsgemäß in ihre Karten auf, womit der Staat McDonald sang- und klanglos verschwand. Trotz seines eher scherzhaften Charakters ist die Geschichte von McDonald ein faszinierendes Beispiel für den Stolz und das Engagement lokaler Gemeinschaften. Die Lost States Quarters Serie von 2020 bringt diese vergessenen und ungewöhnlichen Geschichten in die Öffentlichkeit. Die Münzserie beinhaltet zunächst die vier beschriebenen Staaten in einem historischen Set, das jährlich mit weiteren geprägt wird, bis insgesamt 20 Lost States Quarters erscheinen.
Diese Münzen bieten Sammlern nicht nur eine ästhetische Bereicherung, sondern erzählen auch von einer Geschichte, die viele nicht kennen. Sie erinnern daran, wie komplex und umkämpft die Entstehung der heutigen USA war und wie vielschichtig die Identität einzelner Regionen sein kann. Das Sammeln der Lost States Quarters wird somit zu einer Entdeckungsreise in die amerikanische Vergangenheit, die zum Nachdenken über Staatlichkeit, Identität und Geschichte anregt. Für Münzliebhaber und Geschichtsinteressierte sind die Lost States Quarters ein wahres Highlight, da sie eine Verbindung zwischen Numismatik und historischem Lernen schaffen. Auch als Geschenk sind sie ideal, weil sie Gespräche anregen und Wissen vermitteln.
Die ästhetische Gestaltung und die detailreichen Motive machen sie zu einem Blickfang in jeder Sammlung. Darüber hinaus fördert die Serie das Bewusstsein für die Vielfalt und Entwicklung der Vereinigten Staaten. Jede Münze erzählt eine Geschichte, von der Hoffnungen und Träume weniger Gruppen, von politischen Fehlentscheidungen und lokalen Eigenarten geprägt waren. So laden die Lost States Quarters dazu ein, sich intensiver mit der amerikanischen Geschichte auseinanderzusetzen. Zusammengefasst zeigen die Lost States Quarters von 2020 auf einzigartige Weise, wie Geschichte in Münzen festgehalten werden kann – eine kleine Zeitreise in die Alternative Amerikanische Staatslandschaft und in Events, die bis heute nachwirken.
Sie erinnern daran, dass Geschichte lebendig bleibt, auch durch kleine Objekte, die in der Hand gehalten werden können. Die Geschichten von Franklin, Jacinto, Deseret und McDonald sind Beispiele dafür, wie komplex und facettenreich die Entwicklung der Vereinigten Staaten ist und welches Potenzial in den Geschichten schlummert, die jenseits des Mainstreams erzählt werden. Die Lost States Quarters Sammlung ist somit mehr als nur eine Reihe von Münzen – sie ist eine Hommage an die Träume, Konflikte und kulturellen Eigenheiten, die das amerikanische Land geprägt haben und weiterhin prägen.