Mechanische Tastaturen erfreuen sich weltweit zunehmender Beliebtheit – nicht nur wegen ihres unverwechselbaren Tastgefühls, sondern auch wegen der Vielseitigkeit und Langlebigkeit, die sie bieten. Doch eine eigene Tastatur zu bauen, mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen. Die Reise hin zur fertigen, selbstgebauten mechanischen Tastatur ist aber nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch ein kreatives Vergnügen, das sowohl Anfänger als auch erfahrene Tüftler fesselt. Die Geschichte von Luca Gonzalez, der seine erste mechanische Tastatur auf Basis des Cheapino-Projekts gebaut hat, zeigt eindrucksvoll, wie auch Anfänger ohne vorherige Erfahrung mit der richtigen Unterstützung und Anleitung dieses ambitionierte Vorhaben meistern können. Er öffnet damit eine Tür zu einer faszinierenden Welt, die über bloßes Tippen hinausgeht und die Individualisierung und Handwerkskunst vereint.
Vom Wunsch zur Tat – Motivation und Vorbereitung Viele Nutzer empfinden herkömmliche Tastaturen als unbefriedigend, sei es aufgrund des schlechten Taktilgefühls, der fehlenden Robustheit oder der Vielzahl ungenutzter Tasten. Genau diese Punkte hatten auch Luca dazu bewogen, aktiv zu werden. Lange Zeit hatte er sich vorgenommen, eine mechanische Tastatur für seine Programmierarbeiten zu bauen. Die Kombination aus der Begeisterung für technische Herausforderungen und dem Wunsch nach einem individuell optimierten Eingabegerät war ausschlaggebend. Der Einstieg fiel ihm leicht, obwohl er zuvor keine Erfahrung mit Löten oder Elektronik gesammelt hatte.
Entscheidend war die Wahl einer gut dokumentierten und erschwinglichen Bauplattform: Das Cheapino-Projekt. Es bietet eine übersichtliche Anleitung und erschwingliche Teile, die problemlos über Plattformen wie AliExpress bestellt werden können. Die Wahl der Komponenten und die Bestellung Das Herzstück jeder Tastatur ist die Leiterplatte (PCB). Beim Cheapino-Projekt erhält man einen kompakten, modularen und flexiblen Schaltplan, der leicht zu löten ist und viel Raum für Anpassungen lässt. Luca bestellte die PCB bei JLCPCB, einem bekannten Hersteller für Leiterplatten, der bereits ab fünf Stück produziert.
Außerdem mussten Taster, Mikrocontroller, Dioden, Steckverbinder und diverse Kleinteile beschafft werden. Besonders wichtig war dabei die Qualität der Schalter, da sie für den angenehmen Anschlag und die Langlebigkeit entscheidend sind. Luca entschied sich für Outemu-Silent-Tactile-Switches, die sowohl leises Tippgefühl als auch taktile Rückmeldung bieten. Außerdem standen robustere Sockets auf der Einkaufsliste, die das mühevolle Löten der Schalter erleichtern sollten – zumal Hot-Swap-Sockets inzwischen immer beliebter werden. Erste Schritte mit Löten und Aufbau Der Aufbau einer mechanischen Tastatur beginnt mit dem Löten der Sockets und Bauteile auf der Leiterplatte.
Luca empfahl, die Platine auf einem gut schützenden Untergrund zu platzieren, um Schäden am Mobiliar zu vermeiden – beispielsweise eignet sich ein Schneidbrett hervorragend als Arbeitshilfe. Beim Löten der Sockets gilt es, sauber und präzise zu arbeiten, damit die Steckverbindungen später zuverlässig funktionieren. Eine der schwierigeren Aufgaben waren die Dioden, die wie kleine rote Bauteile mit schwarzem Ring korrekt positioniert werden müssen. Ihre Polarität ist ausschlaggebend für die Funktionalität, ein Fehler hier führt dazu, dass die jeweiligen Tasten nicht erkannt werden können. Am Anfang machte Luca den Fehler, diese Dioden von der Unterseite zu löten, was durch die Schwerkraft erschwert wurde.
Nach einiger Übung erkannt er jedoch, dass das Anlöten von der Oberseite wesentlich einfacher und präziser ist. Herausforderungen beim Mikrocontroller und Feinjustierung Der Mikrocontroller (MCU) ist das Gehirn der Tastatur. Er verarbeitet die Signale der Tasten und steuert die Kommunikation mit dem Computer. Das Cheapino-Projekt legt nahe, den Mikrocontroller in eine Steckfassung zu setzen, damit man ihn problemlos austauschen kann. Das erweist sich allerdings als problematisch, wenn die Stifte des Controllers nicht kompatibel sind.
Luca musste improvisieren, legte stattdessen abgeschnittene Beine von Dioden an die Stelle der Pins, was zwar funktionierte, aber Aufwand und Ungenauigkeiten mit sich brachte. Ein weiterer Stolperstein war, dass einige Diodenbeine zu kurz abgeschnitten wurden, was zu Verbindungsproblemen führen kann und Nacharbeiten erforderlich macht. Am Ende war die Kombination aus Sorgfalt und Geduld entscheidend. Firmware und Inbetriebnahme Mit der Hardware fertiggestellt, rückt das Installieren der Firmware in den Fokus. Durch Halten der Boot-Taste während des Anschlusses an den PC und das Übertragen der Programmdatei via USB begann Luca mit der Softwareinstallation.
Die Tastatur erwachte zum Leben – den allermeisten Tasten funktionierten auf Anhieb. Auch die Montage der RJ45-Sockets erwies sich als simpel, da sie lediglich präzise ausgerichtet werden mussten. Es tauchten allerdings kleinere Fehler auf: Fehlende Dioden, vertauschte Polaritäten oder lockere Steckverbindungen mussten behoben werden. Das präzise Befolgen der Anleitung und das gelegentliche Nachschauen von Tutorials, beispielsweise auf YouTube, erleichterten diese Nachjustierungen enorm. Individuelle Anpassungen und das finale Design Nachdem die technische Funktionalität stand, galt es, die Tastatur optisch und ergonomisch zu optimieren.
Luca entschied sich für eine ortholineare Anordnung der 35 Tasten in einem Split-Design, was neben platzsparender Bauweise auch die Ergonomie verbesserte. Anfangs nutzte er provisorische, selbstgedruckte Keycaps, da die Umgewöhnung auf das neuartige Layout anfangs verwirrend war. Ein Freund, der auch Erfahrung mit 3D-Druck hat, fertigte ein passendes Gehäuse in einem kräftigen Lila, das die Tastatur deutlich aufwertete. Die transparenten Tasten unterstrichen den modernen Look und ermöglichten zusätzlich die Beleuchtung der darunter liegenden LEDs, falls gewünscht. Das gemeinsame Projekt und Freude am Selbermachen Ein besonders schöner Aspekt bei DIY-Projekten wie diesem ist das gemeinsame Arbeiten.
Luca profitierte von der Unterstützung eines erfahrenen Freundes, der Werkzeuge und Wissen bereitstellte. Zusammen schafften sie mehrere Tastaturen – unter anderem auch eine Version mit haptisch klickenden Outemu-Switches. Solche Kooperationen machen nicht nur Spaß, sie steigern auch das Verständnis für Elektronik und Handwerk. Die Freude am persönlichen Eingabegerät und die Möglichkeit, dieses individuell zu gestalten, tragen zur Motivation bei und machen das Projekt besonders befriedigend. Langfristiger Nutzen und ergonomische Vorteile Der Umgang mit der selbstgebauten Tastatur erforderte etwas Umstellung und Übung.
Rund zwei Wochen dauerte es, bis Luca sich mit der Eingabegeschwindigkeit auf 60 Wörter pro Minute steigerte. Nach etwa einem Monat hatte er vollständig auf seine neue Tastatur umgestellt. Diese Umgewöhnung ist charakteristisch für ergonomische Tastaturen, die eine gesündere Handhaltung fördern und die Belastung reduzieren können. Dabei ist die Konfigurierbarkeit durch Firmware wie Vial ein großer Pluspunkt: Nutzer können Tastenbelegungen individuell anpassen, Makros erstellen und sogar zwischen Layouts wechseln. Luca verwendet vorerst weiterhin QWERTY, denkt jedoch darüber nach, das Layout zu optimieren, da er ein Ungleichgewicht in der Belastung beider Hände bemerkte.