Die Welt der Kryptowährungen boomt – mit steigenden Preisen und wachsender Akzeptanz wächst auch das Interesse der Öffentlichkeit an digitalen Assets. Doch mit dem Wachstum des Krypto-Marktes steigt auch die Gefahr für Investoren, die nicht mehr nur virtuell, sondern zunehmend auch physisch ins Visier von Kriminellen geraten. Besonders alarmierend ist die Zunahme von gewalttätigen Überfällen, bei denen Täter mit brutalen Methoden versuchen, komplexe Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen und an die Krypto-Assets ihrer Opfer zu gelangen. Im Jahr 2025 wurden allein 22 sogenannte „$5 Wrench“-Angriffe registriert, benannt nach einer besonders rohen, gewalttätigen Methode: Die Täter setzen Opfer unter massivem physischen Druck, etwa durch Anwendung von Gewalt mit Rohrzangen oder anderen Werkzeugen, um sie zur Herausgabe ihrer Zugangscodes oder privaten Schlüssel zu zwingen. Dabei greift die Kriminalität auf eine erschreckende Bandbreite von Taktiken zurück – von Entführungen über bewaffnete Hausüberfälle bis hin zu erzwungenen Transaktionen.
Diese Entwicklung versetzt die Krypto-Branche und ihre hochkarätigen Akteure in Alarmbereitschaft. Ein besonders dramatischer Fall ereignete sich in Paris, als der Gründer der bekannten Krypto-Wallet-Firma Ledger, David Balland, zusammen mit seiner Ehefrau Amandine entführt wurde. Die Täter gingen hier von einem hohen Lösegeld in Kryptowährung aus und gingen sogar so weit, Ballands Hand zu verstümmeln, um Druck auf das Unternehmen auszuüben. Die französischen Behörden leiteten eine groß angelegte Suchaktion ein, an der über 230 Beamte beteiligt waren, und konnten nach nur einem Tag den Gründer befreien. Seine Frau wurde wenig später ebenfalls gerettet.
Die Täter wurden größtenteils festgenommen, wobei ein Teil des Lösegeldes durch die Ermittler eingefroren werden konnte. Diese Entführung zeigt, wie geplant und brutal die Angreifer vorgehen, wenn es um die Sicherung von Millionenbeträgen geht. Auch außerhalb Europas gab es teils spektakuläre Fälle. Ein koreanischer Bitcoin-Händler, der in den Philippinen sein Lamborghini verkaufen wollte, wurde Opfer eines perfiden Überfalls. Nach einem gemeinsamen Testfahren wurde er von mehreren Männern in ein anderes Fahrzeug gezerrt und tagelang festgehalten.
Obwohl die Täter bei ihm kein Kryptowährungsvermögen erbeuteten, entkamen sie mit seinem Luxusauto, einer teuren Uhr und persönlichen Gegenständen. Dieser Vorfall verdeutlicht, dass Kriminelle immer unvorhersehbarere und skrupellosere Wege finden, um an ihre Opfer heranzukommen – ganz gleich an welchem geografischen Punkt der Welt sie sich befinden. Auch die Online-Persönlichkeit Kaitlyn Siragusa, bekannt als „Amouranth“, wurde Opfer eines gewalttätigen Überfalls. Die Streamerin und Cosplayerin hatte öffentlich einen Blick auf ihre Kryptowallet gegeben, die einen Wert von rund 20 Millionen US-Dollar in Bitcoin und eine weitere beträchtliche Menge an Ether umfasste. Im März 2025 drangen drei bewaffnete Männer in ihr Haus ein und versuchten, ihre Krypto-Assets zu stehlen.
Dabei kam es zu körperlicher Gewalt, doch Siragusa konnte einen der Eindringlinge verletzen, woraufhin die Täter flüchteten. Diese Episode verdeutlicht, dass selbst öffentliche Figuren, welche ihre digitalen Reichtümer zur Schau stellen, nicht vor direkter Bedrohung und Überfällen sicher sind. In Brasilien wurde ein spanischer Geschäftsmann entführt und musste eine Lösegeldforderung von 50 Millionen US-Dollar in Kryptowährung erfüllen. Er wurde von Männern, die sich als Polizisten ausgaben, festgehalten und drohte tagelang in einem abgelegenen Gebiet in der Nähe von São Paulo. Die Täter versuchten, das Opfer mit Schlafmitteln zu kontrollieren, doch diesem gelang später die Flucht, woraufhin die Polizei mindestens einen der Täter festnehmen konnte.
Der Fall ist exemplarisch für die globale Dimension dieser Art von Überfällen, die sich nicht mehr allein auf bestimmte Regionen konzentrieren, sondern international operieren. In Paris gab es im Mai 2025 zudem einen gescheiterten Entführungsversuch gegen die Tochter des Paymium-Gründers Pierre Noizat sowie ihren Enkel. Drei maskierte Täter versuchten, die beiden in ein Fahrzeug zu zerren, doch dank der beherzten Gegenwehr der Frau und dem Eingreifen von Passanten gelang es, die Angreifer zu vertreiben. Die Verletzten mussten zwar medizinisch versorgt werden, überstanden den Überfall jedoch. Ermittler der französischen Spezialeinheit für Banditentum suchen noch nach den Tätern.
Dieser Vorfall zeigt, wie sich zunehmend auch Familienmitglieder von Krypto-Unternehmern zur Zielscheibe machen lassen müssen, da die Täter versuchen, Druck auf prominente Persönlichkeiten auszuüben. Ebenfalls in Paris wurde der Vater eines bekannten Kryptowährungsunternehmers entführt, gefoltert und die Täter forderten ein Erpressungslösegeld von fünf Millionen Euro in Kryptowährungen. Die Parallelen zu dem Fall von Ledger-Gründer Balland, bei dem ähnliche Verstümmelungen vorgenommen wurden, werfen Fragen nach Verbindungen zwischen den Tätergruppen auf. Die Polizei konnte den Vater nach zwei Tagen befreien und mehrere Verdächtige festnehmen. Solche Angriffe verdeutlichen, dass sich Täter auf die systematische Einschüchterung von Unternehmern und deren Familien spezialisiert haben.
Angesichts dieser erschreckenden Vorfälle steigen die Forderungen nach besseren Sicherheitsmaßnahmen nicht nur für digitale Vermögenswerte, sondern vor allem für den physischen Schutz der Kryptowährungsinhaber. Experten wie Ben Davis von der Blockchain-Versicherung Native betonen, dass die Angriffe zielgerichteter und professioneller werden. Es reicht nicht mehr, nur Wallets oder Schlüssel zu schützen – die persönliche Sicherheit wird zunehmend zum Kernthema in der Krypto-Branche. Als Reaktion auf diese Entwicklungen hat der französische Innenminister Bruno Retailleau ein Treffen mit Krypto-Unternehmern einberufen, um Strategien zur Eindämmung dieser Gewaltverbrechen zu besprechen. Die Behörden bemühen sich, durch verstärkte Zusammenarbeit mit der Branche und verbesserten Polizeieinsätzen die Sicherheit der Akteure erheblich zu verbessern.
Für Krypto-Investoren bedeutet die zunehmende Gefahr von gewalttätigen Überfällen, dass sie nicht nur auf Cyber- oder finanzielle Sicherheit achten müssen, sondern auch Maßnahmen zum Schutz ihrer physischen Unversehrtheit ergreifen sollten. Sicherlich werden auch technologische Innovationen wie Multi-Signatur-Wallets, Cold Storage oder biometrische Sicherheitslösungen weiterhin eine Rolle spielen, doch die jüngsten Gewalttaten zeigen, dass Kriminelle immer gewalttätigere Mittel anwenden, um an die Vermögenswerte zu gelangen. Diese neue Kriminalitätswelle stellt eine große Herausforderung für die gesamte Kryptobranche dar. Nur durch intensive Kooperation von Betroffenen, Sicherheitsdienstleistern und Strafverfolgungsbehörden lassen sich Wege finden, um zukünftige Attacken zu verhindern oder zumindest abzumildern. Investoren sind angehalten, wachsam zu bleiben und nicht nur in ihre digitalen Sicherungsmaßnahmen, sondern auch in die persönliche Sicherheit zu investieren.
Die Gewalttaten haben zudem einen nachhaltigen Einfluss auf die Wahrnehmung von Kryptowährungen in der Öffentlichkeit. Während für viele die Technologie noch immer für Freiheit und Dezentralität steht, entstehen auch Sorgen, dass die physische Gefahr für Nutzer das Wachstum und die Akzeptanz bremsen könnte. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass durch Aufklärung, Innovation und rechtliche Maßnahmen künftig ein sichereres Umfeld für alle Krypto-Beteiligten geschaffen wird. Die Ereignisse zeigen eindrucksvoll, dass Sicherheit im Krypto-Universum einen ganz neuen Stellenwert besitzt – und zukünftig möglicherweise genauso wichtig ist wie die Technologie selber.