In der heutigen Zeit denken viele Menschen beim Thema Langlebigkeit weiterhin an die 70er oder 80er Jahre. Doch die Realität sieht anders aus: Immer mehr Menschen schaffen es, 100 Jahre oder älter zu werden. Auch wenn die meisten von uns sich nicht unbedingt vorstellen können, so ein hohes Alter zu erreichen, sprechen sowohl medizinische Fortschritte als auch statistische Daten eine andere Sprache. Interessanterweise sehen viele Amerikaner das Erreichen eines solchen Alters eher mit gemischten Gefühlen – einer Mischung aus Faszination, aber auch großer Sorge. Die Angst vor gesundheitlichen Einschränkungen, Mobilitätsverlust, dem Verlust von Angehörigen und vor allem der Angst, das Geld im Alter nicht mehr ausreichend zu haben, prägt ihre Gedanken.
Doch warum ist es wichtig, diese Ängste ernst zu nehmen und die Möglichkeit, 100 Jahre alt zu werden, in die eigene Rentenplanung einzubeziehen? Und wie können Sie sich darauf vorbereiten? Die Zahl der sogenannten „Jahrhundertälteren“ – der Menschen, die 100 Jahre und älter werden – wächst stetig. Dank medizinischer Durchbrüche, besserer Ernährung und einem aktiveren Lebensstil hat sich die Lebenserwartung deutlich erhöht. So hat sich nicht nur die Zahl der Hundertjährigen erhöht, sondern die Wahrscheinlichkeit, ein solches Alter zu erreichen, ist auch für gesunde Rentnerinnen und Rentner messbar gestiegen. Studien aus den USA zeigen, dass ein gesunder Mann beim Renteneintritt bereits eine achtprozentige Chance hat, 100 Jahre alt zu werden. Für Frauen liegt diese Wahrscheinlichkeit sogar bei 13 Prozent, und bei gesunden Paaren besteht eine ganze 20-prozentige Chance, dass mindestens ein Partner dieses Alter erreicht.
Diese Zahlen lassen erahnen, wie viele Menschen länger leben, als sie erwarten – oft erheblich länger. Dabei schätzen viele Menschen ihre eigene Lebenserwartung deutlich zu niedrig ein. In Umfragen haben beispielsweise nur etwa 27 Prozent der älteren Erwachsenen die richtige Antwort angegeben, wie lange ein durchschnittlicher Mann mit 65 Jahren noch leben kann – nämlich etwa 20 Jahre. Die meisten unterschätzen die tatsächliche Länge ihres Ruhestands mit der Folge, dass sie auch finanziell nicht ausreichend geplant haben. Viele orientieren sich noch immer an den Lebensjahren ihrer Eltern oder Großeltern, die oft kürzer lebten, weil etwa Rauchen oder schlechtere medizinische Versorgung damals verbreiteter waren.
Doch die heutige Realität ist anders: Lebensqualität und Lebenserwartung haben sich verbessert. Damit wächst der Zeitraum, den Sie im Ruhestand finanziell absichern müssen. Die finanziellen Folgen einer längeren Lebensdauer sind enorm. Wenn Sie mit Mitte 60 oder Anfang 60 in Rente gehen, sollten Sie im Schnitt mit mindestens 20 bis 30 Jahren Ruhestand rechnen. Dies hat Konsequenzen für die Höhe der Ersparnisse, die Sie brauchen, um Ihren Lebensstandard zu sichern.
Ein weit verbreitetes Planungsmodell ist die sogenannte 4-Prozent-Regel. Danach können Rentner jährlich etwa 4 Prozent ihres angesparten Kapitals entnehmen, um die Inflation berücksichtigt möglichst lange davon zu zehren. Die 4-Prozent-Regel basiert jedoch auf einer Rentenplanung von rund 30 Jahren. Leben Sie erheblich länger, zum Beispiel 35 oder 40 Jahre, ist die Regel fast zu optimistisch – die Wahrscheinlichkeit, dass das Geld ausgeht, steigt deutlich. Viele Arbeitnehmer erwarten, mit etwa 67 Jahren in Rente zu gehen, doch die Realität zeigt, dass viele sogar früher aus dem Berufsleben ausscheiden.
Arbeitet man also kürzer und lebt länger, bleibt weniger Zeit zum Ansparen und gleichzeitig eine längere Bezugszeit für die Ersparnisse. Das führt zu einer Rentenlücke, die schon früh entsteht, wenn man nicht rechtzeitig und konsequent vorsorgt. Was können Sie also tun, wenn Sie nicht nur ein langes Leben anstreben, sondern auch finanziell für eine lange Zeit im Ruhestand gewappnet sein wollen? Ein erster Schritt ist eine realistische und umfassende Planung. Eine rentenbezogene Strategie sollte unbedingt die Möglichkeit eines Lebens von 90, 95 oder sogar 100 Jahren berücksichtigen. Hierbei helfen Beratungen durch erfahrene Finanzplaner ebenso wie Online-Rentenrechner großer Organisationen, die konkrete Zahlen und Szenarien liefern.
Auch das spätere Renteneintrittsalter spielt eine wichtige Rolle. Zwar ist das Mindestalter für Bezugsbeginn von Sozialleistungen in vielen Ländern bereits 62 Jahre, doch ein späterer Rentenbeginn, zum Beispiel mit 67 oder 70 Jahren, kann sich finanziell sehr positiv auswirken. Denn aufgeschobene Rentenbezüge führen oft zu höheren monatlichen Zahlungen. Forscher der Stanford University fanden heraus, dass eine Verzögerung des Ruhestands um wenige Monate den gleichen Effekt auf die Rente haben kann wie eine deutliche Steigerung der Sparrate über Jahrzehnte. Diese Erkenntnis kann dabei helfen, die Gesamtrente effektiv zu erhöhen und das Risiko der Altersarmut zu minimieren.
Neben der Schiebung des Renteneintrittsalters können Rentner auch von sogenannten Produktlösungen wie der Annuität profitieren. Eine Annuität ist eine Versicherungsrente, die im Leibrentenmodell ausgezahlt wird, also so lange bezahlt wird, wie man lebt. Das verschafft eine lebenslange finanzielle Sicherheit und reduziert das Risiko, dass das Geld irgendwann ausgeht. Zwar sind Annuitäten in der Vergangenheit nicht immer beliebt, doch durch neue gesetzliche Regelungen können Arbeitgeber solche Produkte nun auch in ihren betrieblichen Altersvorsorgeplänen verstärkt anbieten. Dies kann eine attraktive Ergänzung zu anderen Einkommensquellen im Alter sein.
Neben den rein finanziellen Aspekten ist es natürlich auch wichtig, das Thema Gesundheit im Blick zu behalten. Ein gesundes Leben verlängert nicht nur die Lebenszeit, sondern auch die Lebensqualität im Alter. Maßnahmen wie regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, medizinische Vorsorge und soziale Teilhabe sind entscheidende Bausteine. Denn niemand möchte zwar 100 Jahre leben, aber in den letzten Jahrzehnten seines Lebens stark eingeschränkt sein. Die wachsende Zahl der Hundertjährigen ist eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte.
Für die meisten Menschen ist es daher ratsam, sich frühzeitig mit der Möglichkeit des langanhaltenden Ruhestands auseinanderzusetzen und entsprechende finanzielle Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Denn die richtige Planung kann helfen, Ängste vor Geldmangel im Alter zu minimieren und den Ruhestand trotz längerer Lebenszeit sorgenfrei zu genießen. Fazit: Die Aussicht, 100 Jahre oder älter zu werden, ist kein überspanntes Szenario mehr, sondern eine reale Möglichkeit, die sich auf Ihre Altersvorsorge und Lebensplanung auswirkt. Längere Lebenszeiten erfordern eine vorausschauende Finanzplanung, die heute noch oft vernachlässigt wird. Es ist sinnvoll, die typische Ruhestandsdauer neu zu denken und dabei Ihre individuellen Lebensumstände zu berücksichtigen.
Dabei gilt: Wer früh plant, kann auch länger gut leben – finanziell abgesichert und gesund. Ihre finanzielle Zukunft ist kein Zufall, sondern eine Entscheidung, die Sie jetzt schon treffen sollten.