Die Cray-Computersysteme gelten als Meilensteine in der Geschichte der Supercomputertechnologie. Während die technischen Innovationen und die Leistungsfähigkeit der Cray-Systeme weithin respektiert werden, ist der Kundendienst und Support, der diese Systeme in mehreren Jahrzehnten begleitet hat, oft weniger beleuchtet. Ein persönlicher Rückblick von Charles „Charlie“ Clark, der über 35 Jahre im Cray-Kundendienst tätig war, bietet wertvolle Einblicke in die Entwicklung und Herausforderungen des technischen Supports für Cray-Systeme von den frühen Tagen des Cray 1 bis hin zur XC30-Generation im Jahr 2014.Der Cray 1 war seinerzeit ein revolutionärer Supercomputer und wurde als „der schnellste Computer der Welt“ gewürdigt. Seymour Cray, der Erfinder hinter dem System, setzte bei der Konstruktion den Fokus auf Geschwindigkeit und funktionale Effizienz und verzichtete bewusst bei der Hardware auf Redundanz und Fehlertoleranz.
Um diesen möglichen Nachteilen zu begegnen, wurde jedem installierten Cray 1 System ein Team von rund zweieinhalb Ingenieuren und einem Analytiker zugeteilt. Dieses Team bildete das Rückgrat des Kundendienstes und sorgte mit verschiedenen Einsatzmodellen für den kontinuierlichen Betrieb entsprechend den Anforderungen und dem Budget der Kunden.Die Besonderheit des Cray 1 Systems lag nicht nur in seiner Geschwindigkeit, sondern auch in seinem modularen Aufbau und der komplexen Kühlung inklusive Freon-basiertem System. Die Ingenieure unterstützten nicht nur den Computer selbst, sondern auch die zugehörigen Komponenten wie das Kühlsystem, die 400-Hz Motor-Generatoren, das Power-Distribution-System und das Disk-Subsystem. Die Herausforderung beim Support lag oft in der extrem präzisen Verkabelung und Timing-Kontrolle, da jede Verbindung maßgenau zugeschnitten wurde, um Signalverzögerungen minimieren zu können.
Die sogenannte „Wire Mat“ bestand aus Tausenden von Meter gedrehtem Kupferdraht, dessen fehlerfreie Funktion für den Betrieb unabdingbar war.Eine zentrale Rolle im Wartungsprozess spielte die regelmäßige geplante Wartung, bei der nicht nur Reparaturen durchgeführt, sondern auch Tests und Diagnosen zur Qualitätssicherung durchgeführt wurden. Aufgrund der Auslegung des Systems mit minimalen Redundanzen waren solche Wartungsintervalle essentiell, um Fehler frühzeitig zu erkennen und Ausfälle zu verhindern. Das Team vor Ort war in der Lage, Fehler mittels Diagnostik-Tools und handgeführten Untersuchungen der Module exakt zu lokalisieren. Die ausgetauschten Module wurden vor Ort repariert und nach erfolgreicher Instandsetzung oft wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückgegeben, um die Systemkonfiguration konsistent zu halten.
Der Kundendienst für die frühen Systeme war sehr personalintensiv und erforderte neben technischer Expertise auch Koordination und präzise Planung, besonders wenn es um den Transport und die Installation der enorm schweren Cray-Systeme ging. Die Herausforderung, die schweren Systeme durch teilweise beengte Räumlichkeiten zu transportieren, erforderte kreative Lösungen wie das Entfernen von Fenstern oder den Einsatz von Kränen.Mit dem Fortschreiten der Technik entwickelten sich sowohl die Systeme als auch die Supportstrukturen weiter. So wurden spätere Cray-Systeme wie die XMP mit Multiprozessorarchitektur, die flüssigkeitsgekühlten Cray 2 und auch die Modelle der T-Serie in den Support integriert. Die Module wurden komplexer, aber der Serviceansatz blieb ähnlich: umfassende Vor-Ort-Unterstützung durch spezialisierte Ingenieure mit Ersatzteilbevorratung und Reparaturinfrastruktur.
Der Kundendienst wurde zunehmend internationaler und globaler. Cray baute weltweit Niederlassungen auf und setzte auf lokale Fachkräfte, begleitete jedoch die Einarbeitung mit erfahrenen Ingenieuren zur Sicherstellung der gewohnt hohen Supportqualität. Ein Beispiel hierfür war die erste Installation außerhalb Großbritanniens in München, Deutschland, sowie die Herausforderungen bei der Installation in Ländern wie Indien, wo sogar eine militärische Bewachung des Systems notwendig war, um den Anforderungen von Export- und Sicherheitsbestimmungen gerecht zu werden.Der technische Support entwickelte sich dabei von reinem Hardware-Support hin zu einem integrierten Service, der auch die Software-Seite berücksichtigte. Während Cray zu Beginn kaum eigene Betriebssysteme anbot, wurde mit der Einführung von COS (Cray Operating System) und später UNICOS ein umfassender Software-Support wichtig.
Die Migration von Kunden von proprietären Systemen zu UNIX-basierten Betriebssystemen stellte eine weitere Herausforderung für die Experten dar.In den 1990er Jahren kam es zu einer organisatorischen Umstrukturierung im Servicebereich. Die verschiedenen europäischen Regionen wurden zusammengefasst, um Ressourcen besser zu bündeln und den Support effizienter zu gestalten. Allerdings zeigte sich, dass regionale Kundenbetreuung weiterhin wichtig war, und so wurden die Regionen später wieder entsprechend angepasst.Technologische Veränderungen wie die Übernahme durch Silicon Graphics und später durch Tera Computer führten zu Integration von neuen Systemen und Architekturen im Cray-Support.
Die Herausforderung, unterschiedliche Hardware und Software unter einem Service-Dach zu vereinen, brachte sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Der Ausbau eines umfassenden Hardware Product Support Teams ermöglichte die enge Zusammenarbeit mit Entwicklungsteams und verbesserte die Reaktionszeiten und Qualität der Problemlösung.Bis 2014, kurz vor dem Ruhestand von Charles Clark, hatte sich Cray vom Einzelprozessor-Cray 1 zu Hochleistungsrechnern wie dem XC30 entwickelt, die mit tausenden Prozessoren verschiedener Hersteller ausgestattet sind. Trotz dieser Evolution blieb die Prinzip der hochwertigen Kundenbetreuung und des technischen Supports, der auf Verlässlichkeit, Expertise und kundenorientierter Problemlösung fußt, unverändert.Der Rückblick auf mehr als dreißig Jahre Cray-Kundendienst offenbart nicht nur die technische Evolution der Systeme, sondern vor allem die Bedeutung eines engagierten, gut ausgebildeten Service-Teams, das stets bereit war, die Systeme weltweit unter unterschiedlichsten Bedingungen zu unterstützen.
Diese Kombination aus hochentwickelter Technik und zuverlässigem Kundenservice machte Cray zu einem führenden Anbieter im Bereich der Supercomputer und sicherte Kunden weltweit den zuverlässigen Betrieb ihrer kritischen Anwendungen. Die Erinnerungen von Charles Clark tragen daher dazu bei, die Geschichte und die Entwicklung des Cray-Kundendienstes in einem umfassenden Kontext zu verstehen.