Einführung in die Kunst des Schreibens Eine der größten Herausforderungen für Autoren, von angehenden Schreibern bis hin zu erfahrenen Journalisten, ist der Beginn eines Textes. Oft stehen Zweifel, Unsicherheit und das Streben nach dem vermeintlich perfekten Einstieg im Weg. Diese Hürde kann so groß erscheinen, dass viele Schreibprojekte gar nicht erst starten oder unvollendet bleiben. Ein einfacher Schreib-Hack, der aus der Tradition eines sowjetischen Schriftstellers und einem modernen Coach stammt, kann hier Abhilfe schaffen und das Schreiben deutlich erleichtern. "Write It Just Like That" – schreibe es genau so, wie du es gerade denkst – ist eine Technik, die das kreative Potenzial entfesselt, indem sie die natürlichen Unsicherheiten eines ersten Entwurfs anerkennt und in die Schreibpraxis integriert.
Die Kunst des ehrlichen Anfangs Im Mittelpunkt des Hacks steht eine ganz einfache, aber wirkungsvolle Idee: den inneren Monolog, die Zweifel und die Emotionen, die während des Schreibprozesses entstehen, bewusst zuzulassen und ungefiltert zu Papier zu bringen. Statt vor dem weißen Blatt zu verharren und auf eine perfekte Einleitung zu warten, beginnt man genau dort, wo der Kopf gerade steht. Die Offenheit, mit der man sich selbst begegnet, führt zu mehr Authentizität und tieferem Ausdruck. Dabei kann der Satz lauten: „Das Schwierigste ist der Anfang. Wo hat es eigentlich angefangen? Vielleicht an dem Tag, als wir uns trafen, oder schon viel früher…“ Diese Art von ehrlichem und ungeschöntem Einstieg ist so viel ansprechender als künstlich polierte Hooks, deren Ziel es nur ist, Aufmerksamkeit zu erregen.
Die Aussage gewinnt durch ihre Verletzlichkeit und Glaubwürdigkeit, was eine unmittelbare Verbindung zum Leser schafft. Die Geschichte hinter dem Schreib-Hack Die Wurzeln dieses Schreib-Hacks finden sich in einer Novelle des sowjetischen Schriftstellers Sergei Dovlatov, in der ein Dialog zwischen der Mutter des Freundes von Dovlatov und dem Schriftsteller selbst genau dieses Prinzip verdeutlicht. Die Mutter, die ebenfalls schreiben möchte, aber Zweifel an ihrem Talent hat, wird von Dovlatov ermutigt, einfach in der Form zu schreiben, die sie für sich natürlich empfindet – etwa in Form eines langen Briefes. Diese unspektakuläre, persönliche Art des Anfangens half nicht nur der Mutter, sondern auch vielen anderen Autoren, die sich von der Angst vor dem leeren Blatt befreien konnten. Moderne Umsetzung und Coaching-Erfahrungen Inspiriert von dieser Szene hat auch der bekannte Schreibcoach Sasha Chapin ähnliche Erfahrungen gesammelt.
In seinen Coachings hat er vielfach beobachtet, dass besonders die Äußerungen von Zweifeln, Verunsicherungen und emotionalen Hürden während des Schreibprozesses den Kern interessanter Texte ausmachen. Er empfiehlt, diese Gefühle nicht zu unterdrücken, sondern sie als Ausgangspunkt zu nutzen. Indem man auf das hört, was im Moment wirklich an Gedanken aufsteigt, entsteht eine ungeschönte Erzählweise, die den Leser viel stärker fesselt. Die Umsetzung dieses Hacks führt dazu, dass Autorinnen und Autoren lernen, sich selbst nicht mehr zu verurteilen, sondern die Ganzheitlichkeit ihres Denkens und Fühlens offen anzunehmen. Mittlerweile ist bei vielen Schreibern diese Methode so tief verinnerlicht, dass sie fast automatisch den inneren Monolog mit ins Schreiben einbeziehen.
Es gehört heute zum kreativen Werkzeugkasten, Gedanken, Pausen, Zweifel, Gefühle und spontane Assoziationen unverfälscht in den Text einfließen zu lassen. Wie sich das in der Praxis zeigt Ein persönliches Beispiel illustriert, wie wertvoll es sein kann, sich nicht gegen den inneren Kritiker zu stemmen, sondern ihn als Teil des Erzählprozesses zu akzeptieren. In einem Essay über den Verlust eines Rucksacks bekennt der Autor etwa: „Es ist eine peinliche Geschichte. Sie ist unangenehm und schwer zu erzählen – aber genau deshalb erzähle ich sie dir.“ Dabei entsteht eine Nähe zum Leser durch die klare Ansprache und die ungeschminkte Darstellung der eigenen Gefühle.
Obwohl diese Sätze auf den ersten Blick vielleicht repetitiv wirken mögen, sind sie Ausdruck einer authentischen emotionalen Wirklichkeit, die auf konventionell ausbalancierte Formulierungen bewusst verzichtet. Dieses Vorgehen fördert einen Schreibstil, der nicht intellektuell kalkuliert, sondern spontan entstanden ist. Zugleich erlaubt es dem Autor, eine gute Balance zu finden zwischen dem schnellen Festhalten einer Idee und späterer Überarbeitung, die den Text dann verfeinert und gegebenenfalls inhaltlich vertieft. Die Balance zwischen freiem Fluss und Struktur Man darf dabei nicht vergessen, dass nicht alle Texte auf diese Weise entstehen und nicht alle Schreibphasen mit ungefiltertem Fließen beginnen sollten. Insbesondere bei komplexen Themen, die eine fundierte Wissensbasis und sorgfältige Recherche erfordern, braucht es Struktur und strategische Planung.
Doch schon die erste Rohfassung muss keine perfekte akademische Abhandlung sein. Vielmehr sollte sie ein spontanes, emotionales Unterfangen sein, mit dem Ziel, Gedanken und Empfindungen fixiert zu bekommen. Anschließend folgt die Phase der Überarbeitung, bei der die Struktur, Verständlichkeit und Präzision optimiert wird. Auf diese Weise entsteht ein organiserter, inhaltlich tragfähiger Text, der dennoch seine Lebendigkeit und Echtheit bewahrt. Die Angst vor dem weißen Blatt überwinden Ein fundamentaler Vorteil des Hacks „Write It Just Like That“ besteht darin, Schreibblockaden zu minimieren.
Gerade bei Beginn eines Textes oder beim ersten Entwurf finden sich viele Schreibende in einem Teufelskreis aus überhöhter Erwartung und Selbstzweifeln wieder. Die Flut an inneren Kritiken kann lähmend wirken und Fortschritt verhindern. Dieses Stopp-Schild lässt sich umgehen, indem man alles aufs Blatt bringt, was sich zu einem bestimmten Zeitpunkt im Kopf befindet – ohne Bewertung, ohne Zensur. Dadurch entsteht Bewegung, und der nächste Schritt ist oft leichter. Auch der Wikipedia-Chef Antony Georgiou weist darauf hin, dass der Druck, perfekt schreiben zu müssen, viele talentierte Autoren hemmt.
Zugeben, wie man sich fühlt und zu erlauben, dass Zweifel und Unsicherheit sichtbar werden, ist ein stärkendes Element, das kreativen Output unterstützt. Schreibgeschwindigkeit und Authentizität Es gibt zudem eine interessante Wechselwirkung zwischen Schreibgeschwindigkeit und Textqualität. Sasha Chapin hebt hervor, dass schnelleres Schreiben dazu führen kann, dass der Text an Qualität gewinnt – leider oft ein Paradoxon für diejenigen, die glauben, langsame, sorgfältige Formulierungen seien das Maß aller Dinge. Wer Schreibgeschwindigkeit erhöht und damit die innere Zensur ausschaltet, bringt einen unmittelbaren, ehrlichen Zugang in den Text ein, der die Leser überaus anspricht. Natürlich ist hierbei ein gewisses Maß an späterer Überarbeitung unabdingbar, doch die Rohfassung wird so reicher, lebendiger und unverwechselbarer.
Wie man den Hack selbst anwendet Um den Hack selbst zu nutzen, sollte man sich zunächst Zeit nehmen, um den inneren Dialog während des Schreibens wahrzunehmen. Wenn Unsicherheit aufkommt, das Gefühl von Überforderung oder Zweifel, sollte man diese Gedanken nicht verdrängen, sondern aufschreiben – genau so, wie sie erscheinen. Auch beim ersten Satz gilt die Devise: nicht nach dem perfekten Einstieg suchen, sondern einfach anfangen. Wenn man im Schreiben merkt, dass die kreativen Gedanken stocken, hilft es, sich selbst zu fragen: „Was genau weiß ich in diesem Moment?“ oder „Wie würde ich das einem Freund erzählen?“ Diese Fragen können den inneren Dialog sichtbar machen und aus diesem heraus entsteht der nächste Satz. Wer regelmäßig diese Technik übt, kann bald erleben, wie der Schreibprozess leichter und natürlicher fließt.
Eine weitere Möglichkeit ist es, sich in der Rolle eines Lektors oder eines Ratgebers zu üben und im Geist den Dialog nachzuspielen: Jemand äußert Unsicherheit bezüglich des Schreibens, und die Antwort lautet stets: „Schreib es einfach genau so, wie du es meinst.“ Dies festigt die Haltung der Offenheit und wird zum positiven Impuls im eigenen Umgang mit Texten. Ehrlichkeit als Fundament guten Schreibens Letztendlich greift der Schreib-Hack auf eine fundamentale Wahrheit zurück: Gutes Schreiben entsteht aus Ehrlichkeit – sowohl sich selbst gegenüber als auch dem Leser gegenüber. Texte, die die innere Zerrissenheit, den Zweifel und die komplexen Gefühle der Autorinnen und Autoren spiegeln, wirken lebendig und tiefgründig. Sie ermöglichen eine Verbindung, die über oberflächliche Informationen hinausgeht.
Die Bereitschaft, nicht perfekt sein zu wollen und dennoch zu schreiben, wie man wirklich denkt und fühlt, fördert kreative Freiheit und ganzheitlichen Ausdruck. Fazit Der Schreib-Hack „Write It Just Like That“ ist eine Einladung, die eigene Unsicherheit zu umarmen und diese als Werkzeug im kreativen Prozess zu nutzen. Indem man die eigenen Zweifel und spontanen Gedanken ungefiltert aufschreibt, schafft man eine Basis für authentische, lebendige Texte. Der nächste Schritt der Überarbeitung kann die Rohfassung dann in eine klare, strukturierte und ansprechende Form bringen. Das Wichtigste aber ist der Mut zum Anfang, der an jedem guten Text steht.
Schreiben darf nicht zur perfekten Inszenierung werden – es darf ein ehrlicher Dialog mit sich selbst und mit den Lesern sein. Wer diesen Ansatz internalisiert, schafft sich ein kraftvolles Werkzeug, das Schreibblockaden überwindet, die eigene Stimme stärkt und am Ende Texte entstehen lässt, die berühren und überzeugen.