Die Aktienmärkte weltweit befinden sich 2025 in einer bemerkenswerten Phase, die viele Investoren überrascht. Während der US-Aktienmarkt, vertreten durch den S&P 500 und Nasdaq, leicht im Minus verharrt, erzielen zahlreiche internationale Börsen wesentlich stärkere Zuwächse. Länder wie Deutschland, Polen, Spanien und Brasilien verzeichnen Kursanstiege von bis zu 30 Prozent seit Jahresbeginn. Selbst in einem Umfeld, das durch Handelsspannungen und protektionistische Maßnahmen geprägt ist, übertreffen diese Märkte die einst dominierende Wall Street deutlich. Doch die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig und gehen über die US-Zölle hinaus.
Ein Überblick über die entscheidenden Faktoren offenbart ein komplexes Bild, das Anlegern wertvolle Orientierung gibt. Die Handelskonflikte, ausgelöst durch Zöllerhöhungen unter der Trump-Administration, haben zweifellos die globale Marktdynamik beeinflusst. Dennoch zeigt sich, dass nicht allein die Tarifpolitik die internationale Outperformance bedingt. Vielmehr ist es eine Mischung aus günstigeren Bewertungen, differierenden geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen sowie positive Branchen- und Währungstrends, die diese Entwicklung antreiben. Ein wesentlicher Aspekt ist die Bewertung der Aktienmärkte.
US-amerikanische Aktien gelten an vielen Stellen als überbewertet, was das Potenzial für zukünftige Renditen deutlich einschränkt. Viele europäische sowie Schwellenländer-Märkte weisen dagegen nach wie vor attraktive Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf. Die niedrigeren Bewertungen schaffen eine solide Grundlage für weiteres Wachstum, was internationale Investoren zunehmend erkennen und nutzen. Ein weiterer wichtiger Faktor sind die unterschiedlichen geldpolitischen Strategien zwischen den USA und anderen Regionen. Während die US-Notenbank Federal Reserve zurückhaltend bei Zinssenkungen bleibt und eine vorsichtige Haltung einnimmt, verfolgt die Europäische Zentralbank (EZB) eine lockere Geldpolitik.
Seit etwa neun Monaten senkt oder hält die EZB die Zinsen niedrig, was die europäischen Volkswirtschaften stimuliert und den Aktienmärkten zugutekommt. Mit stabilerer inflationärer Situation bestand für die EZB mehr Spielraum für Maßnahmen im Gegensatz zur Fed, die mit höheren Zinsen vorsichtig agiert. Diese Divergenz zwischen den wichtigsten Zentralbanken erklärt teilweise die Attraktivität der europäischen Investitionen im Vergleich zu den USA. Neben Europa profitieren auch viele Schwellenländer von günstigen Rahmenbedingungen. Insbesondere Märkte in Lateinamerika, wie Brasilien und Mexiko, verzeichnen starke Kursgewinne.
Die brasilianische Wirtschaft profitiert von ihrer Ressourcenbasis, die im Weltmarkt stark nachgefragt wird, darunter Sojabohnen, Eisenerz, Rindfleisch und Erdöl. Trotz eines von den USA auferlegten Zehn-Prozent-Zolls bleibt Brasilien ein attraktives Ziel für Anleger, da das Land als Rohstofflieferant für die globale Wirtschaft unverzichtbar ist. Auch Mexiko zeigt trotz Handelshemmnissen eine beeindruckende Leistung. Der enge wirtschaftliche Zusammenhang mit den USA sowie die dort ansässigen US-Unternehmen, die in Mexiko produzieren, verringern die negativen Auswirkungen der Zölle. Mexikos Aktienmarkt profitiert zudem von einer gut diversifizierten Wirtschaftsstruktur mit starken Finanz- und Konsumsektoren.
Die Währungsentwicklungen tragen ebenfalls zu den Erfolgen internationaler Märkte bei. Der Dollar-Index verzeichnet im Jahr 2025 ein Minus von rund sechs Prozent. Ein schwächerer US-Dollar erleichtert Investitionen in ausländische Märkte für internationale Anleger und begünstigt somit die Performance ausländischer Aktien. Dies steht im Gegensatz zur vergangenen Dekade, als ein starker Dollar Investitionen im Ausland erschwerte. Darüber hinaus erleben einige europäische Länder einen wirtschaftlichen Aufschwung, gestützt durch umfangreiche staatliche Stimulusprogramme.
Deutschland beispielsweise verabschiedete im März ein Konjunkturpaket in Höhe von rund 500 Milliarden Euro, das vor allem in militärische und infrastrukturelle Investitionen fließt. Diese Maßnahmen stärken nicht nur die konjunkturelle Dynamik, sondern wirken sich positiv auf die Aktienmärkte aus. Die steigenden Militärausgaben haben auch einen bemerkenswerten Einfluss auf spezielle Branchen in Europa. Verteidigungsunternehmen verzeichnen starke Zuflüsse und finden sich im Fokus von Investoren. Die Zusammensetzung von Indizes wie dem MSCI EMU Aerospace and Defense zeigt einen Anstieg von etwa 35 Prozent in diesem Jahr.
Die Erhöhung der Rüstungsausgaben, insbesondere in Deutschland, sorgt für eine neue Wachstumsquelle, die keiner Inflation zum Opfer fällt und den Zentralbanken zusätzlichen Handlungsspielraum einräumt. Polen stellt ein weiteres beispielhaftes Marktsegment dar. Der polnische Aktienmarkt konnte seit Jahresbeginn um circa 30 Prozent zulegen. Besonders Banken und Technologieunternehmen laufen stark. Firmen wie PKO Bank Polski profitieren von robusten Gewinnsteigerungen, und Technologieriesen wie Alphabet und Microsoft investieren zunehmend in polnische Entwicklungszentren.
Dies fördert die Innovationskraft und macht den Markt zu einem attraktiven Ziel für Anleger, die an der Digitalisierung und technologischen Entwicklung partizipieren wollen. Auch südeuropäische Märkte in Spanien und Italien zeigen eine bemerkenswerte Erholung. Sowohl der spanische IBEX 35 als auch der italienische FTSE MIB konnten seit Anfang 2025 kräftige Kursgewinne verbuchen. Die wirtschaftliche Stabilisierung und positive Gewinnentwicklung in Schlüsselsektoren tragen maßgeblich zu dieser Aufwärtsbewegung bei. Noch stärker unter Beweis stellt sich der Wert internationaler ETFs für US-Investoren, die auf einfache Weise von den globalen Wachstumschancen profitieren möchten.
ETFs wie der iShares MSCI Poland, Deutschland oder Spanien bieten unmittelbaren Zugang zu den renditestarken Regionen. Ihre überdurchschnittlichen Wertsteigerungen sorgen für eine Diversifizierung, die in Zeiten von Unsicherheiten auf dem heimischen Markt äußerst wertvoll ist. Interessant ist ebenfalls die Performance von chinesischen Aktien, die trotz intensiver handelspolitischer Spannungen mit den USA überraschend gut abschnitten. Der Hang Seng Index aus Hongkong legte rund 17 Prozent zu, während der Shanghai Composite immerhin leicht zulegen konnte. Angetrieben wird dieser Erfolg durch den Technologiebereich, der dank innovativer Unternehmen wie Alibaba und Tencent weiterhin eine bedeutende Rolle spielt.
Die chinesische Zentralbank nutzt zudem Währungsabwertungen und geldpolitische Maßnahmen, um die heimische Wirtschaft zu stärken und den Handelskonflikt abzufedern. Die US-amerikanische Börsenüberlegenheit der letzten Jahre scheint sich somit abzuschwächen. Über ein Jahrzehnt lang dominierten amerikanische Aktienmärkte andere globale Indizes, was Anleger mit hohen Renditen belohnte. Allgemein wurde die US-Marktperformance durch disruptive Innovationen und eine starke Binnenkonjunktur befeuert. Doch die derzeitige Marktentwicklung deutet auf eine Phase mit vermehrten Möglichkeiten in ansonsten früher eher vernachlässigten Weltregionen hin.
Trotz der weiterhin vorhandenen Innovationskraft und Stabilität in den USA sprechen viele Investoren von der Notwendigkeit einer geografischen Diversifizierung. Die große Bewertungsdifferenz, die unterschiedlichen Zinslandschaften und die volkswirtschaftlichen Perspektiven machen eine zu einseitige Ausrichtung unter Umständen riskanter. Strategen empfehlen daher, die Gewichtungen im Portfolio sorgfältig zu überprüfen und das Ausland verstärkt in Betracht zu ziehen. Die Prognosen für die kommenden Jahre erscheinen trotz optimistischer Signale mittelfristig mit Vorsicht zu betrachten. Geopolitische Unsicherheiten, wichtige Veränderungen in Handelsabkommen und globale Sicherheitslagen wirken als Risikofaktoren.
Dennoch ist es wahrscheinlich, dass die attraktivsten internationalen Märkte im Jahr 2025 weiterhin eine bessere Performance als der US-Markt zeigen könnten. Insbesondere Anleger, die Wert auf langfristige Wertsteigerung und Risikostreuung legen, profitieren von einer Offenheit gegenüber unterschiedlichen Weltregionen. Internationale ETFs, Aktien finanzstarker Banken und Technologieunternehmen sowie Rohstoffproduzenten bieten vielfältige Möglichkeiten, sich breit aufzustellen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die globalen Märkte 2025 nicht nur durch Handelszölle aus den USA begünstigt werden, sondern auch von fundamentalen Faktoren profitieren, die deren Wachstum fördern. Bewertungsfragen, geldpolitische Divergenzen, stimulierende Fiskalpakete, Währungstrends sowie gezielte Investitionen in Schlüsselindustrien setzen die Bühne für eine bedeutsame Verschiebung der globalen Kapitalflüsse.
Vor diesem Hintergrund sollte die Orientierung ausschließlich an der US-Börsenentwicklung überdacht werden. Internationale Diversifikation bietet Chancen, um von den gegenwärtigen Entwicklungen in einer sich wandelnden Weltwirtschaft zu profitieren.