Das Bacone College, eine traditionsreiche Bildungseinrichtung in Oklahoma, steht seit Mai 2025 im Mittelpunkt einer ernsten Krise, die mit einer gerichtlichen Anordnung zur Liquidation endet. Die Entscheidung, das College unter Kapitel-7-Bankruptcy zu stellen, markiert das Ende eines langen Kampfes gegen finanzielle Turbulenzen und tiefgreifendes Missmanagement. Das College, das sich als American Indian-serving Institution positioniert und einen wichtigen Platz in der Bildung amerikanischer Ureinwohner einnimmt, ist nun mit einem unwiderruflichen Wandel konfrontiert. Die Situation am Bacone College wirft nicht nur die Frage nach den Ursachen für das Scheitern auf, sondern auch die nach den Konsequenzen für die betroffene Gemeinschaft und die größere Bildungslandschaft in den USA. Im Folgenden wird die Entwicklung zum Insolvenzverfahren umfassend dargestellt, die involvierten Personen beleuchtet und die Lehren aus dem Fall aufgezeigt.
Das Bacone College war lange Zeit ein Leuchtturm für Studierende, die sich mit indianischer Kultur, Geschichte und Bildung befassen wollten. Die Institution genoss das Vertrauen von Studenten, Angehörigen und Förderern. Doch trotz dieser soliden Basis geriet das College in den Sog finanzieller Schwierigkeiten, was schließlich im Juni 2024 zur ersten Bankrott-Anmeldung führte. Ziel war es zunächst, durch ein Chapter-11-Verfahren das Insolvenzmanagement zu reorganisieren und eine Schließung abzuwenden. Jedoch entwickelten sich die Umstände rasch zu einer Tragödie für das College.
Einen entscheidenden Wendepunkt brachte die Enthüllung gravierenden Fehlverhaltens von Seiten der Verwaltungsspitze. Der US-Bundesbankrottverwalter Ilene Lashinsky beantragte jüngst die Umwandlung des bisherigen Insolvenzfalles von Chapter 11 in Chapter 7, was einer kompletten Liquidation entspricht. Im Kern der Vorwürfe steht ein „grobes Missmanagement“ und die Nutzung institutioneller Gelder für private Zwecke. Besonders im Fokus steht Leslie Hannah, der im April 2024 zum geschäftsführenden Präsidenten des Colleges aufstieg. Die Untersuchungsergebnisse offenbaren, dass er die College-Konten zur Tilgung eines von ihm persönlich aufgenommenen Darlehens bei der Small Business Administration (SBA) verwendet hat – eine Zahlung von knapp 16.
500 US-Dollar, die dem College belastet wurde. Diese Transaktion erscheint nicht nur unautorisiert, sondern auch intransparent, da weder Hannah noch die SBA als Gläubiger bei der ursprünglichen Insolvenzmeldung im letzten Jahr gelistet wurden. Ein weiteres Problem ist die unklare Kommunikation zwischen Hannah und dem Verwaltungsrat, insbesondere mit dem Vorstandsmitglied Josh Johns, das den Bankrottprozess überhaupt beaufsichtigte. Beobachter und der Insolvenzverwalter vermuten, dass trotz des Wissens um die Zahlung niemand einschritt oder sie verhinderte, was auf eine strukturelle Schwäche und fehlende Kontrolle in den Verantwortungsbereichen hindeutet. Die Schwierigkeiten des Bacone Colleges gehen über einzelne finanzielle Vorfälle hinaus.
Lashinsky kritisierte auch die mangelhafte Bereitstellung finanzieller Informationen, die zur Stagnation im Insolvenzverfahren führten. Ohne transparente und zeitnahe Zahlen ist eine effektive Sanierung unmöglich, was den Weg zur Liquidation weiter ebnete. Der Insolvenzverwalter wies darauf hin, dass die einzig realistische Perspektive darin besteht, Investoren zu finden, die die Immobilienwerte der Hochschule erwerben, um Gläubiger zumindest teilweise zu befriedigen. Das College besitzt Immobilien im Wert von rund 3,8 Millionen US-Dollar, die bei der Abwicklung eine zentrale Rolle spielen. Diese Entwicklung hat für alle Beteiligten weitreichende Konsequenzen.
Für die Studierenden bedeutet die plötzliche Schließung einen Verlust ihrer akademischen Heimat, was mitunter den Abschluss ihres Studiums gefährden kann oder mit der Suche nach alternativen Bildungseinrichtungen verbunden ist. Für die amerikanischen Ureinwohner, die als Hauptadressaten des Colleges gelten, ist das Ende von Bacone ein herber Rückschlag. Die Hochschule war eine unverzichtbare Institution für kulturelle Identität und akademische Bildung. Die Hintergründe dieser Krise werfen auch ein Licht auf ein grundsätzliches Problem unter privaten, gemeinnützigen Hochschulen mit regionalem Charakter: finanzielle Stabilität und Governance. Noch vor wenigen Jahren galt Bacone als stabiler Betrieb mit einer klaren Mission.
Doch wie der Fall zeigt, können mangelnde interne Kontrollen, fehlende Transparenz und persönliches Fehlverhalten selbst eine solche Einrichtung ins Wanken bringen. Die Rolle des Managements wird hier als kritischer Erfolgsfaktor offensichtlich. Darüber hinaus wirft der Fall Bacone College Fragen zur Regulierung und Aufsicht von privaten Bildungsträgern auf. Ob staatliche Prüfmechanismen ausreichend sind, um Missmanagement frühzeitig zu erkennen und zu verhindern, bleibt offen. Der Umstand, dass die fragwürdigen Zahlungen erst im Insolvenzverfahren aufgedeckt wurden, lässt auf Lücken in der Kontrolle und Verantwortlichkeit schließen.
Die erneute Einschätzung von Prüfungsvorgängen und die Stärkung von Compliance sind somit wichtige Lehren für ähnliche Institutionen. Für die Gemeinschaft der amerikanischen Ureinwohner bedeutet der Verlust von Bacone Colleges eine Lücke, die nicht leicht zu schließen ist. Die Einrichtung bot weit mehr als nur Bildung: Sie war ein kulturelles Zentrum, ein Ort des Austauschs und der Stärkung indigener Identität. Nun besteht die Hoffnung auf neue Investoren, die zumindest die Immobilienwerte nutzen können, um eine neue Plattform für Bildung und Kultur zu schaffen – ein Hoffnungsschimmer in einer schwierigen Situation. Zusammenfassend zeigt die Liquidation des Bacone Colleges exemplarisch die Folgen von Fehlentscheidungen auf institutioneller Ebene.
Finanzielle Verantwortung, ethische Führung und transparente Abläufe sind fundamentale Voraussetzungen für das Fortbestehen von Bildungseinrichtungen. Das Beispiel legt nahe, dass Versäumnisse in diesen Bereichen nicht nur Betriebsprobleme nach sich ziehen, sondern ganz reale Auswirkungen auf Menschenleben und Gemeinschaften haben können. Gleichzeitig ist der Fall eine Mahnung an die Branche und die Politik, den Umgang mit privaten Hochschulen kritischer zu hinterfragen und erforderlichenfalls Maßnahmen zur frühzeitigen Intervention zu stärken. Die Beendigung des Betriebs von Bacone College bildet zweifellos eine Zäsur. Doch aus der Krise können wichtige Einsichten gewonnen werden, die zukünftige Entwicklungen und die Stabilität anderer Colleges maßgeblich beeinflussen können.
Die Tragödie des Bacone Colleges ist ein Weckruf für das amerikanische Hochschulsystem, sich mit Governance und finanzieller Nachhaltigkeit noch intensiver auseinanderzusetzen, um Bildung als gesellschaftliche Säule zu bewahren.