Die Landwirtschaft steht weltweit vor zahlreichen Herausforderungen, die von Klimaänderungen über wachsende Bevölkerungen bis hin zu globalen Lieferkettenproblemen reichen. Angesichts dieser Entwicklungen gewinnen innovative Anbaumethoden wie die vertikale Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das italienische Unternehmen Planet Farms, das kürzlich angekündigt hat, über 25 Millionen Pfund in den Aufbau einer vertikalen Farm im Vereinigten Königreich zu investieren. Dieses Projekt markiert einen wichtigen Schritt für das Unternehmen und die gesamte Branche. Planet Farms wurde 2018 von Luca Travaglini und Daniele Benatoff mit Sitz in Mailand gegründet.
Das Unternehmen ist spezialisiert auf Indoor-Landwirtschaft, bei der technisch gesteuerte Umgebungen genutzt werden, um Nutzpflanzen nachhaltig und effizient zu züchten. Die zukünftige Farm im Vereinigten Königreich soll nach dem Vorbild der bereits bestehenden Anlage in Cirimido, Italien, errichtet werden. Diese italienische Farm beliefert bereits große Einzelhandelsketten wie Carrefour und Esselunga in Italien sowie die Schweiz. Nun wird Planet Farms sein Geschäftsmodell auf den britischen Markt ausdehnen und liefert bereits seit Ende April erste Produkte an ausgewählte Waitrose-Filialen. Die geplante Einrichtung im Vereinigten Königreich wird eine Fläche von 20.
000 Quadratmetern umfassen, auf der vor allem Blattgemüse und Saucen produziert werden sollen. Die Bauarbeiten sind für noch in diesem Jahr geplant, mit einer ersten Produktionsaufnahme zu Beginn des Jahres 2027. Die hohe Investition von über 25 Millionen Pfund soll sicherstellen, dass modernste Technik und Automatisierung in diesem Projekt zum Einsatz kommen. Planet Farms stellt seine Kompetenzen in den Bereichen Engineering, Softwareentwicklung, Robotik und Agronomie bereit, um die volle Kontrolle über den Anbauprozess zu gewährleisten und eine gleichbleibend hohe Qualität bei gleichzeitig optimiertem Ressourceneinsatz zu erzeugen. Vertikale Landwirtschaft ist in vielerlei Hinsicht eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Anbaumethoden.
Durch den Einsatz von geschlossenen, kontrollierten Umgebungen wird der Bedarf an Wasser immens reduziert, was in Zeiten der globalen Wasserknappheit entscheidend ist. Zudem entfallen Pestizide und der Anbau benötigt keinen natürlichen Boden, da die Pflanzen in speziell entwickelten Substraten wachsen. Diese Art der Landwirtschaft ermöglicht es, Produkte nahe an den Konsumenten zu erzeugen und so lange Transportwege zu vermeiden, die nicht nur klimaschädlich sind, sondern auch die Frische der Produkte beeinträchtigen. Allerdings bringt vertikale Landwirtschaft auch Herausforderungen mit sich. Der Energieverbrauch ist – bedingt durch den Einsatz von LED-Beleuchtung und anderen Technologien – höher als bei traditionellen Landwirtschaftsmethoden.
Damit verbunden ist ein hoher Kapitalbedarf, der oftmals nur durch umfangreiche Investitionen gedeckt werden kann. Die steigenden Finanzierungskosten, insbesondere durch Inflation und verschärfte Kreditbedingungen, haben bereits manchen Akteur der Branche in Schwierigkeiten gebracht, wie das Beispiel des US-amerikanischen Unternehmens Plenty Unlimited zeigt, das vor kurzem Insolvenz anmelden musste. Die Kooperation zwischen Planet Farms und Swiss Life Asset Managers, einem bedeutenden Akteur im Bereich Vermögensverwaltung und Kapitalanlage, stellt einen wichtigen Pfeiler zur finanziellen Stärkung des Projekts dar. Zusammen haben sie eine Kapitalbasis von bis zu 200 Millionen Euro für die Entwicklung und den Bau neuer vertikaler Farmen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika geschaffen. Swiss Life Asset Managers trägt mit bis zu 125 Millionen Euro gezielt zur Expansion dieses zukunftsweisenden Landwirtschaftskonzepts bei.
Der stellvertretende Vorsitzende und CTO von Planet Farms, Luca Travaglini, betont, dass verlässliche Lieferketten heutzutage elementar für Kunden sind. Gesetzte Ziele wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit und die Anpassung an globale Handelsveränderungen verlangen nach regionalen und technologisch fortschrittlichen Lösungen. Vertikale Landwirtschaft bietet nicht nur die Möglichkeit, der unregelmäßigen Witterung und Ressourcenknappheit entgegenzuwirken, sondern auch eine kontinuierliche und planbare Versorgung mit frischem Gemüse. Das UK-Projekt ist nicht der einzige Expansionsschritt von Planet Farms. Neben Großbritannien wird auch in Skandinavien an einer weiteren Farm gearbeitet, was die internationale Wachstumsperspektive des Unternehmens untermauert.
Damit wird Planet Farms zu einem bedeutenden Akteur beim Aufbau nachhaltiger städtischer Lebensmittelproduktionsnetzwerke, die in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Der zunehmende Trend hin zu vertikaler Landwirtschaft lässt sich nicht nur durch Umweltaspekte erklären, sondern auch durch die veränderten Konsumgewohnheiten. Verbraucher legen heute größeren Wert auf Frische, Regionalität und eine transparente Lieferkette. Supermärkte reagieren darauf, indem sie lokale Anbieter bevorzugen und vermehrt Produkte aus kontrollierter, ressourcenschonender Produktion ins Sortiment aufnehmen. Planet Farms ist hierfür ein ideales Beispiel und beweist mit seiner Technologie sowie seinem Businessmodell, dass eine Kombination aus ökologischer Innovation und wirtschaftlichem Erfolg möglich ist.
Als zukunftsweisendes Unternehmen investiert Planet Farms nicht nur in neue Standorte, sondern auch in Forschung und Entwicklung. Das Ziel liegt darin, die Automatisierung weiter voranzutreiben, die Effizienz der Pflanzenproduktion zu maximieren und die Betriebskosten zu senken. So können vertikale Farmen in Zukunft wettbewerbsfähiger werden und einen größeren Beitrag zur globalen Lebensmittelversorgung leisten. Insgesamt stellt die Ankündigung von Planet Farms zur Errichtung einer vertikalen Farm im Vereinigten Königreich mit einer Investitionssumme von über 25 Millionen Pfund einen bedeutenden Meilenstein dar. Es zeigt deutlich, wie innovative Agrartechnologien und nachhaltige Geschäftskonzepte fusionieren, um Herausforderungen in der Landwirtschaft zu meistern.