Village Farms International, ein kanadischer Produzent im Cannabis- und Landwirtschaftssektor, hat einen bedeutenden Schritt unternommen, um seine Geschäftsstruktur durch die Abspaltung seines Frischproduktionssegments neu auszurichten. Im Jahr 2024 erzielte das Frischproduktionsgeschäft einen Umsatz von 169 Millionen US-Dollar und stellt einen wesentlichen Bestandteil der gesamten Unternehmensumsätze dar. Die Entscheidung, dieses Geschäft separat zu führen, spiegelt das Bestreben von Village Farms wider, seine Ressourcen und strategischen Bemühungen stärker auf den Ausbau seiner internationalen Cannabis-Aktivitäten zu konzentrieren, während das Frischesegment unter neuen Eigentümern autonom wachsen soll. Die Transaktion wurde mit der Gründung einer eigenständigen Holdinggesellschaft, Vanguard Food, vollzogen, welche maßgeblich durch private Investoren wie Sweat Equities unterstützt wird. Ein wesentlicher Faktor der Vereinbarung ist, dass Village Farms dabei 37,9 Prozent des Eigenkapitals von Vanguard erhält sowie eine Barzahlung von 40 Millionen US-Dollar.
Dieser Deal ermöglicht es Village Farms, einen bedeutenden Teil seiner frischen Agroproduktion zu veräußern und dennoch eng mit der neuen administrativen Einheit zusammenzuarbeiten. Die Abspaltung umfasst außerdem den privaten Erwerb bestimmter Vermögenswerte und operativer Einheiten der Frischproduktion, insbesondere die Verwaltung von zwei großen Gewächshäusern in Texas mit einer Fläche von jeweils 40 Acres, konkret Marfa II und Fort Davis. Neben den physischen Produktionsanlagen werden für die erfolgreiche Fortführung des Geschäfts auch alle zugehörigen Vertriebsstrukturen sowie das Personal auf Vanguard übertragen, womit eine nahtlose operative Kontinuität gewährleistet wird. Besonders bemerkenswert ist, dass sämtliche Produkte- und Prozess-Patente außer dem Markennamen Village Farms Bestandteil des Deals sind. Dies unterstreicht die Bedeutung der Marke Village Farms, die weiterhin exklusiv unter dem Dach des Mutterkonzerns verbleibt, während die frischen Gemüsesorten, zu denen Tomaten, Gurken und Paprika zählen, künftig durch Vanguard vermarktet und weiterentwickelt werden.
Die neu gegründete Holding kann somit eigenständig und flexibel auf Marktanforderungen reagieren, was besonders vor dem Hintergrund sich wandelnder Verbraucherpräferenzen von Bedeutung ist. Die Führung von Vanguard liegt in den Händen von Charlie Sweat, dem Gründer von Sweat Equities und früheren CEO von Earthbound Farm, der als Vorstandsvorsitzender fungiert. Village Farms’ CEO Michael DeGiglio wird interimistisch die Rolle des CEO der neuen Unternehmung übernehmen, dies verdeutlicht die enge Verbindung und das strategische Interesse von Village Farms am nachhaltigen Erfolg der abgespaltenen Unternehmenseinheit. In der Pressemitteilung betont Village Farms, dass die Transaktion langfristig erheblichen Wert freisetzen wird. Durch die Fokussierung auf das internationale Kerngeschäft könne das Unternehmen seine Kompetenzen gezielter einsetzen, während die Frischproduktionssparte unabhängig wachsen und bestehende Ressourcen effizienter einsetzen könne.
Der frische Lebensmittelmarkt, insbesondere bei gesunden und unverarbeiteten Alternativen, verzeichnet eine steigende Nachfrage. Vanguard positioniert sich gezielt in diesem Wachstumssegment und hat bereits angekündigt, durch Akquisitionen und strategische Partnerschaften sein Produktportfolio deutlich zu erweitern. Auch die verbesserten operativen Kennzahlen des Frischprodukts sind ein optimistisches Signal. Während der Umsatz stabil bei 169,2 Millionen Dollar lag, verzeichnete die Sparte eine Verringerung des operativen Verlusts von 7 Millionen im Jahr 2023 auf 5,9 Millionen im Jahr 2024. Auch der Nettoverlust hat sich von 11,2 Millionen abgemildert.
Diese Fortschritte machen den Geschäftsbereich für Investoren und strategische Partner attraktiver. Die geplante Abwicklung, voraussichtlich im zweiten Quartal 2025, erfolgt in mehreren Schritten, einschließlich der rechtlichen Übertragung von Vermögenswerten und Leasingrechten. Bisher noch ausstehende Bedingungen müssen erfüllt werden, damit der vollständige Übergang reibungslos finalisiert werden kann. Aus Sicht der Industrie verdeutlicht die Abspaltung eine zunehmende Spezialisierung und Strukturierung innerhalb großer Agrarunternehmen, die trotz enger Verknüpfungen flexibel auf unterschiedliche Marktsegmente reagieren wollen. Zudem zeigt das Engagement erfahrener Investoren und Führungspersönlichkeiten wie Charlie Sweat die Attraktivität des gesundheitsorientierten Lebensmittelmarktes.
Die Branchensicht unterstreicht die Bedeutung von nachhaltigen und frischen Produkten als Gegenstück zur Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmitteln. Die strategische Abspaltung könnte als Modellwirkung dienen, indem ein Konzern seine Geschäftseinheiten so getrennt und kapitalisiert, dass eine fokussierte Entwicklung möglich ist und beide Bereiche – Cannabis und Frischprodukte – ihr volles Potenzial ausschöpfen. Village Farms gelingt so eine deutliche Positionierung im lukrativen Cannabis-Markt, ohne das bewährte Frischegeschäft aufzugeben, sondern vielmehr mit neuen Partnern zu stärken und weiterzuentwickeln. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Village Farms mit der Abspaltung seines Frischproduktionsgeschäfts eine klare Vision für die Ausrichtung des Unternehmens verfolgt. Der Schritt zeigt ein durchdachtes Management und einen strategischen Weitblick, um den Herausforderungen eines wettbewerbsintensiven Agrarsektors gerecht zu werden und gleichzeitig auf die Wachstumsmöglichkeiten im internationalen Markt zu setzen.
Mit der neuen Struktur und dem kraftvollen Netzwerk an Investoren und Führungskräften steht Vanguard Food ein vielversprechendes Kapitel bevor, welches vom Trend zu frischen Lebensmitteln und gesundheitsbewusstem Konsum maßgeblich profitieren kann. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, inwiefern diese strategische Umstellung nachhaltige Verbesserungen und Wertsteigerungen für alle Beteiligten generiert.