China befindet sich weiterhin im Spannungsfeld zwischen der restriktiven Haltung gegenüber Kryptowährungen und der praktischen Notwendigkeit, beschlagnahmte digitale Assets zu verwerten. Während das Land offiziell den Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen verbietet und diese als Zahlungsmittel nicht anerkennt, hat sich in den letzten Monaten eine neue Entwicklung abgezeichnet: Lokale Regierungen verkaufen ihre beschlagnahmten Kryptowährungen zunehmend über private Unternehmen gegen Bargeld. Diese Vorgehensweise sorgt für kontroverse Diskussionen in Fachkreisen und der breiteren Krypto-Community, da nicht nur rechtliche Fragen, sondern auch wirtschaftliche und strategische Unsicherheiten im Raum stehen. Zudem stößt das Vorgehen auf Spott und Kritik auf sozialen Plattformen, die Parallelen zum sogenannten „Germany Type Move“ ziehen – einer Bitcoin-Verkaufstaktik, wie sie Deutschland bei der Verwertung großer Bitcoin-Bestände anwandte und die den Kryptomarkt teilweise negativ beeinflusste. Die Situation in China ist komplex und vielschichtig.
Einerseits verfolgt die chinesische Regierung unter Präsident Xi Jinping weiterhin eine harte Linie gegen illegale Kryptoaktivitäten, wie Betrug, Geldwäsche und Spekulation. Andererseits häufen sich durch verstärkte Kontrollen beschlagnahmte Kryptowährungen. Lokale Regierungen, die unter finanziellen Druck geraten sind, vor allem angesichts eines langsamer wachsenden Wirtschaftswachstums, suchen nun nach Lösungen, um ihre öffentlichen Finanzen aufzustocken. Der Handel mit den beschlagnahmten Coins über private Unternehmen erscheint als pragmatischer Weg, um schnell Liquidität zu generieren. Die Informationen stammen aus Transaktions- und Gerichtsunterlagen, die von Reuters ausgewertet wurden und bestätigen, dass chinesische Kommunen diese Strategie verfolgen.
Diese Praxis steht im Widerspruch zu den zentralen Vorgaben Pekings, das den Handel mit Kryptowährungen streng verbietet und den Markt weitgehend unter Kontrolle halten möchte. Experten wie Chen Shi von der Zhongnan University of Economics and Law weisen ausdrücklich darauf hin, dass der Verkauf von digitalen Vermögenswerten über private Firmen „nicht vollständig mit Chinas aktuellem Verbot von Kryptowährungshandel“ übereinstimmt. Der Konflikt zeigt die Diskrepanz zwischen den zentralen Regulierungszielen und den regionalen wirtschaftlichen Zwängen. Darüber hinaus wird von Juristen wie Guo Zhihao, der bei einem Seminar mit chinesischen Regierungsvertretern innerhalb des Jahres teilnahm, argumentiert, dass die zentrale Volksbank von China besser für die Handhabung und Verwaltung der beschlagnahmten Kryptoreserven geeignet wäre. Eine zentralisierte Steuerung könnte Transparenz und gesetzeskonforme Verfahren gewährleisten und das Risiko von Korruption oder illegalem Handel begrenzen.
Die derzeitige dezentrale Vorgehensweise öffnet hingegen Tür und Tor für Intransparenz und mögliche Missbräuche. Während die Behörden intern und auf politischer Ebene noch um eine einheitliche Lösung ringen, hat sich die Nachricht von den Verkäufen längst in der globalen Kryptoszene verbreitet. Auf Plattformen wie „Crypto Twitter“ wird das Vorgehen mit Unverständnis und Spott bedacht. Viele erfahrene Krypto-Enthusiasten warnen davor, die Assets zurzeit zu verkaufen. Sie verweisen auf die langfristige Wertsteigerung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen und kritisieren das „Paper Hands“-Verhalten – ein Begriff, der Personen bezeichnet, die bei Unsicherheiten oder schlechten Nachrichten schnell aussteigen und verkaufen, anstatt geduldig auf Kursgewinne zu warten.
Der häufigste Spottbegriff richtet sich gegen das Vorgehen der chinesischen Kommunen als „Germany Type Move“. Dieser Ausdruck erinnert an den größten Verkauf von beschlagnahmten Bitcoins im Jahr 2024 durch die deutsche Regierung. Damals wurde ein Portfolio im Wert von etwa drei Milliarden US-Dollar abgebaut, was erheblichen Einfluss auf die Marktpreise hatte und für Turbulenzen sorgte. Insbesondere der Zeitpunkt, kurz nach der Präsidentschaftswahl in den USA, wurde damals kritisiert, da ein günstigerer Zeitraum dazu beigetragen hätte, bessere Verkaufserlöse zu erzielen. Manche Krypto-Befürworter sehen die chinesische Strategie als Wiederholung dieses Fehlers und prophezeien negative Auswirkungen für den chinesischen Marktpreis.
Gleichzeitig verdeutlicht die laufende Veräußerung beschlagnahmter Kryptowährungen auf lokaler Ebene die immer größer werdenden wirtschaftlichen Herausforderungen, denen China aktuell gegenübersteht. Die COVID-Pandemie, Handelskonflikte mit den USA und ein verlangsamtes Wachstum haben die Staatseinnahmen belastet. Die Liquiditätshilfe durch den Verkauf digitaler Vermögenswerte zeigt, wie tiefgreifend diese Effekte sind. Obgleich das Verkaufen kurzfristige Entlastung bringt, könnten langfristige wirtschaftliche und politische Konsequenzen folgen, da Vertrauen und Regulierungssicherheit für den Kryptosektor weltweit an Bedeutung gewinnen. Abschließend ist festzuhalten, dass Chinas Umgang mit beschlagnahmter Kryptowährung ein sensibles Thema ist, das sowohl regulatorisch als auch markttechnisch hohe Aufmerksamkeit verdient.