JavaScript ist heutzutage eine der wichtigsten Programmiersprachen im Web, unerlässlich für dynamische Webseiten, interaktive Benutzeroberflächen und komplexe Webanwendungen. Doch wie wurde JavaScript eigentlich in seinen Anfangstagen geschrieben? Welche Herausforderungen mussten Entwickler bewältigen und welche Techniken und Muster prägten die frühen Jahre dieser Sprache? Ein Rückblick auf den Zeitraum von 2006 bis 2015 zeigt nicht nur, wie sich die Sprache und ihre Nutzung entwickelt haben, sondern auch, wie Entwickler kreative Lösungen fanden, um die technischen Limitierungen der Zeit zu umgehen. In den frühen 2000er-Jahren war die JavaScript-Landschaft deutlich weniger komfortabel als heute. Browser wie der Internet Explorer 6 dominierten den Markt, doch sie unterschieden sich stark in der Art, wie sie JavaScript ausführten oder HTML und CSS interpretierten. Inkompatibilitäten und inkonsistente Implementierungen machten das Programmieren von Webanwendungen zu einer echten Herausforderung.
Entwickler mussten oft zeitaufwändige und komplexe Workarounds erstellen, um sicherzustellen, dass ihre Webseiten in allen gängigen Browsern funktionierten. Ein Meilenstein in dieser Zeit war die Veröffentlichung von jQuery im Jahr 2006 durch John Resig. Dieses Framework revolutionierte die Art und Weise, wie Entwickler mit dem Document Object Model (DOM) und Browserunterschieden umgingen. Das Ziel war es, eine abstrahierende Schicht zu schaffen, die Browserunterschiede verbarg und eine intuitive API zur Verfügung stellte. So konnten Entwickler DOM-Elemente leichter auswählen und bearbeiten, ohne sich ständig um die Eigenheiten der jeweiligen Browser kümmern zu müssen.
Die jQuery-Prototyp-Architektur war dabei ein besonders innovativer Ansatz. Durch die Gestaltung des jQuery-Objekts als Array-ähnlich, aber dennoch mit eigenen Methoden, konnten Abfolgen von Befehlen wie $('#element').addClass('active').fadeIn() geschrieben werden, die sich sehr natürlich anfühlten. Die Methoden kehrten stets das Objekt selbst zurück, wodurch Methodenketten möglich wurden.
Dadurch steigerte jQuery die Produktivität signifikant und erleichterte den Alltag vieler Entwickler. Neben dem Fokus auf DOM-Manipulationen implementierte jQuery zahlreiche weitere Lösungen für Browserherausforderungen. Die Unterstützung von CSS3-Selektoren wurde in JavaScript nachgebildet, falls der Browser diese nicht von Haus aus hatte. Auch AJAX-Anfragen konnten über eine einheitliche Schnittstelle abgewickelt werden, unabhängig davon, ob der Browser XMLHttpRequest oder alternative Methoden unterstützte. Das war entscheidend, denn der fetch()-API gab es noch nicht, und diese Vereinheitlichung nahm den Entwicklern viel Komplexität ab.
Eine besonders elegante Lösung war die Art und Weise, wie jQuery mit dem get()-Methode unterschiedliche Verwendungszwecke bediente. Je nachdem, welche Art von Argument übergeben wurde, verhielt sich die Methode anders: Ohne Argumenten gab sie ein Array der DOM-Elemente zurück, mit einer Zahl wurde das Element an dieser Position ausgegeben, und wenn ein Array übergeben wurde, wurde die jQuery-Instanz mit dessen Elementen befüllt. So wirkte die API dadurch sehr natürlich und anpassungsfähig. Interessanterweise musste jQuery in einer Zeit arbeiten, in der JavaScript selbst noch keine modernen Features besaß. Konzepte wie Array.
from() oder der Spread-Operator (...), die heute Standard sind, waren damals unbekannt. Um etwa Inhalte eines Arrays in ein Objekt zu übertragen, wurde eine bekannte Technik genutzt: [].
push.apply(this, arguments). Dieses Muster erlaubt es, Elemente effizient zu verschieben und die Array-ähnliche Struktur von jQuery-Objekten zu erhalten. Diese Workarounds prägten die JavaScript-Programmierung dieser Zeit und förderten die Kreativität der Entwickler. Mit dem steigenden Anwendungsumfang von JavaScript um 2010 wurden Programme komplexer, die Trennung von DOM-Manipulationen und Logik oft unscharf.
Viele Projekte verwalteten ihre eigenen Event-Systeme, um mit Benutzereingaben und asynchronen Aktionen umgehen zu können. Dazu gehörte auch das manuelle Verwalten von Callback-Funktionen in einfachen Objekten wie this._callbacks. Diese Eventsysteme unterschieden häufig zwischen spezifischen Events und einem sogenannten „all“-Event, das auf alle Aktionen reagiert. Dieses Muster bot flexible Kontrolle: Bei einem trigger('save')-Aufruf wurden nur zusätzliche Argumente an spezifische Listener weitergereicht.
Das „all“-Event hingegen erhielt alle Details, inklusive des ausgelösten Events, was für eine generische Behandlung aller Ereignisse genutzt werden konnte. Ein weiteres Beispiel für die damaligen Herausforderungen zeigte sich in der Variablendeklaration. Mit var mussten alle Variablen an den Anfang einer Funktion gestellt werden, um Probleme durch das sogenannte Hoisting zu vermeiden. Features wie let oder const, die heute Klarheit schaffen, kamen erst mit ES6 Jahre später in Umlauf. Das Ende der 2000er und Anfang der 2010er war somit eine Zeit von Disziplin und festgelegten Konventionen, um Bugs zu minimieren.
Die Bauweise von Funktionen, die mit dynamischen Argumentlisten arbeiteten, verdeutlicht den Mangel an modernen Sprachfeatures, die wir heute kennen. Ohne Rest-Parameter oder Destructuring Assignment mussten Methoden oft mit den arguments-Objekten umgehen, die zwar arrayähnlich sind, aber keine echten Arrays. Hilfsmittel wie _.rest() aus Utility-Bibliotheken waren notwendig, um Argumentlisten effektiv zu bearbeiten. Bezüglich der Netzwerkkommunikation gab es kein modernes fetch()-API.
Das bedeutete, dass Entwickler entweder XMLHttpRequest oder unter Windows ActiveXObject nutzen mussten. Das führte zu oft umfangreichem Code, voll mit try/catch-Blöcken, um unterschiedliche Browser- und Versionenkompatibilität zu gewährleisten. Auch hier war der Kampf gegen fragmentierte Browserlandschaften und fehlende Standards an der Tagesordnung. Vor der Einführung von Objektmethoden wie Object.assign() oder der Object Spread Syntax {.
..obj} mussten Entwickler oft Objektkopien manuell per for…in Schleifen vornehmen. Zusätzlich kam häufig die Pattern dst = dst || {} zum Einsatz, um Standardwerte für Funktionsparameter zu definieren. Diese einfachen, aber wirkungsvollen Code-Konstrukte halfen dabei, flexible und robuste Funktionen zu schreiben, lange bevor moderne Syntax diese Probleme elegant löste.
Bezüglich objektorientierter Programmierung war die Nutzung von Konstruktorfunktionen mit prototypischen Methoden vorherrschend. Statt moderner Klassen gab es diese auf Funktionsprototypen basierende Struktur. Object.create(null) wurde eingesetzt, um Objekte ohne Prototypenkette zu erzeugen, besonders für reine Hashtabellen, um unerwartete Vererbungsfehler zu vermeiden. Vieles wirkte auf den ersten Blick etwas umständlich, war aber zu dieser Zeit State-of-the-Art.
Global verfügbare Variablen wie Dep.target wurden genutzt, um Zustände zwischen verschiedenen Modulen oder Funktionen zu verfolgen. Leistungsoptimierungen durch rückwärts laufende Schleifen wie while(i--) waren gängige Best Practices, um Geschwindigkeit in zeitkritischen Bereichen zu erhöhen. All diese Muster und Arbeitsweisen zeigen, wie erfinderisch Entwickler sein mussten, um mit den Limitierungen von JavaScript in seinen ersten Versionen umzugehen. Viele Tricks und Techniken, die früher komplex oder umständlich waren, sind inzwischen überflüssig geworden, da die Sprache, die Browser und die Entwicklerwerkzeuge sich stark weiterentwickelt haben.
Trotzdem lohnt es sich, diese historischen Ansätze zu verstehen, um ein tieferes Verständnis für heutige Best Practices und die evolutionäre Geschichte von JavaScript zu gewinnen. Heutzutage profitieren Webentwickler von einem reichhaltigen Ökosystem mit modernen Sprachfeatures, leistungsstarken APIs und frischen Frameworks, die viele der alten Probleme automatisch lösen. Dennoch lebt die DNA früherer Lösungen in vielen Bibliotheken weiter. Wer die Arbeit früherer Entwickler betrachtet, entdeckt wertvolle Einsichten darüber, wie technische Einschränkungen kreative Lösungen fördern und wie wichtig es ist, flexibel und offen für pragmatische Innovation zu bleiben, um Herausforderungen zu meistern. Abschließend lässt sich sagen, dass das Schreiben von JavaScript 'back in the day' eine faszinierende Zeit war, die von Lernprozessen, Experimentieren und einem starken Gemeinschaftsgeist geprägt war.
Die Erinnerungen an ältere Frameworks wie jQuery oder an individuelle Pattern bei Eventhandling und AJAX rufen Respekt vor der Leistungsfähigkeit und dem Einfallsreichtum früherer Entwickler hervor. Das Wissen um diese Vergangenheit bietet jedem, der heute JavaScript nutzt, wertvolle Orientierung und Inspiration für den zukünftigen Umgang mit der Sprache.