Berlin ist nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch ein Mekka für Musiker und Innovatoren der elektronischen Klangwelt. Im Mai 2025 bot die Superbooth, eine der wichtigsten europäischen Messen für elektronische Musikinstrumente, Gelegenheit, tief in diese faszinierende Szene einzutauchen. Als jemand, der ursprünglich aus dem Software-Engineering stammt und sich zunehmend der Musik zuwendet, war mein Besuch auf der Superbooth ein Wendepunkt, der mir neue Perspektiven eröffnete und meine Leidenschaft für Musik und Technik perfekt vereinte. Mein Weg führte mich von einem ersten vorsichtigen Interesse hin zu intensiven Erfahrungen mit modularen Synthesizern, innovativen Workshops und inspirierenden Begegnungen mit Gleichgesinnten. Die Reise beginnt mit einer persönlichen Motivation jenseits der reinen Technik – einem Drang, durch Musik authentische Emotionen auszudrücken und kreative Energie neu zu entdecken.
Die Superbooth selbst ist eine vielseitige Veranstaltung, die Künstler, Hersteller und Technikbegeisterte zusammenbringt. Sie bietet eine unglaubliche Bandbreite an Ausstellern, von weltbekannten Marken wie KORG, Moog, FL Studio und Ableton bis hin zu kleinen, aufstrebenden Firmen wie Zlob Modular oder Beetronics. Die Vielfalt der präsentierten Produkte reicht von klassischen analogen Synthesizern über innovative DIY-Kits bis hin zu experimentellen Instrumenten, die den Bereich der Klangforschung erweitern. Schon bei der ersten Durchsicht des Programms wird deutlich, wie überwältigend und inspirierend die Messe sein kann – es entstehen fast Neugier und Ehrfurcht vor der Kreativität und Technik, die hier zusammenfließen. Der Besuch begann mit einer Reise nach Berlin, dem Zentrum dieses kreativen Kosmos.
Gleich zu Beginn war die Größe der Veranstaltung beeindruckend; die Hallen boten Raum für zahlreiche Stände, Workshops und Konzerte, die nicht nur aktuelle Trends zeigten, sondern auch neue Wege in der Musikproduktion aufzeigten. Mein erster Fokus lag auf Unternehmen, die mich aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen und Interessen besonders angezogen hatten. Dazu zählten etablierte Marken wie KORG und Moog, aber auch kleinere Unternehmen, die einzigartige und kreative Lösungen im DIY-Bereich und bei modularen Synthesizern vorstellten. Ein Highlight war der Besuch bei Zlob Modular, einem jungen Unternehmen, das sich auf modulare Synthesizer spezialisiert hat. Besonders spannend war der DIY-Workshop, bei dem ich selbst ein Eurorack-Modul namens Diode Chaos löten konnte.
Diese kleine Schaltung erzeugt zufällige und chaotische Spannungen, was in der Welt der modularen Synthesizer für experimentelle und lebendige Klangerlebnisse sorgt. Das Zusammensetzen des Moduls war eine Herausforderung, doch es erwies sich als bereichernd und stärkte mein Selbstvertrauen in den Bereich der Elektronik, den ich seit Langem als Hobby verfolge. Die Verbindung von praktischem Basteln und musikalischer Anwendung erzeugte ein Gefühl von Authentizität und Kreativität, das bis heute nachwirkt. Die Begegnung mit FL Studio war eine weitere wichtige Station. Als Softwareentwickler und Fan der Plattform freute ich mich auf den Austausch mit den Verantwortlichen.
FL Studio ist als Digital Audio Workstation (DAW) eine der beliebtesten Programme weltweit, auch wenn es technisch gesehen keine native Unterstützung für Linux gibt. Die Gespräche offenbarten die Herausforderungen der Softwareentwicklung, speziell im Hinblick auf plattformübergreifende Kompatibilität. Trotzdem berichteten viele Anwender davon, FL Studio erfolgreich unter Linux über Wine zu betreiben, vor allem wenn man sich auf die stockbasierten Plugins konzentriert. Für mich als Linux-Nutzer ist das ein Hoffnungsschimmer, da ich diese Kombination gerne weiter erkunden will. Ein besonderes Erlebnis waren die Präsentationen ungewöhnlicher Instrumente wie die von SOMA.
Dort wird mit haptischen und ungewöhnlichen Instrumenten gearbeitet, die Klang und Berührung verbinden. Das „Soma Flux“ etwa wird mit der Hand über eine Art Laserstrahlen gesteuert, während „Soma Terra“ als hölzerner Block mit metallischen Kugeln eine neue Art der Berührungssynthese bietet. Solche Instrumente erweitern das Klangspektrum nicht nur technisch, sondern auch emotional, indem sie intuitive Interaktionen zwischen Musiker und Gerät ermöglichen. Die Ausstellungsfläche war darüber hinaus ein Treffpunkt für Live-Performances und spontane Jam-Sessions, die die Stimmung auflockerten und das kreative Potential der Teilnehmer sichtbar machten. Bei Mad Sound Factory wurde ich förmlich von der Energie einer Techno-Rave-Atmosphäre mitgerissen.
Geräte wie der „Drop“ erzeugten mit minimalistischem Input komplexe und mitreißende Rhythmen, die auch Laien sofort zum Tanzen brachten. Solche Erlebnisse zeigen, wie elektronische Musik von komplexen Strukturen bis zu einfachsten Bedienkonzepten reicht, immer mit dem Ziel, Menschen emotional zu erreichen. Weitere faszinierende Begegnungen gab es mit Herstellern wie Microrack, die Synthesizer bauen, die fast mit einer simplen Steckplatine funktionieren, was besonders für Einsteiger attraktiv ist. Besonders beeindruckend war auch die Hands-on Erfahrung mit Clacktronics, wo ich im Workshop einen Voltage-Controlled Oscillator (VCO) zusammengebaut habe – ein zentrales Modul für Klangerzeugung in modularen Systemen. Die Kombination aus gemeinschaftlichem Bauen und musikalischem Erleben hat meine Sicht auf Musikhardware nachhaltig geprägt und motiviert mich, selbst weiter zu experimentieren.
Die Stimmung auf der Superbooth war geprägt von Kollegialität und Austausch. Überall traf man auf Gleichgesinnte, die ihre Leidenschaft für analoge und digitale Klangerzeugung teilten. Bei Beetronics, einer Firma, die sich auf Gitarreneffekte spezialisiert, fühlte ich mich als Gitarrist sofort zuhause, auch wenn ich das Equipment leider nicht direkt ausprobieren konnte. Die professionelle und kreative Herangehensweise der Hersteller vermittelt die Botschaft, dass Innovation und Tradition Hand in Hand gehen können. Am Abend des ersten Tages führte mich die Einladung zu einer kleinen Party im Technoise Office inmitten von Berlin zu einer weiteren musikalischen Inspiration.
Ein Raum voller Synthesizer, elektronischer Klangfarben und engagierter Musiker sorgte für eine besondere Atmosphäre. Die Vielfalt der Live-Sets von Keven Onur Żłobnicki, Makamqore oder RMM spiegelte die Breite der elektronischen Genres wider und zeigte die künstlerische Freiheit, die die Superbooth der Szene bietet. Der zweite Tag der Messe war von Müdigkeit geprägt, aber auch von zahlreichen weiteren Highlights. Besonders interessant war der Clacktronics Workshop, in dem ich den Aufbau eines VCO-Moduls vertiefte und anschließend in einem gemeinsamen Zusammenspiel mit anderen Teilnehmern Klanglandschaften erzeugte. Die einfache Zugänglichkeit und der Erfahrungsaustausch machten diesen Tag zu einem Highlight für mich.
Die verschiedenen Synthesebereiche boten wie Yamaha Seqtrak und diverse Video-Synth-Installationen faszinierende Klang- und visuelle Experimente, die die Grenzen zwischen audiovisueller Kunst verwischen lassen. Nicht zu vergessen ist die Präsenz von Open-Source-Projekten und Embedding-Technologien, die für mich als Softwareentwickler besonders spannend waren. Ratatui, eine rust-basierte UI-Bibliothek für Terminal-Anwendungen, wurde im Kontext von Musik-Software erwähnt und unterstreicht die vielfältigen Möglichkeiten, wie moderne Programmierung und Musik ineinandergreifen können. Durch die Möglichkeit, solche Tools auch auf Embedded Devices einzusetzen, eröffnen sich neue kreative Pfade für Musiker und Entwickler. Am letzten Tag stand das sogenannte DIY Kit Day im Klunkerkranich an einem charmanten Berliner Ort auf dem Programm.
Dort traf ich auf eine entspannte Gemeinschaft von Bastlern, die passioniert ihre selbstgebauten Instrumente präsentierten. Meine eigene Erfahrung in der Montage des „Squeaking Rat“, einem VCO mit eigenwilligem, quietschendem Charakter, zeigte erneut, wie spielerisch und zugleich technisch die Welt der modularen Synthesizer sein kann. Der Erwerb eines Fuzz-Pedals zum Selbstzusammenbau rundete das Erlebnis ab und lässt die Vorfreude auf neue Klangexperimente zuhause wachsen. Während dieser Tage ergab sich auch die Möglichkeit, mit anderen Musikern ins Gespräch zu kommen. Besonders berührend war es, von Bekannten meiner Softwarearbeiten auf Ratatui angesprochen zu werden.
Solche Momente zeigen, dass der Schritt „von Software zu Musik“ nicht nur persönlich erfüllt, sondern auch Menschen verbindet und Gemeinschaft schafft. Zusammenfassend hat die Superbooth 2025 meine Sicht auf Musik und Technik grundlegend erweitert. Die Kombination aus Ausprobieren, Lernen, Networking und Kreativität macht diese Messe zu einem einzigartigen Erlebnis. Für mich bedeutet sie nicht nur das Kennenlernen neuer Instrumente und Software-Tools, sondern auch den Beginn einer intensiven Auseinandersetzung mit Musik als Ausdrucksmittel. Die Pläne für die Zukunft beinhalten, ein hybrides Projekt zu entwickeln, das Musik und Software, speziell im Bereich der Lernwerkzeuge für meine Gitarre, zusammenbringt – vielleicht in Form eines Eurorack-Moduls oder einer eigenen Produktionsumgebung.
Die Erfahrungen der Superbooth bestärken mich darin, meinen Traum von musikalischem Schaffen weiter zu verfolgen, inspirieren zu lassen und immer wieder Neues zu wagen. Es ist eine Reise, die durch den Austausch mit Gleichgesinnten und das kontinuierliche Experimentieren geprägt ist. Für alle, die sich für elektronische Musik, Technik oder DIY interessieren, ist die Superbooth mit Sicherheit eine Quelle unzähliger neuer Impulse. Berlin hat mich mit offenen Armen aufgenommen und gezeigt, dass Musik mehr ist als Klang allein – sie ist Begegnung, Innovation und vor allem Leidenschaft.