Windows Comprimierte Ordner, oft als ZIP-Ordner bezeichnet, sind eine seit vielen Jahren fest in das Betriebssystem integrierte Funktion, die Nutzern das Komprimieren und Dekomprimieren von Dateien ermöglicht, ohne zusätzliche Software installieren zu müssen. Obwohl diese Funktion für viele Benutzer durchaus praktisch ist, gilt ihre Unterstützung als veraltet und technisch auf dem Stand der frühen 2000er Jahre stehen geblieben. Warum ist das so? Warum unterstützt Windows keine modernen ZIP-Features wie AES-Verschlüsselung und warum wurde diese integrierte Funktion seit Windows XP nicht mehr weiterentwickelt? Es lohnt sich, die Hintergründe genauer zu betrachten, um zu verstehen, weshalb Windows Compressed Folders in Sachen Leistungsfähigkeit und Sicherheit nicht mehr mit modernen ZIP-Tools mithalten kann. Der Ursprung der Kompressions- und Dekompressionsfunktion für ZIP-Ordner in Windows geht zurück auf die Entwicklung von Windows XP. Damals lizenzierte Microsoft den zugrundeliegenden Code von einem Drittanbieter, was bedeutete, dass die Funktionalität an die damals aktuellen Standards und Möglichkeiten des Jahres 2000 gebunden wurde.
Diese Lizenzierung hatte weitreichende Folgen für die weitere Entwicklung des Features. Da der Code extern bereitgestellt wurde, verfügte Microsoft intern nicht über das notwendige technische Know-how oder die Ressourcen, um den Quellcode eigenständig weiterzuentwickeln oder anzupassen. Dies führte dazu, dass die Microsoft-Entwickler kaum in der Lage waren, den Code zu verbessern oder an sich ändernde Anforderungen anzupassen. Ein weiterer wichtiger Grund ist die begrenzte Auswahl an Entwicklungsressourcen. Softwareentwicklung ist kostenintensiv und erfordert gut ausgebildete Fachkräfte.
Für Microsoft bestehen viele Prioritäten darin, das Betriebssystem mit neuen Features, Sicherheitsupdates und verbesserter Performance auszustatten. Im Vergleich dazu sind die ZIP-Ordner eher ein Randthema, das zwar oft genutzt wird, aber keine zentrale Rolle im Produktportfolio spielt. Deshalb wurde die Weiterentwicklung hier offensichtlich hintangestellt. Technisch gesehen bringt die ursprüngliche Implementierung diverse Schwierigkeiten mit sich. Der Code war nicht nur extern lizenziert, sondern auch so gestaltet, dass er hauptsächlich und ausschließlich über die Benutzeroberfläche angesteuert werden konnte.
Das bedeutete, dass viele Vorgänge manuell über das File-Explorer-Interface ausgeführt werden mussten. Programmgesteuerte Zugriffe beispielsweise per Skript oder automatisierten Prozessen sind problematisch, da der Code keine geeigneten Schnittstellen bereitstellt. Darüber hinaus stellen verschlüsselte ZIP-Dateien ein großes Problem dar: Wenn sie unerwartet oder ohne Eingabe eines Passworts geöffnet werden, kann das System hängen oder eine Benutzeraufforderung erzeugen, was für automatisierte Abläufe oder Serveranwendungen eine Katastrophe darstellt. Die nachträgliche Einführung von Features im ZIP-Format, wie die AES-Verschlüsselung, die 2003 eingeführt wurde, konnte Windows Compressed Folders nicht mehr adaptieren. Die Lizenzvereinbarungen waren bereits abgeschlossen und aktivierte neue Features hätten umfangreiche Überarbeitungen bedeutet.
Da keine internen Teams auf dem Code arbeiten konnten und das Unternehmen auch nicht in neue Lizenzrechte investierte, kamen solche Verbesserungen nie zustande. Eine Ausnahme bildet die Unterstützung von Unicode-Dateinamen, die mit Windows 7 eingeführt wurde. Dies war eine der wenigen Anpassungen, die noch vorgenommen wurden, um moderne Anforderungen bei der Dateibenennung zu erfüllen. Unicode ist vor allem für Anwender wichtig, die nicht-englische Zeichen verwenden, wie Sonderzeichen oder Schriftzeichen aus nicht-lateinischen Alphabeten. Diese Anpassung war jedoch eher kosmetischer Natur und verbesserte nicht die Kernfunktionalitäten der ZIP-Kompression.
Hinzu kommt ein vertraglicher Aspekt, der verhindert, dass die Kompressions- und Dekompressions-Engine nativ für automatisierte Anwendungen nutzbar gemacht wird. Die Lizenz besagt, dass die Funktion eng an UI-Aktionen gebunden sein muss und nicht programmatisch steuerbar ist. Für den Drittanbieter, der die Technologie bereitstellte, sind die Kompressions- und Dekompressions-Algorithmen das Hauptprodukt. Würde Microsoft quasi einen offenen Zugriff ermöglichen, könnte dies das Geschäftsmodell dieses Unternehmens gefährden. Deshalb sind viele Prozesse, insbesondere im Hintergrundbetrieb oder automatischen Skripten, durch die Windows-ZIP-Engine nur schlecht nutzbar.
So erklären sich auch bekannte Probleme bei der automatisierten Verarbeitung von ZIP-Dateien mit der Windows-engine: Fehlende Status-Updates oder eine nicht verfügbare Möglichkeit, den Abschluss einer Copy-Operation zu erkennen, treten auf. Passwortgeschützte ZIPs lösen unerwünschte Passwort-Eingabepopups aus, auch wenn eine Ausführung ohne UI gewünscht war. Solche Hindernisse machen die integrierte ZIP-Funktion für Serveranwendungen oder komplexe Automatisierungen unbrauchbar. Was aber können Anwender tun, die ZIP-Dateien in moderner Weise, mit aktuellen Sicherheitsfunktionen und zuverlässiger Programmierbarkeit bearbeiten möchten? Die Antwort liegt außerhalb des eingebauten Windows-Features: Moderne Programmierbibliotheken und Tools wie die .NET-ZipFile-Klasse bieten umfassende Unterstützung für ZIP-Dateien, sind sicherer, flexibler und gut dokumentiert.
Sie können nahtlos per Skript oder Programm genutzt werden und bieten auch Komprimierungslevel, Verschlüsselung und andere Features, die mit der Windows-Vorinstallation nicht möglich sind. Auch die Open-Source-Community und andere Softwarehersteller bieten leistungsfähige Werkzeuge an, die ZIP-Dateien effizient verwalten können. Dazu gehören bekannte Tools wie 7-Zip oder WinRAR, die hohe Kompressionsraten, moderne Verschlüsselung und einfache Automatisierung erlauben. Für professionelle Nutzer ist es daher ratsam, für komplexe oder sicherheitskritische Anwendungsfälle auf solche Softwarelösungen auszuweichen. Die Entwicklung der Windows-integrated ZIP-Funktion bleibt somit ein interessantes Beispiel für technische Altlasten, die aus Lizenzvereinbarungen, Ressourcenverteilung und unternehmerischer Prioritätensetzung entstehen.
Während viele Komponenten des Betriebssystems mit den Jahren modernisiert wurden, ist es bei den komprimierten Ordnern nicht so geschehen. Dies verdeutlicht, wie entscheidend Lizenz- und Entwicklungsbedingungen für die technische Evolution von langjährigen Softwarekomponenten sind. Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Gründe für den eingeschränkten Funktionsumfang der Windows Compressed Folders tief in der Geschichte und Struktur des Produkts verankert sind. Die Lizenzierung durch einen Drittanbieter, die fehlenden internen Ressourcen, technische Restriktionen bezüglich programmgesteuerter Nutzung und die wirtschaftlichen Prioritäten führten dazu, dass der Stand der Technik in diesem Feature seit vielen Jahren stagniert. Moderne Anwender sollten daher alternative Software und Programmbibliotheken in Betracht ziehen, wenn sie erweiterte Funktionen wie sicheren Schutz und Automatisierbarkeit benötigen.
Trotzdem erfüllt die integrierte ZIP-Unterstützung im Windows-Explorer für viele alltägliche Aufgaben weiterhin zuverlässig ihren Zweck und bleibt ein bequemes Werkzeug für schnelle Datei- und Ordnerkompression.