Im Juni 2025 hat die Federal Reserve angekündigt, bei einem bevorstehenden Treffen über die Lockerung der sogenannten supplementären Hebelquote zu beraten – eine zentrale Vorschrift, die Banken dazu verpflichtet, Kapitalreserven gegen ihre Vermögenswerte zu bilden, unabhängig von deren Risiko. Diese Ankündigung markiert einen möglichen Wendepunkt in der Regulierung der US-Bankenlandschaft und könnte weitreichende Auswirkungen auf die Finanzbranche und die Wirtschaft insgesamt haben. Die Sitzung ist für den 25. Juni 2025 angesetzt und wird als Auftakt zu einer umfassenderen Überprüfung der Bankenregeln verstanden. Die geplante Lockerung zielt vor allem auf große Banken ab, die traditionell die Anforderungen der Federal Reserve in Bezug auf Kapitalunterlegung und Risikomanagement erfüllen müssen.
Die Hebelquote, im Fachjargon als „Supplementary Leverage Ratio“ (SLR) bezeichnet, wurde ursprünglich eingeführt, um die Stabilität des Finanzsystems zu stärken und Insolvenzen wie die Finanzkrise von 2008 zu verhindern. Sie verlangt von den Banken, stets eine bestimmte Menge Kapital als Absicherung gegen ihre gesamten Vermögenswerte vorzuhalten. Dabei berücksichtigt die SLR auch risikoarme Vermögenswerte wie Staatsanleihen, was von der Finanzbranche zunehmend als Hemmschuh für Wachstum und Effizienz kritisiert wird. Insbesondere in Zeiten erhöhter Marktvolatilität oder Stressphasen hält die SLR diese Institute davon ab, aktiv am Treasury-Markt zu partizipieren oder Kredite zu vergeben, was wiederum zu Engpässen in der Finanzierung der Realwirtschaft führen könnte. Die Diskussion über die Lockerung der SLR ist daher sowohl für Banken als auch für Anleger und Unternehmen von großer Bedeutung.
Eine Änderung der Vorschriften könnte die Kapitalanforderungen gegenüber sicheren Vermögenswerten reduzieren, was den Banken mehr Spielraum für Kreditvergabe und Geschäftsaktivitäten verschaffen würde. Gleichzeitig besteht die Befürchtung, dass eine zu starke Lockerung die Finanzstabilität beeinträchtigen könnte. Die Rolle von Michelle Bowman als frisch ernannte Fed-Aufseherin ist in diesem Kontext besonders hervorzuheben. Bowman, die erst kürzlich offiziell zur Leitung der Bankenaufsicht bestellt wurde, verfolgt eine programmatische Linie zur Überarbeitung der bestehenden Regulierung. Unter ihrer Führung kann erwartet werden, dass die Fed gegenüber den Großbanken einen pragmatischeren Ansatz einnehmen wird, der eine ausgewogenere Balance zwischen Risikoabsicherung und Wachstumsperspektiven anstrebt.
Die Federal Reserve hat bisher keine konkreten Details zu den geplanten Änderungen veröffentlicht, doch die langjährige Forderung der Bankbranche nach einer Anpassung der SLR ist kein Geheimnis. Insbesondere das Exemptieren von sogenannten Low-Risk-Assets aus der Hebelquote oder die Neuberechnung der Anforderungen nach anderen Kriterien könnte auf der Tagesordnung stehen. Die Finanzinstitute argumentieren, dass die derzeitige Konstruktion der SLR unverhältnismäßig streng sei und eine innovationshemmende Wirkung entfalte. Während die Regel ursprünglich als Baseline zur Gewährleistung der Sicherheit gedacht war, hat sie sich im Laufe der Jahre zu einem limitierenden Faktor entwickelt, der die Fähigkeit der Banken einschränkt, effizient zu agieren und auf Marktveränderungen angemessen zu reagieren. Die Marktreaktionen auf die Ankündigung der Fed zeigen gemischte Erwartungen.
Einerseits sehen viele Experten und Bankmanager die Möglichkeit, dass erweiterte Handlungsspielräume die Kreditversorgung beleben und die Liquidität in zentralen Bereichen wie dem Staatsanleihenmarkt verbessern könnten. Andererseits mahnen Regulierungsbefürworter zur Vorsicht, da ein zu lascher Umgang mit Kapitalpuffern die Anfälligkeit für Finanzkrisen erneut erhöhen könnte – einer Entwicklung, die nach den Erfahrungen der letzten Krisenjahre unbedingt vermieden werden soll. Das Treffen der Fed im Juni könnte somit nicht nur eine reine technische Angelegenheit bleiben, sondern vielmehr eine Grundsatzentscheidung über den zukünftigen Kurs der Bankenaufsicht und damit über die Stabilität sowie Wettbewerbsfähigkeit der US-Finanzmärkte darstellen. Für internationale Beobachter ist die Entwicklung ebenfalls von Bedeutung, da die US-Regulierungen oft als Benchmark für globale Standards gelten. Eine Lockerung der Hebelregeln könnte Auswirkungen auf Bankhäuser außerhalb der USA und auf weltweite Kapitalflüsse haben.
Darüber hinaus eröffnet die aktuelle Situation eine Debatte darüber, wie Regulierungsbehörden einen angemessenen Mittelweg zwischen Sicherheit und Flexibilität finden können – eine Herausforderung, die nach wie vor global maßgeblich ist. Neben der unmittelbaren Diskussion um die Kapitalanforderungen sind auch wirtschaftspolitische Implikationen zu beachten. Wenn Banken durch weniger strenge Vorschriften mehr Kredite vergeben können, könnte dies Investitionen und Wachstum fördern und somit positive Effekte für Beschäftigung und Innovation zeitigen. Allerdings birgt dies auch Risiken, falls Kreditvergaben nicht ausreichend kontrolliert werden. Eine nachhaltige Bankenregulierung muss daher neben der Stabilität auch die Förderung gesunder Kreditmärkte im Blick behalten.
Abschließend lässt sich sagen, dass die geplante Überprüfung der Hebelquote durch die Federal Reserve ein bedeutender Schritt in der zeitgemäßen Anpassung der Bankenregulierung ist. Dabei stehen sowohl Chancen als auch Herausforderungen im Raum, die weit über die unmittelbare Finanzwelt hinausgehen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Fed positioniert und welche konkreten Maßnahmen umgesetzt werden. Für alle Marktteilnehmer bleibt es spannend zu beobachten, wie dieser Prozess gestaltet wird und welche Konsequenzen er für die amerikanische und globale Wirtschaft hat.