Die Avalanche-Blockchain, als eine der bedeutendsten Plattformen im Bereich der dezentralen Finanztechnologien (DeFi), steht vor einer tiefgreifenden Transformation. Mit dem jüngsten Upgrade namens Avalanche9000, auch als Etna Upgrade bekannt, wurde die bislang größte technische Überarbeitung der Plattform im Testnetz eingeführt. Dieses Update markiert einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Mainnet-Implementierung, die noch vor Jahresende geplant ist. Es verspricht, die Funktionsweise der Plattform grundlegend zu verbessern und neue Möglichkeiten sowohl für Entwickler als auch für Nutzer zu schaffen. Avalanche gehört derzeit zu den größten Blockchains gemessen am Gesamtwert der darauf verwahrten Werte (Total Value Locked, TVL) und nimmt in der Rangliste der Kryptowährungen mit seiner nativen Einheit AVAX eine prominente Stellung ein.
Die Kryptowährung AVAX steht aktuell mit einer Marktkapitalisierung von rund 16 Milliarden US-Dollar an elfter Stelle und profitiert von der zunehmenden Akzeptanz und Verbreitung der Avalanche-Technologie. Das Upgrade Avalanche9000 soll die Attraktivität der Plattform weiter erhöhen, indem es wichtige technische Hürden abbaut. Im Kern zielt Avalanche9000 darauf ab, die Transaktionskosten auf der Blockchain signifikant zu senken, den Betrieb von Validatoren vereinfachen und damit den Einstieg für neue Teilnehmer erleichtern sowie die Entwicklung und den Betrieb von dezentralen Anwendungen verbilligen. Frühere technische Restriktionen erschwerten insbesondere den Betrieb von Validatoren, was wiederum die Schaffung neuer sogenannter Subnets, also spezialisierte Blockchains innerhalb von Avalanche, behinderte. Mit dem Update werden diese Barrieren beseitigt.
Ein zentrales Feature des Updates ist die Einführung des ACP-77-Proposals. Dies ermöglicht es Nutzern und Entwicklern, deutlich kostengünstiger eigene Validatoren zu betreiben, die zudem ohne vorherige Erlaubnis (permissionless) in Betrieb genommen werden können. Praktisch kann somit jeder – von einer dezentralen Börse bis zu Entwicklern neuer Blockchains – eigene Layer-1-ähnliche Subnets erstellen und betreiben. Diese erhebliche Öffnung des Systems könnte Avalanche zu einer noch lebendigereren und vielfältigeren Infrastruktur machen. Laut Luigi D’Onorio Demeo, Chief Operating Officer von Ava Labs, dem führenden Entwickler hinter Avalanche, war es vor dem Upgrade nicht möglich für Projekte wie dYdX oder Monad, eigene Layer-1 Blockchains auf Avalanche zu starten, da die bestehenden Chains ausschließlich permissioned waren.
Das Update hebt diese Einschränkungen auf und erlaubt sogar Netzwerke mit tausenden Validatoren – was vorher technisch und wirtschaftlich undenkbar war. Ein weiteres Schlüsselelement ist das ACP-125-Proposal, das die Transaktionskosten auf der C-Chain, der primären Smart-Contract-Kette von Avalanche, drastisch reduziert. Vor dem Upgrade lag die Basisgebühr bei 25 Nano-AVAX (nAVAX), was etwa 0,00000098 US-Dollar entsprach. Nach der Umstellung sinkt diese Gebühr auf nur noch 1 nAVAX oder ca. 0,00000004 US-Dollar.
Damit liegen die Gebühren für die Nutzung der C-Chain auf einem Niveau, das mit Layer-2-Lösungen auf Ethereum wie Arbitrum und Polygon vergleichbar ist. Dies ist ein wesentlicher Fortschritt, der Avalanche gerade für Entwickler von smarten Verträgen besonders attraktiv macht und gleichzeitig für Endnutzer die Kosten erheblich senkt. Avalanche verfügt über drei Hauptketten, die unterschiedliche Funktionen erfüllen: die P-Chain für Staking und Validatorenbetrieb, die X-Chain für Transaktionen und Transfers und die C-Chain für komplexe Smart Contracts. Die Senkung der Kosten auf der C-Chain ist zentral für die Zukunftsfähigkeit der Plattform, da dort der Großteil von dApps und Finanzapplikationen abläuft. Die Umbenennung und Neudefinition von Subnets als Layer-1-ähnliche Netzwerke innerhalb von Avalanche sorgt für etwas Verwirrung, denn traditionell werden Subnets eher als Layer-2-Netzwerke, also Erweiterungsschichten andernorts, eingestuft.
Avalanche betrachtet dagegen die Hauptchain selbst als ein spezielles Subnet und erweitert damit die Möglichkeiten für Entwickler, die auf der Plattform individuelle Blockchains anlegen können, maßgeschneidert auf ihr Vorhaben. Mit Avalanche9000 verfolgt die Avalanche Foundation eine klare Wachstumsstrategie. Ziel ist es nicht nur, bestehende Nutzer zu bedienen, sondern mit niedrigeren Kosten und mehr Freiheit auch neue Entwickler und Projekte zu gewinnen. Dies soll die Plattform in ein florierendes Ökosystem verwandeln, auf dem neue Anwendungen entstehen und wachsen können. Neben den technischen Verbesserungen ist die sozioökonomische Wirkung des Upgrades nicht zu unterschätzen.
Die deutlich geringeren Einstiegshürden für Validatoren können zu einer viel breiteren Dezentralisierung führen. Mehr Teilnehmer an der Netzwerksicherheit bedeuten im Regelfall ein robusteres und widerstandsfähigeres Netzwerk. Insbesondere für Projekte, die dezentrale Börsen oder spezialisierte Finanzprotokolle betreiben, öffnen sich damit ganz neue Möglichkeiten. Die Reaktionen innerhalb der Blockchain-Community auf das Upgrade sind vielversprechend. Avalanche galt schon vorher als eine der schnellsten und effizientesten Plattformen, nun wird die Benutzerfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit zusätzlich verbessert.
Es ist davon auszugehen, dass diese Neuerungen dem Wettbewerb mit anderen großen Plattformen wie Ethereum, Solana oder Binance Smart Chain zusätzliche Impulse geben. Im Kontext der breiteren Krypto-Branche sind Innovationen wie Avalanche9000 besonders wichtig, um technologische Fortschritte voranzutreiben und Skalierungsprobleme zu adressieren. Hohe Gebühren und komplexe Bedienungen haben in der Vergangenheit immer wieder Nutzer und Entwickler abgeschreckt. Durch solch umfassende Updates wird Avalanche zu einem der Vorreiter in einem ständig wachsenden und auch anspruchsvollen Markt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Avalanches Upgrade Avalanche9000 einen wichtigen Wendepunkt für das gesamte Ökosystem markieren könnte.