Der Börsengang von CoreWeave im März 2025 hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt: Innerhalb weniger Monate konnte die Aktie des Nvidia-unterstützten Unternehmens um mehr als 100 Prozent steigen und damit den breiteren Markt erheblich outperformen. Während der S&P 500 im gleichen Zeitraum nur um rund sieben Prozent zulegte, stiegen die Erwartungen an CoreWeave ungebrochen. Der Grund für das rasante Wachstum liegt in der wachsenden Nachfrage nach KI-Infrastruktur, die CoreWeave mit seiner spezialisierten Cloud-Plattform bedient. Doch trotz des starken Markterfolgs gibt es deutliche Kritiker, die das Geschäftsmodell von CoreWeave für riskant halten. Doch was steckt hinter diesem Phänomen, das den Aktienkurs trotz aller Gegenstimmen weiter in die Höhe treibt? Und welche Bedeutung hat die Partnerschaft mit Nvidia für die Zukunft des Unternehmens? CoreWeave zählt zu den größten Besitzern von Nvidia-Grafikprozessoren (GPUs) und vermietet seine Rechenzentren unter anderem an Technologiekonzerne wie Microsoft und Meta.
Diese Unternehmen sind auf leistungsstarke Hardware angewiesen, um ihre KI-Projekte voranzutreiben – sei es für große Sprachmodelle oder andere Formen generativer KI. Nvidia hält selbst eine siebenprozentige Beteiligung an CoreWeave und profitiert somit ebenfalls vom Erfolg des Cloud-Anbieters. Die Beziehung ist symbiotisch: Nvidia verkauft Chips an CoreWeave und mietet gleichzeitig Rechenkapazitäten, was die Abhängigkeit und die strategische Partnerschaft unterstreicht. Im jüngsten Quartalsbericht bescheinigte CoreWeave beeindruckende Umsatzsteigerungen für die drei Monate bis Ende März, verbunden mit einem optimistischen Ausblick auf das Gesamtjahr. Der Abschluss eines milliardenschweren Vertrags mit OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, stellt einen wichtigen Meilenstein dar.
Dieser Vertrag unterstreicht die Position von CoreWeave als unverzichtbarer Partner in der KI-Industrie. Trotz dieser positiven Ergebnisse sorgte die Bekanntgabe eines höheren als erwarteten Ausgabenniveaus nach dem Gewinnaufruf für einen leichten Kursrückgang. CoreWeave plant, seine Kapitalausgaben drastisch zu erhöhen, um mit der enormen Nachfrage Schritt zu halten – rund 23 Milliarden US-Dollar sollen dabei im Jahr 2025 investiert werden. Dieser Investitionsbedarf steht jedoch im starken Missverhältnis zum erwarteten Umsatz von etwa fünf Milliarden US-Dollar, was bei einigen Analysten Skepsis hervorruft. Jefferies-Analyst Brent Thill zeigte sich unbeeindruckt von diesen möglichen Risiken und hob sein Kursziel für CoreWeave deutlich von 51 auf 80 US-Dollar an.
Seine Einschätzung sieht die unersättliche Nachfrage nach KI-Infrastruktur als Haupttreiber für weiteres Wachstum. Auch Macquarie-Analyst Paul Golding zeigte sich optimistisch und revidierte seine Preiserwartung nach oben. Er betonte die hohe Anpassungsfähigkeit von CoreWeave und die ständig steigende Nachfrage im KI-Bereich. Morgan Stanley stimmte in diesen Optimismus ein, hob jedoch die Bewertung mit einem moderateren Kursziel an und verwies auf die großen Verträge mit führenden Unternehmen als Bestätigung von CoreWeaves starkem Marktpositionierung. Trotz dieser positiven Stimmen mahnen andere Finanzexperten zur Vorsicht.
Gil Luria von DA Davidson bewertete CoreWeave nach dem IPO mit einem Underperform-Rating, wobei die überwältigende Investitionssumme und die damit verbundene Verschuldung als wesentliche Risiken genannt werden. Die Finanzierung der expansiven Investitionen erfolgt größtenteils durch Fremdkapital, wobei der Großteil der Schulden gegen ältere Nvidia Hopper-GPUs besichert ist, die an Wert verlieren. Dieses Vorgehen erhöht die Gefahr für das Unternehmen, da es sich ständig neue Kapitalquellen erschließen muss, um die aktuellsten und leistungsfähigsten Chips zu erwerben und somit im Wettbewerb zu bleiben. Die ohnehin schon hohen Zinsaufwendungen stiegen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um rund 550 Prozent auf 264 Millionen US-Dollar – ein deutlich negatives Signal für die Bonität und Finanzstabilität von CoreWeave. Diese Dynamik zeigt das Dilemma moderner Cloud- und KI-Infrastrukturfirmen, die hohe Vorlaufkosten und Kapitalintensität mit einem rasanten Wachstum und fallspezifischen Zukunftsaussichten verbinden müssen.
Für Anleger stellt sich daher die Frage, ob der Boom am KI-Markt weiterhin enorme Risiken überdeckt oder ob CoreWeave durch seine strategischen Partnerschaften und Kundenverträge langfristig bestehen kann. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Rolle von Nvidia: Als einer der führenden Hersteller von KI-Hardware ist Nvidia nicht nur Finanzier und Anteilseigner, sondern durch das offene Zusammenspiel von Hardwareverkauf und Nutzung der Rechenkapazitäten ein integraler Partner und technischer Förderer von CoreWeave. Diese Verbindung verleiht dem Unternehmen Vorteile bei der Beschaffung neuester GPUs und schärft seinen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Datenzentrum-Anbietern. CoreWeave profitiert also maßgeblich von der Nachfrage nach KI-Anwendungen, die weltweit exponentiell steigt. Die Entwicklung großer Sprachmodelle, Verarbeitung natürlicher Sprache, Bilderzeugung und komplexe Simulationen benötigen enorme Rechenleistungen.
Dies spiegelt sich auch in den Verträgen mit Big Tech-Unternehmen und innovativen KI-Startups wider, die bei CoreWeave Kapazitäten anmieten. Das Unternehmen positioniert sich als Spezialist für hochskalierbare und flexible Infrastrukturlösungen, die genau auf die Anforderungen von generativer KI ausgerichtet sind. Diese Spezialisierung hält CoreWeave von den klassischen Cloud-Giganten teilweise abgehoben und ermöglicht eine aggressive Expansion in einem wachstumsstarken Sektor. Dennoch bleiben kritische Fragen zur langfristigen Nachhaltigkeit. Die Abhängigkeit von Nvidia-Hardware macht CoreWeave verwundbar gegenüber technologischen Veränderungen oder Lieferengpässen.
Die Strafzinskosten und die hohen Kapitalausgaben könnten die Profitabilität verzögern und den freien Cashflow belasten. Zudem ist der Markt für KI-Infrastruktur zunehmend umkämpft, da Unternehmen wie Amazon Web Services, Google Cloud und Microsoft Azure ihre eigenen Lösungen intensiv ausbauen und Ressourcen bündeln. Dies könnte die Margen von CoreWeave unter Druck setzen und den Wettbewerb intensivieren. Ein weiterer Faktor ist die wirtschaftliche Volatilität und mögliche Zinserhöhungen, die Fremdfinanzierungen verteuern würden. Für Investoren bedeutet dies, dass trotz der beeindruckenden Kursentwicklung und starken Auftraglage eine erhöhte Unsicherheit besteht.
Das Wachstumspotenzial ist zweifellos vorhanden, jedoch müssen zukünftige Marktbewegungen die Fähigkeit von CoreWeave bestätigen, die hohen Investitionen zu rechtfertigen und die Verschuldung in den Griff zu bekommen. In der Gesamtschau zeigt CoreWeave exemplarisch, wie sich der Einfluss der KI auf die Wirtschaft zunehmend manifestiert und neue Branchenakteure mit innovativen Geschäftsmodellen hervorbringt. Der Börsenerfolg ist dabei Ausdruck des Vertrauens in das Zukunftssegment Künstliche Intelligenz, auch wenn dieser Glaube mit einem höheren Risiko verbunden ist. CoreWeaves Entwicklung sollte daher sowohl als Chance als auch als Warnsignal verstanden werden: Innovation und Wachstum sind möglich, aber sie erfordern Mut, Kapital und strategisches Geschick. Anleger, die an der KI-Revolution teilhaben möchten, finden mit CoreWeave eine spannende, aber komplexe Investmentmöglichkeit, die sorgfältige Beobachtung und Analyse verlangt.
Die Partnerschaft mit Nvidia bleibt ein großer Pluspunkt und gibt dem Unternehmen eine starke technologische Basis. Ob CoreWeave den hohen Erwartungen langfristig gerecht werden kann, bleibt eine der vielbeachteten Fragen in der Finanz- und Technologiewelt des Jahres 2025.