Der Dienstleistungssektor in Großbritannien, der etwa drei Viertel der gesamten Wirtschaft ausmacht, steht vor erheblichen Herausforderungen. Im April 2025 wurde erstmals seit fast anderthalb Jahren ein Rückgang der Aktivitäten gemeldet, was auf wachsende Unsicherheiten im Zusammenhang mit den jüngsten Handelstarifen der USA zurückzuführen ist. Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen sowohl auf Exporte als auch auf die allgemeine Geschäftsstimmung im Vereinigten Königreich. Die Einführung und Androhung neuer Zölle seitens der US-Regierung unter Präsident Donald Trump versetzt viele Unternehmen in Alarmbereitschaft. Besonders betroffen sind Exporteure und Dienstleistungsfirmen, die stark auf Auslandsmärkte setzen, da neue Handelshürden den Zugang zu diesen Märkten erschweren und verteuern.
Die jüngsten Umfragedaten unter Einkäufern und Unternehmensleitern im britischen Dienstleistungsbereich zeigen eine klare Verunsicherung. Viele Unternehmen berichten von einer Zurückhaltung bei Investitionen und Aufträgen, was den gesamten Wirtschaftsabschnitt spürbar verlangsamt. Tatsächlich sind die neuen Aufträge aus dem Ausland so stark rückläufig wie zuletzt im Februar 2021 während der Hochphase der Covid-Pandemie. Der Ausblick für die kommenden Monate bleibt aufgrund der angekündigten und potenziell weiteren Zollerhöhungen ungewiss. Präsident Trump hat beispielsweise jüngst angedeutet, Zölle von bis zu 100 Prozent auf importierte Filme zu erwägen.
Diese Maßnahme könnte gravierende Folgen für die britische Film- und Kreativwirtschaft haben, die einen bedeutenden Wirtschaftszweig darstellt. Neben den Herausforderungen im Außenhandel belasten zusätzlich erhöhte Steuersätze die Unternehmen. Die jüngsten Steuererhöhungen der britischen Regierung unter Finanzministerin Rachel Reeves führen zu höheren Betriebskosten, was insbesondere kleine Dienstleistungsunternehmen auf dem heimischen Markt stark trifft. Diese Kostenbelastung zwingt Firmen vermehrt dazu, Personal abzubauen, um die Rentabilität zu sichern. Die Geschäftsklimaindizes, insbesondere der weit verbreitete S&P Global UK Services PMI, spiegeln die angespannten Bedingungen wider.
Im April sank der Index auf 49,0 Punkte, womit erstmals seit Januar 2023 ein Wert unter der Wachstumsschwelle von 50,0 erreicht wurde. Obwohl der Rückgang noch moderat ist, zeigt er deutlich eine Verlangsamung des Sektors nach mehreren Monaten des moderaten Wachstums. Die Ängste vor einer Verschärfung der Handelspolitik und weiteren verschlechterten Rahmenbedingungen haben die Stimmung in der Dienstleistungsbranche eingetrübt. Dies schlägt sich auch in den Erwartungen für die nächsten zwölf Monate nieder: Die Zahl der Unternehmen, die einen Rückgang der Geschäftstätigkeit erwarten, ist deutlich gestiegen und hat fast das Dreifache der Werte von wenigen Monaten zuvor erreicht. Vor diesem Hintergrund erwägt die Bank of England eine Zinssenkung von aktuell 4,5 Prozent auf 4,25 Prozent, um die Wirtschaft zu stützen und eine länger anhaltende Rezession zu verhindern.
Einige Experten gehen davon aus, dass die Zentralbank diesen Prozess beschleunigen könnte, wenn sich die wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert. Die Auswirkungen der Handelstarife betreffen nicht nur das Vereinigte Königreich, sondern auch den größeren europäischen Wirtschaftsraum. Eine Umfrage unter Dienstleistungsunternehmen in der Eurozone zeigt ebenfalls eine abnehmende Dynamik, wobei das Wachstum jedoch weiterhin leicht positiv bleibt. Der Internationale Währungsfonds hat seine Prognosen für das UK-Wirtschaftswachstum 2025 von ursprünglich 1,6 auf 1,1 Prozent gesenkt, sieht die britische Wirtschaft aber dennoch etwas robuster als andere europäische Länder wie Frankreich und Deutschland an. Die Herausforderungen für den britischen Dienstleistungssektor sind vielfältig und geprägt von externem Handelsdruck sowie internen fiskalpolitischen Maßnahmen.
Die Abhängigkeit von Exporten und die enge Verflechtung mit den globalen Märkten machen gerade diesen Wirtschaftszweig besonders anfällig für geopolitische Spannungen und Handelsstreitigkeiten. Unternehmen müssen sich auf eine Phase der Unsicherheit einstellen, in der Investitionszurückhaltung und Kostenmanagement Schlüssel für die Bewältigung der Krise darstellen. Insgesamt zeigt die aktuelle Entwicklung, wie sensibel die Dienstleistungsbranche auf internationale Handelsspannungen und wirtschaftspolitische Entscheidungen reagiert. Eine nachhaltige Stabilisierung wird maßgeblich von der Entwicklung der globalen Handelspolitik und der innerstaatlichen wirtschaftspolitischen Reaktionen abhängen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob eine Kombination aus Zinssenkungen, günstigen Handelsbedingungen und staatlichen Unterstützungsmaßnahmen eine Trendwende herbeiführen kann.
Bis dahin bleibt der Dienstleistungssektor im Vereinigten Königreich ein Bereich großer Herausforderungen, dessen Entwicklung eng mit den globalen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen verflochten ist.