In der heutigen digitalen Ära werden intelligente Technologien zunehmend in unser Alltagsleben integriert. Eine der innovativsten Entwicklungen dabei ist die Verschmelzung von Textiltechnik mit moderner Elektronik – die sogenannten Smart Textiles. Insbesondere Smart Textile Beleuchtungs- und Displaysysteme zeigen großes Potenzial, um das Wohnumfeld, das Arbeitsleben und die Interaktion mit dem Internet der Dinge (IoT) grundlegend zu verändern. Sie führen die Funktionalität von Textilien weit über herkömmliche Anwendungen hinaus und ermöglichen multifunktionale, skalierbare und flexible Lösungen für smarte Haushalte. Smart Textiles basieren auf der Integration von elektronischen Geräten direkt in Fasern, die anschließend zu Textilien verarbeitet werden.
Anders als bei konventionellen flexiblen Elektroniken, welche auf einzelne Substrate gedruckt oder abgelagert werden, bietet die Fasermatrix von Smart Textiles den Vorteil unbegrenzter Skalierbarkeit der Fläche und einer hohen mechanischen Flexibilität. Durch konventionelle Webtechnologien können diese Fasergeräte nahtlos eingearbeitet werden, ohne die textile Integrität oder den Komfort zu beeinträchtigen. Dieses Zusammenspiel von moderner Elektronik und traditioneller Webtechnik bildet die Grundlage für multifunktionale textile Systeme, die sowohl leuchten als auch komplexe Signale erfassen und verarbeiten. Ein bahnbrechendes Beispiel hierfür stellt ein großflächiges Smart Textile Beleuchtungs- und Displaysystem dar, das erstmals vollständig funktionsfähig in einer Größe von 46 Zoll realisiert wurde. Dieses System besteht aus RGB-Faser-LEDs, welche mit multifunktionalen Fasergeräten kombiniert sind.
Zu den Eingabegeräten zählen unter anderem eine drahtlose Energieübertragungseinheit (F-RF-Antenne), Fotodetektoren, Berührungssensoren, Temperatursensoren, ein Biosensormodul für die Erfassung biologischer Signale sowie Systeme zur Energiespeicherung. Diese Kombination erlaubt es, vielfältige externe Stimuli in Echtzeit zu erfassen, zu verarbeiten und dann über das textile Display visuell darzustellen. Die Flexibilität dieser Technologie ist beeindruckend. Die textile Anordnung erlaubt freiformige Gestaltungen, was bedeutet, dass das Display gebogen, gefaltet oder aufgerollt werden kann, ohne die Funktionalität einzubüßen. Diese Flexibilität ebnet den Weg für Anwendungen wie leuchtende Vorhänge, tragbare Displays oder großflächige digitale Beschilderungen, die sich problemlos in verschiedenste Umgebungen integrieren lassen.
Die Dicke des smarten Textilsystems beträgt dabei weniger als fünf Millimeter, sodass es auch als Wandverkleidung oder Raumteiler dienen kann, ohne viel Platz zu beanspruchen. Der Herstellungsprozess nutzt sowohl symmetrische als auch asymmetrische Webmuster, um die empfindlichen elektronischen Komponenten zu schützen und gleichzeitig ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten. So werden beispielsweise bei den besonders empfindlichen Fotodetektoren und Biosensoren spezielle Webmuster angewandt, um mechanische Beschädigungen während des Webens zu vermeiden. Die Verbindung der Multifunktionsfasern erfolgt durch hochleitfähige, metallbeschichtete Polyamidfasern, welche effizient die elektrische Signale übertragen. Die einzelnen integrierten Fasergeräte sind jeweils speziell für textile Anwendungen optimiert worden.
Die RGB-Faser-LEDs beispielsweise sind auf flexible Kupferfasern montiert, wodurch eine hohe Leuchtdichte bei niedrigem Betriebsspannungsniveau erreicht wird. Die Leuchtdichte könnte an die Standards namhafter Hersteller für Beleuchtung und Displays anknüpfen und bleiben auch bei mechanischer Belastung stabil – ein wichtiger Faktor für den dauerhaften Einsatz in beweglichen textile Anwendungen. Der integrierte Funkantennen-Faserkomplex ermöglicht eine drahtlose Energieübertragung und Kommunikation im Hochfrequenzbereich. Dabei wurde ein quadratisches Spiralmuster per Sticktechnik auf Baumwollfasern realisiert, das für eine Frequenz von 13,56 MHz ausgelegt ist. Die textile Antenne weist eine sehr gute Induktivität und Impedanz auf, die den effizienten Empfang und die Umwandlung von elektromagnetischer Strahlung in nutzbare elektrische Signale gewährleisten.
Die Fotodetektoren bestehen aus Aluminium/Zinkoxid-Graphen-Schichten auf flexiblem PEN-Substrat und reagieren empfindlich auf UV-Licht. Dies erlaubt unter anderem die Integration von Funktionen zur Umweltüberwachung, indem UV-Intensitäten erfasst und auf dem smarten Textildisplay dargestellt werden. Die schnelle Ansprechzeit sowie die hohe Empfindlichkeit der Fotodetektoren gewährleisten eine verlässliche Detektion auch bei wechselnden Umgebungsbedingungen. Berührungssensoren basieren auf leitfähigen Fasern, deren Widerstand sich bei Berührung ändert. Die Anordnung in einem weiten Raster ermöglicht nicht nur Einzelberührungen zu detektieren, sondern auch komplexe Mehrfachberührungen, vergleichbar mit Touchpads.
Ihr hoher Signal-Rausch-Abstand sorgt für zuverlässige, schnelle Erkennung von Nutzerinteraktionen. Temperatursensoren werden aus Kupfer/Kupferoxid-kernmantel-Fasern gefertigt, die mit einem negativen Temperaturkoeffizienten auf Temperaturschwankungen reagieren. Die Empfindlichkeit dieser Sensoren liegt im Bereich von realen Outdoor- und Indoor-Temperaturen und weist eine hohe Genauigkeit von ca. 0,1 Grad Celsius auf. Somit eignen sie sich optimal zur Erfassung von Umweltbedingungen oder Körpertemperatur im Rahmen von Biosignaldetektionen.
Das integrierte Biosensormodul umfasst Fasertransistoren basierend auf Indium-Gallium-Zink-Oxid-Kanälen, welche durch ein Verstärkerschaltkreis-Design in der Lage sind, sehr kleine biologische Signale, etwa Herzschlagimpulse, zu verstärken und darzustellen. Dieser Ansatz ermöglicht es, Körperfunktionen in Echtzeit auf textile Oberflächen zu visualisieren ohne externe Amplifikatoren. Zur Energieversorgung dienen serielle Fasersuperkondensatoren, bei denen eine Gel-Elektrolytbeschichtung zwischen Kohlefaserbündeln maximale Kapazität bei geringer Bauteildicke ermöglicht. Diese Energiespeicher fungieren als Schalter, um den Stromfluss zu steuern, während die Beleuchtung mit bis zu 35 Watt betrieben wird. Spezielle Kombinationen mit leitfähigen Fasern erhöhen zusätzlich die Gesamtkapazität, was die Langzeitstabilität und Leistungsfähigkeit verbessert.
Die mechanische Stabilität der einzelnen Faserkomponenten ist für die Praxistauglichkeit unabdingbar. Umfangreiche Tests mit tausendfachen Biege- und Dehnzyklen bewiesen die hohe Zuverlässigkeit der smarten Faserelemente in unterschiedlichen mechanischen Belastungsszenarien. Lesbarkeits- und Signalqualität der LEDs, Leitfähigkeit der Fasern, sowie Sensorfunktionen bleiben auch unter wiederholter Beanspruchung nahezu unverändert. Dies eröffnet breite Anwendungsmöglichkeiten im flexiblen Bereich und unter beweglichen Bedingungen. Die textile Integration ermöglicht zudem modulare Systemerweiterungen durch ein Lego-artiges Anordnungskonzept der Fasergeräte.
Dadurch lassen sich Systeme nach Bedarf erweitern, verkleinern oder an unterschiedliche Anforderungen anpassen. Das System ist so ausgelegt, dass künftige smart textile Gadgets einfach eingeflochten werden können und nahtlos mit bestehenden Geräteteilen kommunizieren. Die Bedienung des Gesamtsystems erfolgt über programmierte Steuererungen, welche Signale von den Eingabegeräten empfangen, verarbeiten und als visuelle Anzeigen auf der Faser-LED-Fläche ausgeben. Das Textildisplay kann dabei zwischen einem „Display-Modus“ mit vollfarbiger, dynamischer Bilddarstellung und einem „Monitoring-Modus“ wechseln, welcher statische Bilder oder Grafiken auf Basis der aktuellen Sensordaten präsentiert. Durch die zuverlässige und latenzarme Signalübertragung ist eine Echtzeit-Visualisierung aller gemessenen Umgebungs- und Biosignale möglich.
Anwendungsbeispiele für das Smart Textile Lighting/Display System umfassen smarte Vorhänge, die auf Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung oder Temperatur reagieren und entsprechende Informationen optisch sichtbar machen. In Smart Homes können Berührungssensoren komplexe Steuerungssignale erfassen und über das textile Display diverse IoT-Funktionen auslösen. Die Erfassung physiologischer Signale wie Herzfrequenz mittels integrierter Biosensoren erlaubt zudem innovative Einsatzmöglichkeiten im Gesundheitsbereich. Weiterhin gewährleistet das System eine hohe Betriebssicherheit. Temperaturtests zeigten eine maximale Erwärmung von weniger als zwei Grad Celsius bei kontinuierlichem Betrieb über mehrere Stunden.
Wasserresistenzprüfungen mit Eintauchen bestätigten, dass alle Faserkomponenten ihre Funktion auch bei Feuchtigkeitseinwirkung erhalten. Das macht das Smart Textile System vielseitig einsetzbar, auch in anspruchsvollen Umgebungen. Die Kombination aus modernem Materialdesign, präziser Fertigung und intelligenter Systemintegration macht das Smart Textile Beleuchtungs- und Displaysystem zu einem Meilenstein in der Entwicklung intelligenter textiler Anwendungen. Durch die Nutzung etablierter Webtechnologien bleiben Skalierbarkeit und Wirtschaftlichkeit gewährleistet, was die Umsetzung großflächiger, personalisierter und flexibler elektronischer Textilien ermöglicht. Die Zukunft smart textiles wird durch solche multifunktionalen, drahtlos vernetzten und benutzbaren Systeme geprägt sein.
Von smarten Wohnräumen über fortschrittliche medizinische Textile bis hin zu interaktiven Bekleidungslösungen bieten Smart Textile Beleuchtungs- und Displaysysteme enormes Potenzial zur Verbesserung von Komfort, Gesundheit und Vernetzung im Alltag. Die Verschmelzung von Elektronik und Textiltechnik öffnet somit eine völlig neue Dimension des Designs und der Funktionalität von Alltagsgegenständen und wird – nicht zuletzt durch die Integration in das Internet der Dinge – maßgeblich zur Evolution intelligenter Lebensräume beitragen.