Nordkoreas jüngster Versuch, seine Marinekapazitäten zu modernisieren, endete in einer spektakulären und peinlichen Katastrophe, als das neue 5.000-Tonnen-Kriegsschiff während des Stapellaufs kenterte. Dieses Ereignis, das von Satellitenbildern und Videos dokumentiert wurde, ist nicht nur ein technisches Desaster, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen das abgeschottete Land beim Ausbau seiner Militärflotte zu kämpfen hat. Neben den handwerklichen Fehlern traten nach Angaben von Analysten auch politische Zwänge und fehlende Erfahrung als entscheidende Faktoren zu Tage, die zusammen das vorzeitige Scheitern dieses symbolträchtigen Projekts verursachten. Der Stapellauf eines Kriegsschiffs ist ein komplexes technisches Manöver, das präzises Know-how und jahrelange Erfahrung erfordert.
Im Fall Nordkoreas wurde eine für Kriegsschiffe ungewohnte Methode angewandt: das seitliche Stapeln. Bei dieser Technik wird das Schiff seitlich ins Wasser gelassen, anstatt es mit dem Bug voraus in die Wellen gleiten zu lassen. Während diese Methode in der Schiffsbauindustrie bei bestimmten Schiffstypen und bei geringeren Schiffgrößen durchaus gebräuchlich und wirtschaftlich sein kann, ist sie besonders heikel bei großen Marineschiffen im Bereich von mehreren tausend Tonnen. Die Einführung dieser Methode bei einem solch großen Zerstörer, der mit 470 Fuß Länge bislang das größte von Pyongyang gebaute Kriegsschiff darstellt, war mutig, jedoch offenbar auch unüberlegt. Experten meinen, dass das nordkoreanische Schiffswerft-Management und die beteiligten Ingenieure vermutlich nicht über ausreichende Erfahrung mit seitlichen Stapelvorgängen bei dieser Größenordnung verfügten.
Die Folge war ein Ungleichgewicht beim Eintritt in das Wasser, das den Zerstörer in kippende Bewegung versetzte und letztlich zum Kentern führte. Die betroffene Werft befindet sich in Chongjin an der nordöstlichen Küste Nordkoreas. Diese Gegend hat bisher eher kleinere Schiffe produziert, beispielsweise Fischereiboote oder Frachtschiffe. Der Sprung zum Bau eines modernen Kriegsschiffs dieser Größe erforderte bedeutende Anpassungen in den Werfthallen, die Technik und das Personal. Eine aktuelle Analyse des Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington unterstreicht, dass der Standort in Chongjin kaum Erfahrung bei komplexen Marinebauvorhaben dieser Dimension besitzt.
Das führt zu einem Mangel an technischem Wissen und praktischer Umsetzungskompetenz, was auch bei der Stapelung gravierend zum Tragen kam. Neben den technischen Schwierigkeiten spielte auch der politische Druck eine nicht zu unterschätzende Rolle. Kim Jong-un, der nordkoreanische Machthaber, verfolgt seit Jahren eine Strategie zur Modernisierung und Expansion der Marineflotte, die traditionell auf sowjetischen Designs basiert. Der 5.000-Tonnen-Zerstörer ist Teil dieser ehrgeizigen Pläne zur Erhöhung der marine-strategischen Fähigkeiten des Landes.
Der erfolgreiche Stapellauf hätte symbolisch und propagandistisch große Bedeutung gehabt, insbesondere vor internationalem Publikum. Die Tatsache, dass Kim Jong-un persönlich bei der Stapellaufzeremonie anwesend war, verdeutlicht die politische Signifikanz des Ereignisses. Doch ausgerechnet in einem solchen Ergebnis manifestierte sich eine gefährliche Haltung: unter starkem Zeitdruck und mit überhöhten Erwartungen wurden Risiken eingegangen, für die die Infrastruktur und die Expertenkapazitäten vor Ort noch nicht ausreichten. Die misslungene Stapelung führte nicht nur zu einem schweren materiellen Verlust, sondern auch zu hohen politischen Verwerfungen im Regime. Medienberichten zufolge wurden nach dem Vorfall mehrere hochrangige Offiziere und leitende Ingenieure festgenommen.
Kim Jong-un bezeichnete den Unfall als ein „kriminelles Versagen“, was verdeutlicht, wie dramatisch das Scheitern intern gewertet wird. Die Auswirkungen des Fehlschlags reichen über den materiellen Verlust hinaus. Die international beobachteten Bilder und Berichte über das sinkende Schiff schwächen das Image Nordkoreas als militärische Großmacht. In Zeiten, in denen der Staat ohnehin von Sanktionen und isolierenden Maßnahmen geschwächt ist, wirkt eine solche Panne wie ein Symbol für innere Schwachstellen und technische Rückständigkeit. Für Kim Jong-un stellen die Schiffsbauprojekte jedoch weiterhin einen essenziellen Pfeiler seiner Strategie zur militärischen Stärkung dar.
Es ist daher wahrscheinlich, dass trotz dieser Niederlage die Entwicklung und der Bau neuer Kriegsschiffe fortgesetzt werden, möglicherweise jedoch mit größeren Investitionen in technische Schulungen und externe Beratung. Die Methode des seitlichen Stapellaufs an sich ist kein Novum in der Schiffsindustrie, aber sie birgt Risiken, die bei einer mangelnden Erfahrung schnell zu katastrophalen Ergebnissen führen können. Das Ereignis wirft deshalb grundsätzliche Fragen zur Planung und Entwicklung der nordkoreanischen Marineindustrie auf. Ob Nordkorea künftig andere Technologien oder traditionelle Stapelmöglichkeiten nutzen wird, ist angesichts dieser Erfahrung unklar. Sicher ist jedoch, dass das Land immense Schwierigkeiten hat, das benötigte Know-how für die Konstruktion und Inbetriebnahme moderner Großkampfschiffe aufzubauen.
Die Fehlplanung und dürftige Ausführung zeigen auch, dass die militärische Expansion Nordkoreas durch technische und logistische Engpässe gebremst wird. Auch wenn diese militärischen Projekte vor allem als Machtdemonstrationen gegenüber der eigenen Bevölkerung und internationalen Gegnern dienen, sind sie unerlässlich für den Machterhalt im inneren Machtgefüge. Die Tatsache, dass die Führung solche gravierenden Fehler nicht nur toleriert, sondern eigens bestrafen lässt, zeigt den hohen Druck auf die Verantwortlichen. Zusammenfassend offenbart der misslungene Start des 5.000-Tonnen-Zerstörers eine Kombination aus fehlender technischer Expertise, unzureichender Infrastruktur und einem überhasteten politischen Zeitplan.
Dieser Fehlschlag ist Symptom für die zahlreichen Herausforderungen, mit denen Nordkorea bei der Modernisierung seiner Streitkräfte konfrontiert ist. Die interne Reaktion mit Verhaftungen und Schuldzuweisungen verdeutlicht die ernsten Konsequenzen innerhalb des Regimes. Dennoch bleibt die strategische Zielsetzung, die Marine als ein Element nationaler Stärke auszubauen, bestehen – und damit auch die Hoffnung, dass zukünftige Projekte besser vorbereitet und durchgeführt werden. Ob das Land dieses Ziel erreichen kann, bleibt jedoch angesichts der bisherigen Erfahrungen fraglich.