Die Logistikbranche erlebt aktuell eine bedeutende Entwicklung: Nach einer sechsjährigen Pause haben FedEx und Amazon ihre Partnerschaft für den Paketversand wieder aufgenommen. Diese Zusammenarbeit konzentriert sich vor allem auf die Zustellung von größeren Paketen an Privatkunden, was ein interessantes Signal sowohl für die Marktstrategien beider Unternehmen als auch für die gesamte Lieferlogistik darstellt. Die ehemals beendete Partnerschaft wurde 2019 auf Eis gelegt, als der damalige Vertrag auslief und Amazon sich mit dem Aufbau seines eigenen Logistiknetzwerks stärker unabhängiger von externen Dienstleistern machen wollte. Doch die erneute Vereinbarung zeigt, dass speziell im Bereich der sogenannten letzten Meile und bei schweren Sendungen Synergien vorhanden sind, die FedEx ausnutzen möchte, um das Umsatzpotenzial zu erhöhen. Die Neuverhandlung und der Abschluss des mehrjährigen Vertrags zeigen, dass FedEx eine strategische Rolle bei der Zustellung großer Pakete für Amazon einnimmt.
Ein Sprecher von Amazon betonte, FedEx sei nun Teil eines Netzwerks von Drittanbietern, das neben UPS und der US-Post dazu beiträgt, die Kapazitäten optimal zu balancieren und den Kundenservice zu verbessern. Damit unterstreicht Amazon, dass es nicht ausschließlich die Zusammenarbeit mit FedEx sucht, sondern ein diverses Lieferpartner-Ökosystem pflegt, um Lieferengpässe zu vermeiden und flexibel auf unterschiedliche Paketarten reagieren zu können. Brie Carere, Chief Customer Officer von FedEx, gab während einer Investorenkonferenz bei der Bank of America bekannt, dass die Partnerschaft „den Ertrag beziehungsweise die durchschnittlichen Einnahmen pro Sendung deutlich steigern werde“. Der Grund dafür liegt vor allem in der Natur der zu transportierenden Sendungen: Im Vergleich zum üblichen Paketgewicht bei Amazon und UPS sind die zu liefernen Pakete eher schwerer und größer. Dies passt gut zu FedEx Ground, einer Sparte, die sich speziell auf den Transport und die Zustellung von schweren oder sperrigen Paketen spezialisiert hat.
Die höhere durchschnittliche Gewichts- und Paketgröße führen somit zu einer Steigerung der durchschnittlichen Rendite pro Paket. Diese fokussierte Zusammenarbeit setzt neue Maßstäbe für die Belieferung privater Haushalte mit sperrigen und schweren Sendungen. Während kleinere Pakete häufig durch Amazons eigene Liefernetzwerke oder andere Drittdienstleister einfacher zu managen sind, erfordern große und schwergewichtige Pakete spezielle Logistiklösungen und mehr Kapazitäten. FedEx ist laut Carere besonders gut darin, diese Herausforderungen zu bewältigen, was der Partnerschaft eine bessere Erfolgsaussicht verleiht. Ein weiterer wichtiger Kontext zur Vereinbarung ist die Entscheidung von UPS, die Versandvolumen für Amazon stark zu reduzieren.
UPS, einer der größten Konkurrenten von FedEx, hat angekündigt, den Versandanteil von Amazon um mehr als die Hälfte bis Mitte 2026 senken zu wollen. Amazon ist auf UPS als Kunden angewiesen, da das Unternehmen 2024 etwa zwölf Prozent seines Umsatzes von Amazon generierte. Dennoch stellt Amazon klar, dass FedExs Rückkehr nicht als Ersatz für UPS zu verstehen sei, sondern als eine Ergänzung im komplexen Liefernetzwerk. Der Blick auf die Hintergründe dieser Entwicklung zeigt auch, dass Amazon zunehmend differenzieren möchte, welche Lieferpartner für welche Aufträge eingesetzt werden. Schwierigere Sendungen, die sich schwerer in das eigene Logistiksystem integrieren lassen, werden offenbar künftig stärker über externe Partner abgewickelt.
Dies bleibt eine clevere Strategie, um die Effizienz in der Zustellung zu erhöhen und auf schrumpfende Kapazitäten zu reagieren, die teils durch Personalreduktionen in eigenen Teams oder Partnerunternehmen entstehen. Logistikexperten erkennen in der Partnerschaft zwischen FedEx und Amazon ein Zeichen für die sich wandelnde Landschaft der Paketzustellung. Die Gewichtung auf große Pakete und die Nutzung von spezialisierter Infrastruktur seitens FedEx eröffnen Perspektiven für eine präzisere Auslastung der Kapazitäten und bessere Margen. Für FedEx bedeutet dies eine willkommene Möglichkeit, das Portfolio mit einem bedeutenden Kunden auszubauen und zugleich die Auslastung ihrer Ground-Dienste zu erhöhen. Weiterhin ist diese Partnerschaft ein Indiz, dass traditionelle Logistikdienstleister trotz der eigenen Investitionen von Amazon in eigene Lieferflotten weiterhin eine wesentliche Rolle in der Endkundenbelieferung spielen.
Während Amazon Prime und das unternehmenseigene Zustellsystem das Rückgrat der schnellen Lieferung bilden, können etablierte Dienstleister bei speziellen Bedürfnissen schneller und effizienter reagieren. FedEx hat sich hier eine Nische geschaffen, in der sie durch Kompetenz im Umgang mit schweren Paketen und deren schnellen Zustellung differenzieren können. Für die Logistikbranche ist dies zudem ein Lehrstück über die Bedeutung flexibler Partnerschaften im digitalen Zeitalter. Die Kombination von internen Lieferkapazitäten mit mehreren externen Partnern zeigt, wie komplex und gleichzeitig dynamisch das moderne Liefernetzwerk inzwischen geworden ist. Unternehmen wie FedEx und Amazon sind gezwungen, ihre Strategien ständig anzupassen, um wettbewerbsfähig und marktgerecht zu bleiben.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die erneute Zusammenarbeit zwischen FedEx und Amazon ein wichtiger Schritt zur Optimierung der Lieferkette ist – insbesondere im Umgang mit schwereren und größeren Sendungen. Während Amazon weiterhin selbst an der Ausweitung seiner Logistik arbeitet, bleibt FedEx ein wichtiger Partner, um die anspruchsvollen Anforderungen der letzten Meile zu erfüllen. Für FedEx bedeutet das eine Steigerung der Durchschnittserlöse und eine verbesserte Positionierung im Wettbewerb mit anderen großen Playern wie UPS. Der Markt wird diese Entwicklung sicherlich weiter aufmerksam beobachten, da sie Schlüsselindikatoren für kommende Trends in der Logistik darstellt.