Bazaar, eine verteilte Versionskontrollsoftware, die ursprünglich von Canonical entwickelt wurde, spielte über viele Jahre eine zentrale Rolle in der Open-Source-Community, insbesondere im Umfeld von Ubuntu und Launchpad. Als eine Alternative zu anderen Systemen wie Git war Bazaar vor allem wegen seiner einfachen Bedienung und Integration im Launchpad Ökosystem beliebt. Doch wie es in der Welt der Softwareentwicklung üblich ist, verändert sich die Landschaft beständig. Alte Technologien weichen neuen, effizienteren und besser unterstützten Lösungen. So steht die Abschaltung von Bazaar Code Hosting bei Launchpad nun unmittelbar bevor und bringt für Entwickler, Projekte und Communities einschneidende Veränderungen mit sich.
Understanding Bazaar und seine Bedeutung Bazaar (manchmal kurz bzr genannt) ist ein verteiltes Versionskontrollsystem, das sich durch seine Benutzerfreundlichkeit und einfache Integration mit Plattformen wie Launchpad auszeichnete. Besonders Projekte, die eng mit Ubuntu verbunden sind, nutzten Bazaar über Jahre hinweg. Bazaar ermöglicht es mehreren Entwicklern, gleichzeitig an einem Projekt zu arbeiten, Änderungen zu verfolgen und verschiedene Entwicklungsstände zu verwalten, ähnlich wie Git. Während Git mittlerweile zum De-facto-Standard in der Versionskontrolle geworden ist, war Bazaar lange eine wichtige Alternative – insbesondere für Nutzer, die weniger komplexe Workflows bevorzugten oder die native Unterstützung von Launchpad schätzten. Launchpad als Plattform Launchpad ist eine von Canonical betriebene Plattform, die umfassende Hosting-Angebote für Open-Source-Projekte bietet.
Neben dem Hosting von Quellcode werden auch Fehlerverfolgung, Übersetzungsdienste, Paketquellen und andere Funktionen für die Projektverwaltung bereitgestellt. Zeitweise war Bazaar die einzige Versionskontrolllösung auf Launchpad, was ihm eine starke Stellung sicherte. Neben der Backend-Unterstützung stellte Launchpad auch das „Loggerhead“ Frontend bereit, eine Weboberfläche, die es ermöglichte, Quellcode direkt im Browser einzusehen. Warum wird Bazaar eingestellt? Die Entscheidung, Bazaar nun endgültig auszumustern, ist durch verschiedene Faktoren bedingt. Erstens hat Bazaar seine Blütezeit bereits vor über einem Jahrzehnt erlebt.
Die letzte offizielle Version von Bazaar stammt aus dem Jahr 2016, seitdem gab es nur noch eine Community-gepflegte Fork namens Breezy. Die Aktivität und Relevanz von Bazaar hat sich seitdem stetig verringert. Modernere Systeme wie Git bieten umfangreichere Funktionen, eine größere Community, bessere Unterstützung durch Entwicklerwerkzeuge und Hosting-Anbieter. Ein weiterer wichtiger Grund ist der erhebliche Aufwand, der weiterhin betrieben werden muss, um Bazaar am Leben zu halten. Die Entwicklung und Wartung der benötigten Infrastruktur, die Aufrechterhaltung von Betrieb und Sicherheit sowie die Anpassungen an neue Anforderungen binden erhebliche Ressourcen.
Diese Ressourcen kann Launchpad besser einsetzen, wenn sie für die Unterstützung und Weiterentwicklung von Git genutzt werden. Zudem stellten Nutzungsanalysen des Loggerhead Frontends fest, dass die Webaufrufe auf dieses Interface seit geraumer Zeit größtenteils nur von Bots oder nicht legitimierten Zugriffen stammen. Der tatsächliche Nutzerverkehr beim Code-Browsing ist stark eingebrochen und rechtfertigt somit keine weitere Investition. Was bedeutet das für Nutzer? Für alle Entwickler und Projekte, die bislang Bazaar verwenden, ist die Einstellung des Dienstes ein bedeutender Einschnitt. Obwohl im ersten Schritt das Loggerhead Webfrontend eingestellt wird, bleiben die grundlegenden Funktionen zum Pullen, Pushen und Mergen von Bazaar-Repositories weiterhin erhalten – vorerst zumindest.
Allerdings ist diese Phase zeitlich begrenzt. Ab dem 1. September 2025 plant Launchpad, die Unterstützung für Bazaar vollständig einzustellen. Das bedeutet, dass alle Bazaar-Repositories migriert oder alternative Wege gefunden werden müssen. Unternimmt man keine Migration, besteht die Gefahr, dass Projekte nicht mehr gepflegt, weiterentwickelt oder eingesehen werden können.
Dies stellt Risiken vor allem für kritische Software mit aktiven Communitys dar, die auf eine reibungslose Versionierung angewiesen sind. Migrationsmöglichkeiten und Herausforderungen Die Umstellung von Bazaar auf Git ist technisch möglich, allerdings keine triviale Aufgabe. Es gibt Tools und Methoden, die diesen Prozess unterstützen. Der Klassiker „bzr fastexport“ gilt als weniger zuverlässig und teilweise fehlerbehaftet, weshalb die native Interoperabilität zwischen Bazaar und Git als bessere Alternative empfohlen wird. Hierbei wird das Repository schrittweise in Git konvertiert, wobei eine gewisse Verlangsamung der Prozesse in Kauf genommen wird.
Dennoch bleiben dabei Details wie Tags oder bestimmte Metadaten zum Teil auf der Strecke, was viele Entwickler vor Herausforderungen stellt. Zusätzlich muss bedacht werden, dass einige Launchpad-spezifische Features, die bislang nur mit Bazaar funktionierten, erst für Git adaptiert oder neu entwickelt werden müssen. Beispielsweise ist die Integration der Übersetzungsdienste (Rosetta) mit Git noch nicht vollständig realisiert. Das bedeutet, dass einige Benutzer, die diese Funktionen benötigen, möglicherweise alternative Workflows etablieren oder auf zukünftige Updates warten müssen. Auswirkungen auf Ubuntu und weitere Projekte Da Ubuntu stark auf Bazaar und die Integration mit Launchpad gesetzt hat, wird die Umstellung auf Git auch hier weitreichende Auswirkungen haben.
Das Ubuntu Engineering Team ist bereits in den Diskussionsprozess eingebunden, um Übergangslösungen zu erarbeiten und den Entwicklungsfluss möglichst ohne Unterbrechungen sicherzustellen. Im Rahmen dieser Veränderungen sollen auch interne Tools und Prozesse angepasst werden, um von den Vorteilen von Git zu profitieren und gleichzeitig die Besonderheiten der Ubuntu-Entwicklung zu berücksichtigen. Alternative Hosting-Optionen Für Entwickler, die weiterhin auf Bazaar setzen möchten, gibt es Alternativen außerhalb von Launchpad. Beispielsweise bietet GNU Savannah die Möglichkeit, Bazaar-Repositories zu hosten. Obgleich diese Plattform nicht die gleiche Reichweite und Integration wie Launchpad bietet, könnte sie für einige Projekte eine Übergangslösung darstellen.
Langfristig wird Bazaar allerdings weiter an Bedeutung verlieren, sodass eine Migration auf Git oder eine andere moderne Versionskontrolle empfohlen ist. Emotionale Reaktionen und Community-Stimmung Die Abschaltung von Bazaar bei Launchpad wird von vielen Nutzern mit Bedauern aufgenommen. Vor allem diejenigen, die den Komfort und die Einfachheit von Bazaar schätzten, zeigen sich skeptisch gegenüber der komplexeren und größeren Git-Welt. Es gibt mehrfache Rückmeldungen, die die Möglichkeit eines ‚Braunouts‘ – also eine schrittweise, gestaffelte Abschaltung – als sinnvoll erachten, um den Übergang besser zu gestalten und Nutzer nicht unvorbereitet zu lassen. Launchpad-Entwickler jedoch warnen vor Verwirrung durch instabile Zustände und plädieren für klare Abschlusstermine.
Ein Dank geht im Zuge der Abschaltung auch an engagierte Maintainern wie Jelmer Vernooij, die über Jahre hinweg den Support und die Weiterentwicklung von Breezy und zugehörigen Plugins sicherstellten. Die Wertschätzung ihrer Arbeit unterstreicht, wie wichtig menschliches Engagement auch in Open-Source-Projekten ist. Zukunft von Launchpad nach Bazaar einst Einstellung Trotz des Wegfalls der Bazaar-Unterstützung plant Launchpad, als Plattform erhalten zu bleiben und sich weiterzuentwickeln. Durch die Einstellung von Bazaar können Ressourcen in andere Bereiche, beispielsweise verbesserte Git-Integration, neue Funktionen für die Projektverwaltung und modernisierte Interfaces, investiert werden. Insgesamt soll dies den Nutzerkomfort erhöhen und Launchpad zukunftssicher machen.
Der Wandel ist somit kein Abschied der Plattform, sondern eine klare Neuausrichtung. Fazit Die Einstellung der Bazaar Code Hosting Funktion bei Launchpad symbolisiert den natürlichen Fortschritt in der Softwareentwicklung. Althergebrachte Systeme weichen neueren, leistungsfähigeren Technologien. Die Umstellung birgt zwar Herausforderungen und erfordert Anpassungen in Communitys und Workflows, eröffnet zugleich aber auch Möglichkeiten für effizienteres Arbeiten. Entwickler und Projektverantwortliche sind gut beraten, sich frühzeitig mit den Migrationsmöglichkeiten auseinanderzusetzen und offene Fragen mit den Launchpad-Teams zu klären.
Nur so kann ein reibungsloser Übergang und die langfristige Pflege wichtiger Open-Source-Projekte gewährleistet werden. Die Zukunft liegt unweigerlich bei Git und modernen Plattformen, die durch stetige Weiterentwicklung die Anforderungen der Softwareentwicklung von morgen bedienen. Bazaar bleibt als ein wichtiges Kapitel der Versionskontrollgeschichte bestehen, dessen Einfluss und Lehren auch in der neuen Ära spürbar sein werden.