Virtuelle Realität

Wie Menschen wirklich Kalorien verbrennen: Evolutionäre Erkenntnisse und neue Mythenaufklärung

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Scientist busts myths about how humans burn calories–and why (2022)

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse werfen ein revolutionäres Licht auf den menschlichen Kalorienverbrauch und räumen mit gängigen Mythen über Bewegung und Stoffwechsel auf. Die Forschung von Herman Pontzer zeigt auf, wie unser Körper Energie nutzt und warum Sport allein oft nicht zu Gewichtsverlust führt – und welche evolutionsbiologischen Mechanismen dahinterstecken.

Die Art und Weise, wie Menschen Kalorien verbrennen, ist weitaus komplexer als bislang angenommen. Herman Pontzer, ein renommierter Biologe und Anthropologe, hat in den letzten Jahren mit bahnbrechenden Studien die weitverbreiteten Vorstellungen über Energieverbrauch und Stoffwechsel grundlegend hinterfragt und neu definiert. Seine Erkenntnisse zeigen, dass viele Mythen rund um Kalorienverbrennung und Gewichtsverlust einer sorgfältigen Überprüfung nicht standhalten und werfen ein neues Licht auf den menschlichen Körper und seine evolutionären Anpassungen. In seinem Forschungslabor an der Duke University misst Pontzer mit modernsten Methoden wie dem sogenannten doppelt markierten Wasser den gesamten Energieverbrauch von Menschen unter verschiedenen Bedingungen. Dabei bezieht er neben körperlicher Aktivität auch Stress, Krankheit und die lebenswichtigen Grundfunktionen des Körpers in seine Analyse ein.

Diese ganzheitliche Betrachtung liefert überraschende Resultate, die unsere Sicht auf Bewegung, Ernährung und Gesundheit verändern können. Ein Kernaspekt, der in Pontzers Arbeiten immer wieder auftaucht, ist die Erkenntnis, dass körperliche Aktivität nicht zwangsläufig zu einem höheren Gesamtenergieverbrauch führt. Entgegen der landläufigen Meinung verbrennen Menschen, die viel Sport treiben, im Alltag oft nicht mehr Kalorien als Menschen mit einem eher sitzenden Lebensstil. Dies liegt daran, dass der Körper flexibler als gedacht ist und seinen Energieverbrauch in anderen Bereichen anpasst, um ein energetisches Gleichgewicht zu bewahren. Das heißt, wenn Menschen mehr Kalorien beim Training verbrauchen, reduziert der Körper anderweitig den Energieeinsatz, etwa durch eine Drosselung der Stoffwechselaktivitäten im Ruhezustand oder eine geringere Aktivität in anderen Organen.

Diese Anpassungsfähigkeit ist Teil einer evolutionären Strategie, mit der Menschen trotz großer Anforderungen, wie dem langen Wachstum und der Betreuung von Nachkommen sowie des hohen Energiebedarfs eines großen Gehirns, im Energiemanagement überleben. Obwohl Menschen im Vergleich zu anderen Primaten viel Energie verbrauchen – bis zu 20 Prozent mehr als Schimpansen, 40 Prozent mehr als Gorillas und bis zu 60 Prozent mehr als Orang-Utans – zeigt sich, dass unser Körper clever wirtschaftet. Die Fähigkeit, Energie effizient zu verteilen und zu sparen, war entscheidend für die evolutionäre Entwicklung des Menschen. Pontzer erklärt, dass auch das weit verbreitete Bild, Bewegung allein führe zum Kalorienverlust und damit zur Gewichtsabnahme, einer Korrektur bedarf. Zwar hat Sport viele positive Effekte für die Gesundheit, inklusive verbesserter Herz-Kreislauf-Funktion, besserer Regulation des Blutzuckerspiegels und Unterstützung der Psyche, doch als alleiniges Mittel zum Abnehmen erweist er sich oft als ineffektiv.

Die Kalorienbilanz wird maßgeblich durch die Ernährung beeinflusst, weshalb eine bewusste und ausgewogene Ernährungsweise der Schlüssel zur effektiven Gewichtskontrolle bleibt. Außerdem bieten Pontzers Forschungen spannende Einblicke in die Energieverwendung verschiedener Lebensphasen. Besonders auffällig ist der hohe Energieverbrauch bei Kleinkindern. In den ersten Jahren ihres Lebens verbrauchen sie – gemessen an ihrem Körpergewicht – wesentlich mehr Kalorien als Erwachsene, was mit den Anforderungen des raschen Wachstums, der Hirnentwicklung und der Immunsystembildung zusammenhängt. Diese Tatsache hat wichtige medizinische und ernährungswissenschaftliche Konsequenzen, insbesondere für die Versorgung und Fürsorge von Kindern in Entwicklungsländern.

Darüber hinaus widerlegen seine Studien einige der bislang gängigen Annahmen etwa über den Kalorienbedarf von Schwangeren oder Teenagern: Nach der Korrektur auf Körpermasse unterscheiden sich diese Gruppen kaum im Energieverbrauch von Erwachsenen. Dies zeigt, wie eng und differenziert der menschliche Metabolismus reguliert wird; vieles, was wir intuitiv annehmen, erweist sich bei näherer Betrachtung als ungenau. Ein weiterer faszinierender Aspekt von Pontzers Arbeit ist die Beobachtung, dass Menschen mehr Körperfett speichern als andere Menschenaffen, die allerdings meist weniger schnell Energie verbrauchen. Diese Fettreserven sind nicht nur Überbleibsel moderner Lebensstile, sondern Teil eines evolutionären Energiesicherungssystems. Sie bieten einen Puffer für Zeiten, in denen Nahrung knapp ist oder der Energiebedarf kurzfristig steigt, etwa während Krankheit oder besonders stressigen Lebensphasen.

Pontzers Studien mit verschiedenen Populationen, darunter die Hadza-Jäger und -Sammler aus Tansania, untermauern seine Thesen. Trotz ihres hohen Aktivitätsniveaus zeigen diese Menschen keinen überdurchschnittlich hohen Gesamtenergieverbrauch. Dies liegt daran, dass sie in anderen Bereichen, zum Beispiel bei der Immunantwort oder Stressbewältigung, Energie einsparen. Ihr Stoffwechsel ist so abgestimmt, dass Mehrbelastungen durch Bewegung in anderen energetischen Bereichen kompensiert werden. Dieses Konzept des „Energiekompensationsmodells“ stellt unsere bisherigen Vorstellungen über Kalorienverbrauch fundamental infrage.

Die Implikationen dieser Erkenntnisse gehen weit über die Grundlagenforschung hinaus. Sie beeinflussen Ernährungsrichtlinien, medizinische Beratung und auch die Gestaltung von Programmen zur Gewichtsreduktion. Experten wie Pontzer betonen dabei, dass der Fokus nicht allein auf Kalorienaufnahme und -verbrauch liegen sollte, sondern auch auf einem gesunden Lebensstil, der Bewegung, Ernährung, Stressmanagement und Schlafqualität umfasst. Zudem eröffnen Pontzers Forschungen neue Perspektiven im Umgang mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Problemen. Menschen mit einem aktiven Lebensstil zeigen häufig bessere gesundheitliche Werte, was jedoch weniger einer drastischen Kalorienverbrennung zuzuschreiben ist als vielmehr dem positiven Effekt von Bewegung auf Stoffwechselprozesse und Organfunktionen.

Die Forscherzentrale an der Duke University setzt auch innovative Measuring-Methoden ein. Mittels Messung des ausgeatmeten Kohlendioxids und Verwendung von doppelt markiertem Wasser können sie den Gesamtenergieaufwand in verschiedenen Alltags- und Stresssituationen präzise erfassen. So lässt sich nicht nur ermitteln, wie viel Energie z. B. ein Gehirn während einer anspruchsvollen kognitiven Aufgabe wie einem Mathe-Test verbraucht, sondern auch, wie der Körper auf psychischen Stress reagiert und wie sich das in Kalorien niederschlägt.

Pontzers Ergebnisse zeigen, dass selbst moderate mentale Anstrengung den Energiebedarf merklich steigern kann – ein Aspekt, der bislang kaum berücksichtigt wurde. Die Integration von psychischen Belastungen in den Energiehaushalt eröffnet neue Forschungs- und Anwendungsfelder, etwa im Stressmanagement und in der Prävention stressbedingter Erkrankungen. Die Tatsache, dass der menschliche Metabolismus durch evolutionäre Zwänge limitiert ist und eine Art „Energieobergrenze“ besitzt, erklärt auch, warum exzessives Training nicht unbegrenzt zu höherem Kalorienverbrauch führen kann. Dies hat Auswirkungen auf extrem leistungsorientierte Sportarten und den Umgang mit Übertraining bzw. metabolischem Stress.

Insgesamt liefert Herman Pontzer mit seinen Methoden und Hypothesen eine fundierte, auf jahrelanger Datenerhebung und Analysen basierende Revision der populären Darstellungen zu Kalorienverbrauch und Energiehaushalt beim Menschen. Seine Arbeiten sind wegweisend, weil sie nicht nur biochemische und physiologische Aspekte beleuchten, sondern auch anthropologische, evolutionäre und gesellschaftliche Zusammenhänge einbeziehen, um ein gesamtheitliches Bild zu zeichnen. Für die Leserinnen und Leser bedeutet das vor allem eines: Wer sein Gewicht kontrollieren oder allgemein gesünder leben möchte, sollte sich nicht allein auf Bewegung als Mittel zur Kalorienverbrennung verlassen, sondern Ernährung, Stressreduktion und Bewegung als ganzheitliche Säulen betrachten. Zudem lohnt es sich, die eigenen Erwartungen an Sport und Lebensstil realistisch zu gestalten und wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu berücksichtigen. Abschließend lässt sich sagen, dass Pontzers Forschungen zeigen, wie elegant und komplex der menschliche Energiehaushalt funktioniert, mit einem Mix aus Effizienz, Anpassungsfähigkeit und biologischer Sinnhaftigkeit.

Die Evolution hat uns nicht nur leistungsfähige, sondern auch rundum intelligente Kalorienmanager geschaffen, die weit mehr leisten als wir oft wahrnehmen. Wer diesen Mechanismen mit Respekt und Wissen begegnet, kann seine Gesundheit und Lebensqualität nachhaltig fördern und gleichzeitig ein tieferes Verständnis für die faszinierende Biologie des Menschen gewinnen.

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