Taiwan hat kürzlich Huawei Technologies und Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC) in seine Exportkontrollliste aufgenommen. Diese Entscheidung, die von der Handelsverwaltung des taiwanesischen Wirtschaftsministeriums bekannt gegeben wurde, verpflichtet taiwanesische Unternehmen, vor dem Export von Produkten an diese chinesischen Unternehmen eine behördliche Genehmigung einzuholen. Die Maßnahme ist Teil einer erweiterten Kontrolle, die nun insgesamt 601 Unternehmen aus verschiedenen Ländern umfasst, darunter Russland, Pakistan, Iran, Myanmar und China. Der Hintergrund dieser Entscheidung liegt in der Prävention der Verbreitung von Rüstungstechnologien und anderen sicherheitsrelevanten Aspekten. Taiwan verfolgt hiermit eine Strategie, um seine nationalen Sicherheitsinteressen zu schützen und zugleich die Kontrolle über die sensible Technologielieferkette zu behalten.
Als ein globaler Schlüsselakteur in der Halbleiterindustrie spielt Taiwan mit Unternehmen wie TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) eine zentrale Rolle. TSMC ist einer der weltweit führenden Vertragshalbleiterhersteller und hat Kunden wie Nvidia, ein Unternehmen, das im Bereich Künstliche Intelligenz und Grafikprozessoren weltweit eine Vorreiterrolle einnimmt. Die enge Zusammenarbeit und gleichzeitig die politischen Spannungen zwischen Taiwan, China und den Vereinigten Staaten haben die Lieferketten und Handelsbeziehungen komplexer gestaltet. Taiwan war bereits in der Vergangenheit im Rahmen seiner exportkontrollrechtlichen Maßnahmen vorsichtig im Hinblick auf Lieferungen an chinesische Unternehmen. Die neue Eintragung von Huawei und SMIC in die exportkontrollierten Unternehmen unterstreicht jedoch die steigende Vorsicht und die Reaktion auf sich wandelnde geopolitische Rahmenbedingungen.
Der Fall von TSMC illustriert die Herausforderungen in diesem Zusammenhang deutlich. Im Oktober 2024 wurde festgestellt, dass einer der Chips von TSMC in Huaweis 910B KI-Prozessor verwendet wird. Daraufhin stoppte TSMC die Lieferungen an den Chipdesigner Sophgo aus China, der eine ähnliche Chiptechnologie nutzt. Diese Entscheidung wurde von der US-Regierung unterstützt, welche im November 2024 das US-Handelsministerium anwies, weitere Lieferstopps an chinesische Abnehmer durchzusetzen. Die amerikanischen Restriktionen gegen Huawei zielen darauf ab, dem chinesischen Technologieriesen den Zugang zu wichtigen US- und ausländischen Halbleitertechnologien zu verwehren, die auf US-Technologie basieren – zu denen auch die von TSMC hergestellten Chips gehören.
SMIC, der größte heimische Halbleiterhersteller Chinas, verstärkt zunehmend seine Produktionskapazitäten, um die chinesische Halbleiterindustrie unabhängiger zu machen. Auch wenn die Vereinigten Staaten schon seit längerer Zeit Exportkontrollen gegen SMIC verhängen, bleibt das Unternehmen ein wichtiges Instrument für China, die Abhängigkeit von ausländischen Halbleiterzulieferern zu verringern. Die Aufnahme von SMIC auf die taiwanesische Exportkontrollliste ist dementsprechend ein Eingang in ein wachsendes Zusammenwirken von taiwanesischen und US-amerikanischen Beschränkungen, um technologische Transfers nach China einzudämmen. Die taiwanesische Regierung signalisiert mit der neuen Kontrolle auch ihre Entschlossenheit, chinesischen Firmen den Zugang zu Technologien und Fachkräften von der Insel zu erschweren. Angesichts der historischen Verbindungen und geografischen Nachbarschaft nutzt China verstärkt Maßnahmen wie gezielte Anwerbungen technologieorientierter Talente aus Taiwan und versucht zudem, technologische Innovationen direkt oder indirekt abzuschöpfen.
Das verstärkte Exportkontrollregime soll als Schutzschild gegen diese Aktivitäten dienen und die Position Taiwans als führende Innovationsplattform für Halbleitertechnologien bewahren. Im April 2025 kündigte Huawei an, mit groß angelegten Auslieferungen seines neu entwickelten 910C-KI-Chips an die heimische Kundschaft beginnen zu wollen. Diese Entwicklung dürfte den Druck auf Taiwan und andere Staaten erhöhen, da fortgeschrittene Chipdesigns und -herstellungen in China voranschreiten, trotz der bestehenden Sanktionen und Exportbeschränkungen. Taiwan reagiert auf diese Dynamik mit der konsequenten Anwendung und Erweiterung seiner Kontrollmechanismen. Die Entscheidung Taiwans, Huawei und SMIC in die Exportkontrollliste aufzunehmen, spiegelt die zunehmende Fragmentierung der globalen Halbleiterindustrie wider, die sich in verschiedenen Blöcken mit unterschiedlichen Regeln und Regulierungen organisiert.
Halbleiter sind mittlerweile ein zentraler Faktor wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und geopolitischer Macht, weshalb Länder wie Taiwan, die als Schlüssellieferanten fungieren, ihre regulatorischen Maßnahmen verschärfen. Dabei stehen sowohl wirtschaftliche als auch sicherheitspolitische Interessen gleichrangig im Zentrum. Taiwans Schritt hat weitreichende Auswirkungen auf die internationale Technologiebranche. Unternehmen, die auf taiwanesische Halbleitertechnologien angewiesen sind, müssen sich nun an die neuen Regelungen halten und entsprechende Genehmigungen einholen. Diese zusätzlichen Genehmigungsprozesse könnten zu Verzögerungen und Unsicherheiten in der Lieferkette führen.
Internationale Technologiefirmen verfolgen daher aufmerksam, wie sich die Exportkontrollen weiterentwickeln und ob es in Zukunft zu einer noch stärkeren Isolation Chinas in diesem Bereich kommt. Gleichzeitig findet diese Maßnahme vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China statt. Die Vereinigten Staaten hatten bereits eine Reihe von Exportbeschränkungen gegenüber chinesischen Technologieunternehmen verhängt, um deren Zugang zu sensiblen Technologien einzuschränken und die US-amerikanische technologische Vorherrschaft zu sichern. Taiwan schließt sich damit einer internationalen Bewegung an, die darauf abzielt, den Technologietransfer streng zu kontrollieren und strategische Sektoren wie die Halbleiterbranche vor ungewollten Einflussnahmen zu schützen. Allerdings bringt dieser Weg auch Herausforderungen mit sich.
Die Halbleiterindustrie ist durch hochkomplexe und global verflochtene Lieferketten gekennzeichnet. Eine zu starke Fragmentierung könnte zu Produktionsengpässen führen und die Innovationsgeschwindigkeit verlangsamen. Firmen müssen daher einen Balanceakt vollziehen, zwischen der Einhaltung sicherheits- und außenpolitischer Vorgaben und der Notwendigkeit, globale Märkte effizient zu bedienen. Auch für die politische Landschaft Taiwans ist die fortgesetzte Verstärkung der Exportkontrollen ein wichtiges Signal. Das Land steht zwischen unterschiedlichen geopolitischen Kräften und muss seine wirtschaftlichen Interessen gegen sicherheitspolitische Risiken abwägen.