Seit mehr als vier Jahren erkundet der NASA-Rover Perseverance den Mars und sammelt Proben von Gestein, Boden und Atmosphäre in versiegelten Metallröhren, die eines Tages zur Erde zurückgebracht werden sollen. Die Proben, aufgenommen im uralten Jezero-Krater, könnten entscheidende Hinweise auf früheres oder gegenwärtiges Leben auf dem Roten Planeten liefern. Doch nun steht dieses sorgfältig geplante und mit Milliarden Dollar finanzierte Vorhaben vor einem abrupten Ende – mit den Auswirkungen eines im Jahr 2025 vorgeschlagenen Haushaltsplans der Trump-Regierung, der eine drastische Kürzung und die vollständige Streichung des Programms für die Probenrückführung vorsieht. Diese Entwicklung ist nicht nur ein schwerer Schlag für die NASA, sondern wirft auch bedeutende Fragen zur Zukunft der US-Weltraumforschung und internationalen Kooperationen auf. Das Mars Sample Return (MSR)-Projekt ist eine Partnerschaft zwischen der NASA und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA).
Ziel ist es, erstmals Proben vom Mars zur Erde zurückzuholen. Dieses Projekt gilt seit Jahrzehnten als eine der größten wissenschaftlichen Herausforderungen und würde es Forschern ermöglichen, das Marsmaterial mit modernster Labortechnik zu analysieren – weit detaillierter als es vor Ort möglich ist. Bis dato ist keine Mission geplant, die solche Proben in vergleichbarer Qualität und Quantität zurückbringen kann. Die von der Trump-Administration vorgeschlagene Streichung des MSR-Programms basiert vorrangig auf zwei Argumenten: dem angeblich überhöhten Budget und der Idee, dass bemannte Marsmissionen die Probenrückführung übernehmen sollten. Demgegenüber stehen Stimmen aus der Wissenschaft, die dieses Argument als unrealistisch und schädlich betrachten.
Ehemalige Marsprogrammleiter und erfahrene Planetenwissenschaftler weisen darauf hin, dass ein bemannter Marsflug frühestens gegen Ende der 2030er oder Anfang der 2040er Jahre realistisch ist – also nach oder zumindest zeitgleich mit den ursprünglich geplanten Rückführungsmissionen. Außerdem warnen Experten, dass Menschen auf Mars die Proben durch Mitnahme von irdischem Leben kontaminieren könnten, was die wissenschaftliche Aussagekraft der Proben beeinträchtigen würde. Seit ihrem Mars-Landeanflug im Februar 2021 hat der Perseverance-Rover umfassende Daten und Proben aus dem Jezero-Krater gesammelt, einem Bereich, der vor Milliarden von Jahren einen See mit einem natürlichen Flussdelta beherbergte. Dieses Gebiet gilt als sehr vielversprechend für die Suche nach Spuren von uraltem Leben. Die gesammelten Proben sind sorgfältig versiegelt und für den Transport vorbereitet – eine mehrstufige Probenrückführungsmission sollte sie in den 2030er Jahren zur Erde bringen.
Doch der politische Knall Anfang Mai 2025 erschütterte das Projekt nachhaltig, als der US-Haushaltsentwurf eine fast 25-prozentige Kürzung des NASA-Haushalts vorsah, insbesondere im Wissenschaftsbereich, und die völlige Einstellung von MSR anstrengte. Die Reaktionen in der Fachwelt waren deutlich und kritisch. MSR wurde wiederholt in Fachgremien als die wichtigste Priorität der US-amerikanischen Planetenforschung eingestuft. Solche Priorisierungen werden von sogenannten Decadal Surveys getroffen, welche wissenschaftliche Pläne und Empfehlungen für die nächsten zehn Jahre formulieren – und die Probenrückführung stand über Jahre hinweg ganz oben auf der Wunschliste. Eine Streichung gefährdet nicht nur den wissenschaftlichen Fortschritt, sondern auch den Status der USA als führende Weltraumnation.
Die internationale Dimension des Verfahrens ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Die ESA investiert neben den USA umfangreiche Mittel und technisches Know-how. Das europäische Earth Return Orbiter-Projekt ist entscheidend, um die Proben vom Marsorbit zurück zur Erde zu bringen. Ein Abbruch des NASA-Teils könnte die milliardenschweren Investitionen der ESA und der europäischen Industrie zu einem wirtschaftlichen Verlust machen und das Vertrauen in transatlantische Weltraumkooperationen untergraben. Im Gegensatz zur umfangreichen MSR-Mission planen andere Raumfahrtnationen, darunter insbesondere China, simplere Probenrückführungen, die Material nur von begrenzten und leichter zugänglichen Bereichen sammeln sollen – so genannte „Grab-and-Go“-Missionen.
Obwohl kostengünstiger und früher realisierbar, fehlt diesen jedoch der wissenschaftliche Anspruch, mehrfach und gezielt Proben von unterschiedlichen Marsregionen zu sammeln, um eine umfassende Analyse zu ermöglichen. Ein solcher wissenschaftlicher Kompromiss würde potenziell zu weniger aussagekräftigen Ergebnissen führen. China könnte mit einer derartigen Mission bereits um 2030 starten und damit den USA im Wettlauf der Marsprobenrückführung zuvorkommen. Neben den wissenschaftlichen und technischen Bedenken äußern Experten auch strategische Befürchtungen. Das Einstellen eines so bedeutenden NASA-Projekts sendet Signale, dass die US-Regierung weniger Interesse an der Führung in der Weltraumforschung hat.
Das könnte dazu führen, dass andere Nationen, wie China, Russland oder neue Akteure, die Lücke füllen und ihre Position im interplanetaren Raum ausbauen. Es geht hierbei nicht nur um Wissenschaft, sondern auch um geopolitische Innovation und technologische Vorherrschaft. Darüber hinaus würde eine Streichung des MSR-Programms den Verlust von Arbeitsplätzen, Know-how und industriellen Kompetenzen zur Folge haben. Die lange Entwicklungszeit und der enorme Finanzaufwand, der in das Programm investiert wurde, gingen verloren. Die NASA hätte große Schwierigkeiten, solch ein Projekt zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen, insbesondere unter komplexeren politischen und wirtschaftlichen Bedingungen.
Die Hoffnung einiger Beobachter liegt darauf, dass der US-Kongress das vorgeschlagene Budget überarbeiten und den NASA-Haushalt wieder auf ein Niveau heben wird, das das Mars Sample Return-Programm fortsetzen kann. Dennoch bleibt abzuwarten, ob die politische Führung, darunter auch kommende NASA-Administratoren, den Mut aufbringen, das Projekt gegen Kürzungsdruck zu verteidigen. Auch wenn das Ziel bemannter Marsmissionen eine Vision der Zukunft bleibt, sehen viele Fachleute die Probenrückführung als unabdingbaren Zwischenschritt, um grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse zu sichern, bevor Menschen den Mars besuchen – so könnten Kontaminationen verhindert werden und gleichzeitig ein umfangreiches Verständnis der planetaren Geschichte aufgebaut werden. Europa zeigt unterdessen vorsichtige Gelassenheit. Die ESA verfolgt die Entwicklungen in den USA aufmerksam, hält aber an ihren Verpflichtungen fest und baut ihre Kooperationen weltweit aus, unter anderem mit Indien.
Diese neue Partnerschaft und die Suche nach alternativen Kooperationen unterstreichen, dass der Weltraum keine alleinige Domäne einer Nation mehr ist und zukünftige Missionen zunehmend multilaterale Anstrengungen erfordern. Zusammenfassend steht das Mars Sample Return-Projekt am Scheideweg. Der geplante Haushaltsentwurf aus dem Weißen Haus gefährdet die langjährige Arbeit von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Weltraumagenturen weltweit. Ein Abbruch würde nicht nur potenzielle wissenschaftliche Durchbrüche blockieren, sondern auch den Ruf und die Position der USA als führende Weltraumnation gefährden. Die kommenden Entscheidungen des US-Kongresses, der NASA-Spitze und globaler Partner werden daher richtungsweisend für den Kurs der Marsforschung und darüber hinaus sein.
Die Welt blickt gespannt darauf, ob der Traum, die ersten hochqualitativen Marsproben zur Erde zurückzuholen, Realität bleiben wird oder im politischen Zwist zwischen Haushaltskürzungen und langfristigen Visionen verloren geht.