Chinas führende Banken – die sogenannten Big Five – stehen vor einem wachsenden Druck, ihre Profitabilität zu erhalten. Im ersten Quartal 2025 meldeten sie allesamt schmalere Margen, teils sogar sinkende Gewinne. Diese Entwicklung spiegelt die anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen wider, die das Land und das Bankensystem belasten. Neben dem sich verschärfenden Schuldenproblem in der Immobilienbranche belastet auch der eskalierende Handelskonflikt zwischen China und den Vereinigten Staaten die Ertragslage der Institute. Die wirtschaftliche Lage bleibt volatil, was sich insbesondere auf die Kreditvergabe, den Margendruck und das Risiko von notleidenden Krediten auswirkt.
Die wirtschaftliche Slowdown-Phase, in der sich China befindet, setzt die staatlichen Großbanken unter Druck. Die China Construction Bank, einer der größten Kreditgeber des Landes, verzeichnete im ersten Quartal 2025 einen Rückgang des Nettogewinns um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Unternehmen verwies darauf, dass die globale Wirtschaftswachstumsmotoren schwach bleiben und der internationale Handel – belastet durch steigende Zölle – vor erheblichen Herausforderungen steht. Die zunehmenden Volatilitäten auf den Märkten spiegeln sich in der Kalkulation der Risiken und somit in den Finanzkennzahlen der Bank wider. Auch der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), die weltweit größte Bank nach Vermögenswerten, sowie der Bank of China wurde ein Rückgang der Gewinne gemeldet.
ICBC verzeichnete einen Gewinnrückgang von vier Prozent, während die Bank of China 2,9 Prozent weniger Gewinn als im Vorjahr auswies. Trotz dieses Rückgangs verbleiben die Not leidenden Kredite (NPLs) bei den meisten Instituten stabil oder sinken leicht, was kurzfristig positiv bewertet wird. Experten warnen jedoch davor, dass sich dieser Trend angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten bald umkehren könnte. Ein entscheidender Belastungsfaktor ist die Krise im chinesischen Immobiliensektor. Zahlreiche Immobilienentwickler kämpfen mit hohen Schulden und drohenden Zahlungsausfällen.
Diese Situation wirkt sich unmittelbar auf die Kreditportfolios der Großbanken aus, da viele von ihnen umfangreiche Finanzierungen an die Branche vergeben haben. Die Risiken aus diesen Engagements sind zunehmend in den Bilanzen sichtbar und belasten die Erwartungen an zukünftige Erträge. Die Bank of Communications und die Agricultural Bank of China konnten trotz des schwierigen Umfelds eine leicht positive Gewinnentwicklung verzeichnen. Ihre Zuwächse lagen bei 1,5 beziehungsweise 2,2 Prozent im ersten Quartal. Dennoch war auch bei diesen Instituten ein Rückgang der Margen zu verzeichnen, was zeigt, dass die Gewinnoptimierung angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen allgemein unter Druck steht.
Die rückläufigen Margen sind nicht nur Folgen der makroökonomischen Einflüsse, sondern auch der geldpolitischen Entwicklungen. Chinas Zentralbank hält die Leitzinsen auf einem konstanten Niveau, um das Wirtschaftswachstum zu stabilisieren. Es wird allerdings erwartet, dass in den kommenden Monaten weitere Zinssenkungen folgen könnten, um den Belastungen des Handelskonflikts und des häuslichen wirtschaftlichen Gegenwinds zu begegnen. Während diese Maßnahmen den Schuldendienst für Unternehmen erleichtern können, haben sie für die Banken den Effekt, dass die Net Interest Margins, also die Nettozinsspannen, weiter komprimiert werden und somit die Profitabilität der Kreditinstitute weiter sinkt. Experten von Moody’s analysieren, dass die Kreditvergabe an kleine und mikroökonomische Unternehmen weiterhin nachwachsend ist, wenngleich das Wachstum an Tempo verliert.
Diese Unternehmen sind wichtige Motoren für die Wirtschaft, bergen allerdings auch erhöhte Asset-Risiken, da sie besonders sensibel auf Wirtschaftsschwankungen und Tarifkonflikte reagieren. Vor diesem Hintergrund wird es für die Banken zunehmend wichtiger, das Risikomanagement zu intensivieren und die Qualität ihrer Kreditportfolios genau zu überwachen. Ein weiterer langfristiger Faktor, der die Vermögenswerte der Banken beeinflusst, ist die wirtschaftliche Umstrukturierung Chinas hin zu High-Tech, sauberer Energie und fortschrittlicher Fertigung. Während diese Branchen enormes Wachstumspotenzial bieten, sind sie gleichzeitig mit einer Reihe von „unseasoned risks“ verbunden – das heißt, Risiken aus unerprobten, neuen Finanzierungsformen, unzureichenden Erfahrungswerten und möglichen regulatorischen Anpassungen. Die Big Five müssen entsprechende Strategien entwickeln, um diese Risiken zu bewältigen und den wachsenden Finanzierungsbedarf innovativer Sektoren zu decken, ohne ihre eigene Bilanz zu gefährden.
Chinas Banken spielen eine zentrale Rolle darin, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu stabilisieren. Der Staat hält weiterhin große Anteile an den wichtigsten Instituten, was politische Interdependenzen und Interventionen wahrscheinlicher macht. In Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten kann die Regierung deshalb auch mit weiteren fiskalischen und geldpolitischen Stimuli reagieren, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und Pleiten zu verhindern. Das Umfeld bleibt jedoch durch die Handelskonflikte, die schwache Nachfrage und die Unsicherheit auf den Weltmärkten komplex und stellt das Bankensystem vor gravierende Herausforderungen. Die Analysten erwarten, dass vor allem im zweiten Halbjahr 2025 die Belastungen für die Kreditportfolios deutlich zunehmen werden.
Die Not leidenden Kredite könnten ansteigen und die Banken müssten mehr Rückstellungen bilden, um die potenziellen Ausfälle abzufedern. Dies könnte die Profitabilität weiter drücken und das Vertrauen in das Bankensystem beeinträchtigen. Die Frage, wie schnell und effektiv die Banken auf diese Herausforderungen reagieren, wird entscheidend dafür sein, wie stabil sie langfristig bleiben. Die enge Verknüpfung von Chinas Banken mit der Immobilienwirtschaft sowie die globalen Handelsverflechtungen machen die Situation zusätzlich sensibel. Ein eskalierender Handelskonflikt oder eine Fortsetzung der Immobilienkrise könnten die Entwicklung der Banken stärker beeinträchtigen, während positive politische Maßnahmen und eine Stabilisierung der Weltmärkte die Situation entlasten könnten.