In der dynamischen Welt der Kryptowährungen hat Circle Internet Financial mit seiner Stablecoin USDC in den letzten Jahren eine wichtige Rolle eingenommen. Die jüngste Entwicklung im Juni 2025, als der US-Senat das GENIUS-Gesetz verabschiedete, markiert einen Meilenstein, der die Branche für Stablecoins grundlegend verändern könnte. Dieses neue Gesetz bietet eine dringend benötigte regulatorische Klarheit und ebnet den Weg für breite Akzeptanz und Wachstum. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie sich diese regulatorischen Veränderungen auf die finanzielle Zukunft und das Investitionspotenzial von Circle auswirken. Ein tiefer Einblick in die wirtschaftlichen Grundlagen und Marktdynamiken zeigt, wie das GENIUS-Gesetz Circle positioniert und welche Chancen und Herausforderungen es birgt.
Das GENIUS-Gesetz und sein Einfluss auf Stablecoins Das GENIUS-Gesetz, offiziell „Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins Act“, wurde entworfen, um einen langfristigen und stabilen regulatorischen Rahmen für Stablecoins in den USA zu schaffen. Dies bedeutet, dass Stablecoin-Anbieter ihre digitalen Währungen künftig mit liquiden Vermögenswerten – etwa Bargeld oder kurzfristigen US-Staatsanleihen – hinterlegen müssen. Die Anbieter dürfen keine Ansprüche auf staatliche Unterstützung oder eine FDIC-Versicherung erheben.
Dadurch soll Vertrauen geschaffen und Missbrauch vermieden werden. Die Beseitigung der bisherigen regulatorischen Unsicherheiten wird allgemein als großer Vorteil für den Stablecoin-Markt gesehen, der derzeit ein Volumen von etwa 260 Milliarden US-Dollar aufweist. Circle, als zweitgrößter Herausgeber nach USDC mit einer im Umlauf befindlichen Menge von rund 60 Milliarden US-Dollar, profitiert von dieser Aufwertung des Marktes. Die erwartete Folge ist ein beschleunigtes Wachstum durch unterschiedliche Nutzergruppen – von institutionellen Investoren bis hin zu Unternehmen, die Stablecoins für schnelle und kosteneffiziente Transaktionen einsetzen. Marktreaktionen und Kursentwicklung von Circle nach dem GENIUS-Gesetz Die Verabschiedung des GENIUS-Gesetzes löste sofort eine euphorische Marktreaktion aus.
Die Aktie von Circle, die unter dem Börsensymbol CRCL geführt wird, verzeichnete unmittelbar nach der Gesetzesänderung einen Anstieg von sechs Prozent. Diese Bewegung spiegelt die gestiegene Zuversicht der Investoren wider, da Circle seither im Fokus von Wachstum und Innovation steht. Seit dem Börsengang Anfang Juni 2025 hat sich der Aktienkurs bereits beeindruckend entwickelt. Der Einstiegspreis lag bei 31 US-Dollar, bereits am ersten Handelstag verdoppelte sich der Kurs auf 69 US-Dollar und erreichte innerhalb weniger Tage sogar 115 US-Dollar. Diese schnelle Wertsteigerung zeigt, wie stark das Vertrauen in Circles Wachstumspotenzial und die Bedeutung des GENIUS-Gesetzes für die Branche gewachsen ist.
Finanzielle Analyse und Bewertung: Wie realistisch ist der aktuelle Kurs? Trotz dieser positiven Marktstimmung weist die finanzielle Bewertung von Circle auf eine erhebliche Überbewertung hin. Der Aktienkurs von 178 US-Dollar liegt weit über dem ausgiebig berechneten inneren Wert, der mit zwei anerkannten Bewertungsmethoden auf etwa 39,62 US-Dollar pro Aktie geschätzt wurde. Sowohl die Buffett-Bewertung, die stark auf diskontierten Cashflows basiert, als auch die McGrew-Methode, die das Wachstum in den Vordergrund stellt, kommen zu vergleichbaren Ergebnissen. Die detaillierte Analyse zeigt, dass Circle in den letzten Jahren ein außerordentliches Wachstum bei seinem freien Cashflow (Free Cash Flow, FCF) vorweisen konnte, der im Zeitraum der letzten drei Jahre um jährlich über 240 Prozent zulegte. In einer konservativen Zukunftsprognose wird für die kommenden zehn Jahre eine jährliche Wachstumsrate von zehn Prozent angenommen, was zu einem Free Cash Flow von über 700 Millionen US-Dollar im zehnten Jahr führt.
Diese Wachstumsprojektionen sind durchaus beeindruckend, rechtfertigen jedoch nicht den derzeit extrem hohen Aktienkurs. Darüber hinaus wurden ein Terminalwert mit einer Perpetual-Wachstumsrate und ein Abzinsungsfaktor verwendet, um die wirtschaftliche Gesamtsituation zu bewerten. Der so ermittelte Gesamtunternehmenswert von rund 8,82 Milliarden US-Dollar bildet die Basis für die Intrinsic-Value-Berechnung. Bezogen auf die 222,5 Millionen ausgegebenen Aktien entspricht dies einer angemessenen Bewertung pro Anteilsschein, die mit einem Sicherheitsabschlag von 25 Prozent rund 29,72 US-Dollar beträgt. Finanzstärke und Schuldenmanagement: Circles solide Basis Ein weiterer wichtiger Faktor, der Circle für Anleger attraktiv macht, ist die äußerst stabile finanzielle Basis.
Das Unternehmen hat seine langfristigen Schulden in den letzten Jahren drastisch reduziert – von über 900 Millionen US-Dollar Ende 2021 auf lediglich 37,4 Millionen US-Dollar im ersten Quartal 2025. Das Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital liegt mit 5,02 Prozent auf einem sehr niedrigen Niveau, was auf eine hohe Unabhängigkeit von Fremdkapital hindeutet. Die Zinsdeckungsrate von weit über 269 belegt die Fähigkeit von Circle, seine Schulden problemlos zu finanzieren. Dabei erzielt das Unternehmen einen EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von rund 360 Millionen US-Dollar jährlich, während die Zinskosten mit nur 1,34 Millionen US-Dollar äußerst gering sind. Diese dynamische ist besonders wichtig für das Vertrauen von Investoren in die langfristige Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells.
Zudem verfügt Circle über einen hohen Bargeldbestand, der derzeit bei rund 850 Millionen US-Dollar liegt – dabei sind die 60 Milliarden US-Dollar in USDC-Reserven noch nicht mit eingerechnet, da sie als „restricted cash“ gelten. Diese Liquidität ermöglicht es Circle, Marktschwankungen abzufedern, geplante Investitionen zu tätigen und neue Wachstumschancen zu nutzen. Wachstumsperspektiven unter Einfluss des GENIUS-Gesetzes Die regulatorische Klarheit durch das GENIUS-Gesetz ist zweifellos der Schub, den Circle für weiteres Wachstum benötigt. Experten prognostizieren eine explosive Expansion des Stablecoin-Marktes. Insbesondere USDC kann als „de-facto-Digitaldollar“ eine Schlüsselrolle übernehmen – sowohl bei internationalen Geldtransfers, im Zahlungsverkehr als auch im Bereich der dezentralisierten Finanzen (DeFi).
Die Einnahmen von Circle stammen maßgeblich aus den Zinsen auf die liquide Reserve, die hinter dem Stablecoin USDC steht. Mit steigendem Volumen und zunehmender Nutzung werden diese Zinseinnahmen proportional wachsen. Institutionelle Investoren wie ARK Investment Management, die zum Zeitpunkt des IPOs 150 Millionen US-Dollar investierten, setzen auf Circles Erfolg und unterstreichen das Vertrauen in die Wachstumsstrategie. Dennoch gibt es Risiken, die potenzielle und bestehende Investoren berücksichtigen müssen. Die bereits erwähnte immense Überbewertung könnte bei negativen Marktveränderungen für Kursverluste sorgen.
Forbes beispielsweise warnt davor, dass der Kurs auf 20 US-Dollar fallen könnte, falls regulatorische Hindernisse oder eine negative Marktstimmung einsetzen. Außerdem ist Circles Geschäftserfolg in gewissem Maße von den Zinserträgen abhängig. Sollte die allgemeine Zinslandschaft sich verändern und die Renditen auf kurzfristige Staatsanleihen sinken, würden sich auch die Erträge aus den Reserveanlagen reduzieren. Dies könnte wiederum das Umsatzwachstum und die Profitabilität beeinträchtigen. Fazit: Chancen und Risiken für Investoren im Blick Circle befindet sich an einer wegweisenden Position im Krypto-Markt.
Die regulatorische Absicherung durch das GENIUS-Gesetz bringt dringend benötigte Transparenz und schafft einen expandierenden Markt für Stablecoins. Die finanzielle Gesundheit des Unternehmens ist robust und das Wachstumspotenzial enorm. Dennoch muss die aktuelle Bewertung kritisch hinterfragt werden: Der Aktienkurs reflektiert einen Optimismus, der auf eine Umsetzung aller Wachstumserwartungen ohne größere Komplikationen setzt. Investoren, die auf langfristiges Wachstum spekulieren und Bereich Blockchain sowie Fintech besonders im Auge behalten, finden in Circle einen spannenden Kandidaten, der vom anstehenden Boom des Stablecoin-Marktes profitieren könnte. Gleichzeitig sollten risikobewusste Anleger abwarten und auf Kurskorrekturen setzen, die den Kaufpreis näher an den fundamentalen Wert heranführen.
Insgesamt zeigt die Entwicklung von Circle und die Auswirkungen des GENIUS-Gesetzes, wie wichtig regulatorische Rahmenbedingungen für die Zukunft von Kryptowährungen sind. Das Zusammenspiel von marktwirtschaftlichen Chancen, finanzieller Stärke und regulatorischer Klarheit wird maßgeblich bestimmen, ob Circle seinen Kurs fortsetzen kann oder vor Herausforderungen steht. Die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, inwieweit der Stablecoin-Markt und Circle als einer seiner führenden Anbieter die Erwartungen erfüllen können.