Rose Ferreira blickte zum ersten Mal auf ein Bild des sogenannten „Deep Field“ aus der James Webb Space Telescope-Mission und war tief berührt. Dieses Bild zeigt Galaxien und Galaxienhaufen so scharf und weit entfernt wie nie zuvor. Die Emotionalität, die Ferreira dabei empfand, verbirgt jedoch eine außergewöhnliche Lebensgeschichte, die weit über eine rein wissenschaftliche Leistung hinausgeht. Ihre Reise von einem Leben voller Herausforderungen zur Mitarbeit bei einem der bahnbrechendsten Weltraumteleskopprojekte hat nicht nur ihr Leben verändert, sondern auch eine inspirierende Geschichte geschaffen, die für viele junge Menschen weltweit Hoffnung und Motivation darstellt. Aufgewachsen in der Dominikanischen Republik, hatte Ferreira keinen leichten Start ins Leben.
Im Gegensatz zu vielen Jugendlichen aus wohlhabenderen Regionen fehlte ihr zu Hause der Zugang zu grundlegender naturwissenschaftlicher Bildung. Stattdessen wurden ihr Fähigkeiten wie Kochen und Haushaltsführung vermittelt und von ihr erwartet, ohne Wissen darüber, dass Organisationen wie die NASA überhaupt existieren. Häufige Stromausfälle zwangen Ferreira jedoch dazu, sich auf die natürliche Beleuchtung des Mondes zu verlassen. Dabei entstand bei ihr eine Faszination für diesen Himmelskörper, der ihr in dunklen Nächten als einziger Lichtpunkt diente. Dieser früh geweckte Wissensdurst führte dazu, dass Ferreira begann, Fragen zu stellen und sich mehr für den Kosmos zu interessieren.
Nach ihrer Migration in die Vereinigten Staaten durchlebte sie weitere große Hürden. In einer benachteiligten High School angekommen, wurde ihr aufgrund mangelnder Englischkenntnisse empfohlen, mehrere Klassen wiederholen zu müssen. Entschlossen verließ sie die Schule vorzeitig und schloss stattdessen das General Educational Development-Programm ab, um schneller zur Hochschule zu gelangen. Ihre Situation verschärfte sich, als sie im Alter von 18 Jahren obdachlos wurde und in Bahnhöfen in New York City lebte. Doch ihre Entschlossenheit ließ sie nicht aufgeben.
Durch die Arbeit als Pflegehelferin konnte sie sich schließlich eine Wohnung in Queens leisten und begann, einen Associate Degree zu absolvieren. Trotz schwerer Rückschläge, darunter ein Verkehrsunfall und eine Krebsdiagnose, verfolgte Ferreira beharrlich ihren Traum. Sie schrieb sich an der Arizona State University für ein Studium der Planetarwissenschaften und Astronomie ein – ein Feld, das ihr durch ihr früh erwachtes Interesse an der Mondbewegung und der Erforschung des Weltraums immer nähergekommen war. Ihre Aufnahme in das NASA-Praktikumsprogramm im Frühjahr 2022 war ein Meilenstein, den sie als Geschenk betrachtete. Bei NASA's Goddard Space Flight Center unterstützte sie das Team um das James Webb Space Telescope, besonders bei der Veröffentlichung der ersten eindrucksvollen Bilder des „Deep Field“.
Außerdem trug sie ihre Sprachkompetenz bei, indem sie Inhalte für das spanischsprachige Kommunikationsprogramm von NASA erstellte. Ferreira beschreibt, wie die Arbeit mit den neuesten Weltraumbeobachtungen ihr nicht nur tiefe Einblicke in wissenschaftliche Abläufe gab, sondern auch ihre eigene Motivation stärkte, eine Astronautin zu werden. Das Gespräch mit führenden Wissenschaftlern wie Dr. Michelle Thaller, Moderatorin der Webb-Broadcasts, bot ihr zusätzlich Inspiration und bestärkte sie darin, den Faktor der Öffentlichkeitsarbeit und Wissenschaftskommunikation in den Vordergrund zu rücken. Die Möglichkeit, selbst auf Spanisch die Faszination der Raumfahrt an ein breiteres Publikum zu vermitteln, sieht sie als ihren eigenen Beitrag zur globalen Wissenschaftskultur.
Ferreiras Geschichte ist ein hohes Beispiel dafür, wie persönliche Herausforderungen und äußere Probleme wie Bildungsungleichheit, Sprachbarrieren und sogar Obdachlosigkeit durch Willenskraft und Förderung überwunden werden können. Sie betont, gerade jungen Menschen, die sich für Wissenschaft und Raumfahrt begeistern, den Rat, herauszufinden, ob ihre Leidenschaft echt ist, und dann entschlossen ihren Weg zu verfolgen, egal, welchen Widerständen sie begegnen. Des Weiteren begeistert sie sich für das Artemis-Programm von NASA, welches die Missionen zum Mond neu gestaltet und eine dauerhafte menschliche Präsenz auf dem Erdtrabanten etablieren will. Artemis steht für einen nächsten Schritt in der Erforschung unseres Sonnensystems mit dem Blick auf zukünftige Mars-Expeditionen. Für Ferreira ist der Mond nicht nur ein astronomisches Objekt, sondern ein Symbol für Hoffnung, Ausdauer und den persönlichen Anker in schwierigen Momenten.
Selbst in den dunkelsten Lebensphasen beruhigte sie der Anblick des Mondes, der ihr Trost spenden konnte und sie antrieb, ihre Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Rose Ferreiras Werdegang zeigt eindrucksvoll, wie Wissenschaft und Raumfahrt persönliche Leben transformieren und gesellschaftliche Barrieren überwinden können. Ihr Engagement bei NASA betont ebenso die Bedeutung von Vielfalt und Inklusion in der Wissenschaft – Bereiche, die für Innovation und Fortschritt unerlässlich sind. Mit ihrer Geschichte ermutigt sie insbesondere Minderheiten und unterrepräsentierte Gruppen, sich trotz aller Widrigkeiten nicht von ihrem Traum abbringen zu lassen und aktiv Teil der globalen wissenschaftlichen Gemeinschaft zu werden. In einer Zeit, in der technologische Entwicklungen unser Verständnis des Universums rasch erweitern, setzt Ferreira ein kraftvolles Zeichen dafür, dass Mitwirken in solchen Projekten keine Frage von Herkunft oder Umständen sein muss.